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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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öffentliches Telefon auf dem riesigen Gelände von Car City, wo niemand sie beachten oder sich später an sie erinnern würde und wo Eddie die Augen offen halten konnte, ob die Cops sich heranpirschten. Sollte das passieren, würden sie beide in der Menge untertauchen, als wären sie ein junges Paar, knapp bei Kasse und auf der Suche nach einer Rostlaube.
    Das Telefon hing neben einem Café und einer verwirrenden Übersichtskarte des Geländes. Furneaux hob ab. »Haben Sie unser Geld?«, fragte Khandi.
    »Es ist nicht Ihr Geld, es ist meins.«
    »Aber, hallo, Mr. Dickkopf! Nun, dann hab ich Neuigkeiten für Sie«, sagte Khandi, die sich derweil fragte, woher plötzlich diese Auflehnung komme. »Ich habe gerade einen Umschlag an Sie abgeschickt.«
    »Was für einen Umschlag?«
    »Einen Umschlag mit Asche, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Sie hatte nichts dergleichen getan. Es war ihr spontan in den Sinn gekommen. Obwohl, die Idee war nicht schlecht. Eines der Papiere zu verbrennen — besser noch, es anzukokeln. Bares bekäme Furneaux dafür nicht mehr und ihm wäre klar, dass sie nicht spaßte und ihm die Asche der Herald Sun geschickt hatte.
    Er schwieg. Dann: »Ich habe keine Million. Ich kann auch keine Million beschaffen.«
    »Tut mir echt leid, das zu hören«, sagte Khandi.
    »Von wo rufen Sie an? Von einem öffentlichen Telefon? Mir war eben so, als hätte ich eine Lautsprecherdurchsage gehört.«
    »Spielen Sie nicht auf Zeit.«
    »Hören Sie, ich kann zehn Riesen auftreiben«, sagte Furneaux.
    »Sie machen Witze.«
    »Fünfzehn.«
    »Es soll heut Nacht kalt werden«, sagte Khandi. Sie trug hautenge Hosen aus Lycra, hohe Pumps, eine pinkfarbene taillierte Jacke aus Vinyl und darunter ein ärmelloses Top. Sie kam mächtig gut an bei den Typen, die den Nachmittag nutzten, um sich mal eben bei Car City umzusehen, und die ihrerseits von Eddie aufs Korn genommen wurden. Sie war wie ein Magnet. Die Spanner fanden immer wieder einen Grund, um kehrtzumachen, sei es, dass sie sich einen Kaffee kauften, sei es, dass sie einen Blick auf die Übersichtskarte neben dem Telefon warfen, wo Khandi stand und versuchte, einem Gauner eine Menge Bares aus dem Leib zu leiern.
    »Kalt?«, fragte der.
    »Gut möglich, dass ich ein Feuerchen machen muss, um mich warm zu halten. Sie wissen schon, ’n bisschen zündeln, Papier ... «
    »Wer sind Sie überhaupt, verdammt noch mal?«, wollte Furneaux wissen.
    Warum zog der Typ eigentlich nicht den Schwanz ein? Khandi spürte die Wut heranrollen wie einen Tsunami. Ihre Finger umklammerten den Hörer und mit der anderen Hand fuhr sie über das Leder ihrer Schultertasche, über die Konturen ihrer .32 Beretta darunter. Ihre einzige Rettung war der Blick in Eddies Gesicht: Ihr toller Mann — wieder mal wahnsinnig eifersüchtig auf die Typen, die sie mit den Augen fickten — fuhr sich mit der Hand über die Kehle, gab ihr, Khandi, zu verstehen, sie möge auflegen. Khandi verpackte ihre gesamte Wut und Enttäuschung in einen frostigen Tonfall: »Ich leg jetzt auf, Henri. Behalten Sie Ihre Post im Auge.«
    »Warten Sie.«
    Khandi wandte der Welt ihr perfektes Hinterteil zu und zwitscherte: »Tschüss, dann.«
    »Fünfzig«, sagte Furneaux.
    »Ich kann rechnen, Junge. Papiere im Wert von zig Millionen, und Sie bieten mir fünfzig Riesen an?«
    »Sechzig.«
    »Etwas zu zaghaft für meinen Geschmack«, erwiderte Khandi. Sie sah sich beunruhigt um. Das dauerte zu lange. Ob man den Anruf schon zurückverfolgte?
    »Ich weiß, wo das Zeug herkommt«, setzte sie nach. »Ein Straßenraub in London, korrekt?«
    Furneaux schwieg und beantwortete damit ihre Frage. In diesem Moment fuhr Eddie einen von den Kerlen an: »Was gibt’s da zu glotzen, Kumpel?« Für Khandi war das wie Balsam nach all seinen Bedenken und seiner trübsinnigen Stimmung von vorhin. Verliebt sein und verliebt bleiben war Schwerstarbeit. Und ganz nebenbei hatte sie hier noch eine Aufgabe zu stemmen. »Allerdings weiß ich nicht, wie Sie die gestohlenen Papiere in die Hände bekommen haben«, sagte sie.
    Schweigen.
    »Sie müssen mit ziemlich einflussreichen Leuten gemeinsame Sache machen oder für die arbeiten. So Kontinente übergreifend, meine ich.«
    Schweigen.
    »Ich wette, die mögen’s gar nicht, wenn man was verkackt, oder? Und, Henri, alter Knabe, haben Sie’s verkackt?«
    Furneaux’ Antwort klang fast, als sei er überzeugt von dem, was er sagte: »Sie haben’s verkackt, nicht ich.«
    »Wie werden Ihre

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