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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Mieser Charakter. Als ich mich beschwert habe, dass Eddie mit ihr rummacht, hat sie mich mit einem Messer attackiert.«
    Sie nahm eine Haarsträhne beiseite. Die Narbe an ihrem Hals war zwar klein, aber bläulich rot und zeugte von grobem Zusammenflicken.
    »Unschön«, kommentierte Wyatt.
    »Worauf Sie einen lassen können«, sagte Mindi und drückte ihre Zigarette aus. »Hören Sie, ich muss wieder an die Arbeit.«
    Wyatt sagte: »Ich muss mich darauf verlassen können, dass dieses Gespräch unter uns bleibt.«
    Sie zuckte mit den Achseln.
    Wyatt gab ihr noch mal fünfzig Dollar. »Wo geht’s nach oben?«
    Mindi sagte nichts, sondern warf nur einen kurzen Blick in eine hintere Ecke, die wie ein schwarzes Loch alles Licht und jede Bewegung magisch anzuziehen und zu verschlucken schien.
    »Danke«, sagte Wyatt.
    »Sollten Sie nachher nichts vorhaben ... « Für einen flüchtigen Moment brach etwas von Mindis wahrem Leben durch, das Bedürfnis nach ganz normaler Zuneigung.
    Wyatt konnte ihr mit einem Nicken dienen und mit einem Lächeln, aber nicht mit Hoffnung.

    ***

    Als Wyatt hinter den verstaubten Samtvorhang neben der muffigen Herrentoilette schlüpfte, stieß er auf eine Treppe aus Beton. Sie führte hoch zu einem von Glühbirnen voller Fliegendreck beleuchteten Flur und weiter zu einer Tür, unter deren Spion eine schlichte weiße Visitenkarte klebte. Er hatte die Behausung von Khandi Cane gefunden. Die Tür war abgeschlossen und Wyatt machte, was er stets machte, er suchte zuerst nach dem Schlüssel, bevor er anderes versuchte. Er entdeckte ihn hinter der Tür gleich daneben, in einer Metalldose, die an einem Magnet zwischen dem Leitungsgewirr einer Warmwasseranlage klemmte.
    Er hatte keine Vorstellungen, was er vorfinden würde. Dessous aus dem Sexshop, Kerzen, New-Age-Kristalle, rosa Briefpapier und einen Lieblingsmantel? Und tatsächlich, er fand dergleichen, er fand aber auch eine Messerkollektion, eine Schachtel Patronen, 9mm, und einen Laptop. In der Duschkabine fand er Chanel Nº 5. Die Minibar war mit französischem Champagner und geräuchertem Lachs ausgestattet. Drei Perücken: rot, blond, brünette. Ein Dutzend Paar Schuhe. Jede Menge Zeitschriften und zwei Bücher: Beherrsche dein Leben, beherrsche die Welt und Gott liebt den Gewinner . Ein paar CDs: Wasserfallgeräusche und Emmylou Harris. Zwei DVDs: Grand Final der Australian Football League 2007 und Piraten der Karibik . Wyatt konnte sich kein richtiges Bild von Khandi machen. Sie hatte Hoffnungen und Träume, ganz offensichtlich, allerdings keine, die ein Herz erweichen konnten.
    Er fuhr ihren Laptop hoch und entdeckte, dass sie das Internet nach allem durchforstet hatte, was mit Henri Furneaux zu tun hatte, mit Juwelenhandel, dem Wiederverkaufswert alter Uhren, Ringe, Broschen und Halsketten.
    Doch nichts darüber, wo sie sich versteckt hielt. Er hörte ihren Anrufbeantworter ab. Eine Nachricht von einem gewissen Stefan: »Schaff sofort deinen Arsch hier runter oder du bist gefeuert.«
    Wyatt blieb noch fünf Minuten in dem armseligen Zimmer und kaum war er draußen, nahm er auch schon eine Veränderung wahr, die buchstäblich in der Luft lag. Er spürte ein Kribbeln in den Nervenenden, als er im dunkleren Bereich des schmuddeligen Flurs die Gegenwart einer klotzigen Gestalt bemerkte, dazu das dumpfe, feindselige Arbeiten von Brust und Lungen eines Mannes, unterlegt mit den Ausdünstungen eines bezahlten Schlägers: Schweiß, Fusel, Zigaretten und Methamphetamin. Als Nächstes fiel ihm die Haltung auf: Der Typ musste Boxer gewesen sein und bevorzugte die Rechte.
    Regel Nummer eins: Nah an den Mann. Wyatt fackelte nicht lange und überrumpelte den Rausschmeißer des Blue Poles.
    »Was hast du hier oben zu suchen, verdammt noch mal?«
    Wyatt sagte nichts. Der Rausschmeißer hatte ihn angesprochen, weil er annahm, die Umstände erforderten es, auch wenn er die Absicht hatte, Wyatt ins Koma zu prügeln und in die Gasse hinter dem Klub zu verfrachten. Und plötzlich stand Wyatt direkt vor ihm, also holte er mit dem rechten Arm aus, sein Gesicht strahlte jetzt vor Vergnügen, sein kahler Kopf schimmerte im schwachen Licht, Hemd und Hosen spannten, als sein massiger Oberkörper und die kräftigen Glieder in Aktion traten.
    Wyatt reagierte in der Millisekunde, bevor der Schlag ihn traf, packte das Handgelenk des Rausschmeißers mit beiden Händen, drehte es im Uhrzeigersinn herum, riss es nach unten, zwang dem Mann eine Drehung auf und stieß ihn

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