Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
Vom Netzwerk:
Fenster hoch über den Straßen und betrachtete die länger werdenden Schatten. Als ihm bewusst wurde, dass er mittlerweile Hunger bekommen hatte, erwärmte er ein Fertiggericht in der Mikrowelle und aß es an seinem leeren Tisch, abgeschirmt von der Welt durch Wände und schweres Glas.
    Lydia würde hierbleiben müssen, bis er sich Eddie Oberin und den weiblichen Schützen vorgenommen hatte. Erst dann wäre sie so weit in Sicherheit, dass man sie in eine Privatklinik bringen oder zu Hause pflegen lassen könnte. Sie würde wieder auf die Beine kommen. Abgesehen von einer Narbe, die sie mit ihrem Haar kaschieren konnte, würde sie völlig wiederhergestellt sein. Er stellte einen Nachrichtensender im Radio ein, verfolgte die Meldungen und hörte den Polizeifunk ab. Man brachte nur wenig über den ausgebrannten Audi und nichts davon war neu. Als Lydia wieder zu sich kam, half er ihr, etwas Wasser zu nippen und sogar ein wenig Suppe zu löffeln. Das, was daneben ging und auf ihrer Brust landete, tupfte er mit einem weichen Handtuch ab. Hilflos sah sie zu, wie er an ihr herumtupfte. Es waren Berührungen fast wie von einem Liebhaber. Lydia war bestürzt, wie ihr Körper darauf reagierte, selbst als sie Wyatts Distanziertheit spürte, eine Distanziertheit der schlimmsten Art, die nicht der Rücksichtnahme auf ihren Zustand entsprang, sondern an einem weit entlegenen Ort, wo Wyatt überhaupt nichts fühlte.

    24

    Khandi befand sich irgendwie im Leerlauf, aber das war angenehm. Seit dem Telefongespräch mit dem Juwelier war sie ziemlich aufgekratzt und konnte den nächsten Anruf kaum abwarten. Nur Eddie zog sie runter. Khandi vermutete, dass er an diese dürre Scheißschlampe von Ex dachte. Sie spürte das Bedürfnis, ein paar unbequeme Wahrheiten loszuwerden, also versetzte sie Eddie im Halbdunkel der Hütte, zwischen all dem Staub, den Spinnweben, umgeben vom Geruch nach altem Bratfett, ein paar Schläge und Tritte. »Hast du dir eingebildet, das Miststück lässt dich einfach so ziehen? So läuft das nie.«
    Sie rollte einen Joint, nahm einen Zug und hielt Eddie das Ding hin. »Hier, nimm schon.«
    Eddie nahm ihn und starrte geistesabwesend darauf. »Es ist nur, ich habe gedacht, wir wären uns einig ... «
    In Liebesdingen konnte Khandi nur ein gewisses Maß an Verrat ertragen. »Eddie, diese magere Fotze hätte das mit uns geschnallt und wäre zu den Cops gerannt«, sagte sie brutal. »Diese eifersüchtige Kuh! Sie hätte dich ans Messer geliefert.«
    »Ich hab dir doch gesagt, da war nichts zwischen uns.« Er gab ihr den Joint zurück.
    Khandi nahm einen tiefen Zug. Keine Ahnung, warum, aber sie liebte Eddie. Doch das kann sich ändern, mein Freund, dachte sie und hatte dabei das Geld im Sinn. Sie starrte ihn an. Er sah noch immer niedergeschlagen aus. Trauerte er den alten Zeiten nach? Schuldgefühle, Reue, jetzt, wo es verdammt noch mal zu spät war?
    Ein anderer Gedanke schoss ihr in den Kopf: Vielleicht hatten Eddie und die Kackschlampe eigene Pläne gehabt. Khandi grübelte eine Weile darüber nach. Was vorbei ist, ist vorbei, dachte sie und fixierte ihn. Zeit, dass der Schlappschwanz sich endlich mit ihr befasste und nicht länger mit dieser knochigen, vertrockneten, frigiden Pissnelke von Profijungfrau. Khandi besann sich auf das, was sie am besten konnte, langte hinüber und machte sich an Eddies Hosen zu schaffen.
    Hinterher, als sie das Zeug mit einem Schluck Tequila und einem weiteren Joint neutralisierte, sagte sie: »Außerdem, du hast die Nachrichten gehört. Nichts. Keine Leichen, keiner weiß, wo wir stecken, plus wir haben die Beute. Also entspann dich, Eddie, okay?«
    »Okay.«
    »Ich mein’s ernst.«
    »Mir geht’s gut.«
    »Ich will, dass du dich konzentrierst, auf mich und auf die Sache, die jetzt ansteht.«
    »Herrgott noch mal, ja«, sagte Eddie, griff nach dem Joint und konzentrierte sich darauf.
    »Wird Zeit, mal zu horchen, was Henri Furneaux zu berichten hat«, erklärte Khandi.

    ***

    Mittwochnachmittag, vier Uhr fünfundvierzig.
    Khandi demolierte das Mobiltelefon. Zwar war ihr erster Anruf zu kurz gewesen, um zurückverfolgt oder geortet zu werden, aber der Juwelier hätte inzwischen die Polizei einschalten oder einen Sicherheitsdienst anheuern können, also machten sich Eddie und sie auf die Suche nach einem öffentlichen Telefon. Sie ließen das hügelige Land hinter sich und fuhren Richtung Westen, nach Ringwood mit seinen unzähligen Gebrauchtwagenhändlern. Es gab ein

Weitere Kostenlose Bücher