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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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der Mercedes in seine Aufhängung sank. Ein Hauch von Diesel hing in der Luft. Vielleicht stand der Audi in der Gasse? Nein, nichts, weder rechts noch links. Sie lief Gefahr, Wurzeln zu schlagen; die Arme voller Energieriegel und Flaschen mit Mineralwasser, fragte sie sich, ob sie Henri womöglich falsch verstanden habe, und ging dann mit besorgtem Gesichtsausdruck hinein.
    »Verzeihen Sie, Mr. Furneaux ... «
    Er bedachte sie mit seinem leeren Lächeln, doch als er die Riegel und Flaschen sah, zeigte er sein wahres Gesicht: Verärgerung mit einem Anflug von Tyrannei.
    »Nach draußen, in den Audi, hab ich gesagt!«
    »Er ist nicht da.«
    Es dauerte einige Sekunden, bis Furneaux begriff. Er wurde kreidebleich.
    »Was meinen Sie mit, er ist nicht da?«
    Joe mischte sich ein: »Vor fünf Minuten hat er noch draußen gestanden.«
    »Jetzt aber nicht mehr«, beharrte Danielle. »Das Tor ist offen und der Audi ist weg.«
    Der Franzose warf ihr einen langen, ausdruckslosen Blick zu, dann schritt er mit nahezu gespenstischer Anmut an ihr vorbei, gefolgt von den völlig kopflosen Furneaux’. Joes Stiefel traf Danielles Knöchel. Sie drehte sich um die eigene Achse, geriet durch die Dynamik der Bewegung ins Taumeln und ihr Knöchel fing an zu bluten. Die drei Männer verschwanden durch die Hintertür.
    Kurz darauf stürzten Henri und Joe wieder herein. »Aber das Tor war verschlossen, Henri. Ich schwör’s, es war verschlossen.«
    Danielle musterte die Brüder — einen verwirrten und zugleich trotzigen Joe, einen durch Wut und Panik völlig verwandelten Henri — und sie wagte zu fragen:
    »Soll ich die Polizei rufen?«
    Furneaux schnauzte sie an: »Sicher doch, ich sehe direkt vor mir, wie sie alles stehen und liegen lassen, um einen gestohlenen Audi mit Allradantrieb zu suchen.«
    »Vielleicht waren es Jugendliche«, sagte Danielle. »Die haben die Gelegenheit ausgenutzt. Möglicherweise stand das Tor auf und die haben sich gedacht: ›Hey, cool.‹«
    »Hätten die dann nicht eher meinen Wagen gestohlen?«, schrie Furneaux, während Joe mit gekränkter Miene sagte: »Das Tor war verschlossen, verdammt noch mal! Dabei bleib ich.«
    Henri bückte sich, langte unter die Kasse und holte eine Automatik hervor. »Mr. Furneaux!«, entfuhr es Danielle. Sie schlug sich die Hand vor den Mund, obwohl sie insgeheim dachte, dass das Ganze ziemlich abgefahren sei.
    Henri beachtete sie nicht, tastete seinen Anzug nach den Wagenschlüsseln ab, zog sie aus einer Tasche und rief: »Gehen wir!«
    »Wollen Sie denen hinterher?«, fragte Danielle.
    »Und ob wir das wollen!«, erwiderte Joe.
    Henri nickte und zu Danielle gewandt: »Sie bleiben hübsch hier, bis wir zurück sind. Rufen Sie noch nicht die Polizei. Machen Sie den Laden dicht und warten Sie in der Kaffeeküche.«
    Aber, aber, Henri, die haben Ihnen die Luft rausgelassen. »Woher wollen Sie wissen, in welche Richtung die abgehauen sind?«, fragte Danielle, die sich bestens unterhalten fühlte.
    Joe fasste sich an die Nase; der Versuch, den Cleveren zu mimen, und dabei als Clown zu enden.
    »Globales Navigationssatellitensystem.«
    »Verdammt noch mal, halt die Klappe, Joe!« Furneaux schob seinen Bruder zur Hintertür.
    Dort tauchte unvermittelt Le Page auf, den Tracking Monitor aus Henris Mercedes in der Hand und mit einem Blick in Danielles Richtung, derart durchdringend, dass sie jedes spontane Gefühl sofort begrub. »Die haben deine Reifen aufgeschlitzt«, sagte er zu Henri.
    Danielle, die das alles ungerührt verfolgte, sah, wie Joe die Kinnlade herunterfiel, und hörte Henri »Scheiße« knurren. Nur Le Page starrte sie unverwandt an. Um dem ein Ende zu setzen, fragte sie: »Soll ich jetzt die Polizei anrufen?«
    Le Page schüttelte den Kopf. »Nein. Und Sie bleiben hier.«
    Henri und Joe folgten ihm hinaus auf die High Street, wo alle drei in Le Pages Wagen stiegen, einen schwarzen BMW, den er bei Hertz gemietet hatte. Danielle beobachtete, wie er davonbrauste, und während sie das Schild an der Eingangstür von Offen auf Geschlossen drehte, kam sie zu dem Schluss, dass die drei rund zehn Minuten verloren hatten. Und ein nicht unbeträchtlicher Teil von ihr wünschte sich, dass dies reichen möge.

    14

    »Und?«, fragte Eddie, der auf dem Beifahrersitz des Audi saß.
    Wyatt blickte noch mal in den Rückspiegel. »Nichts.«
    Es war acht Uhr fünfzig, sie hatten inzwischen Armadale hinter sich gelassen und fuhren über Nebenstraßen durch Malvern in Richtung Osten. Ab und

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