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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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trieben sich bei Ikea und Mitre 10 herum.
    Er schlüpfte durch die Öffnung und unter das Dach. Abgestandene Luft, Staub und knarrende Balken. Eine kleine Taschenlampe zwischen den Zähnen, kroch er zur Falltür und machte sie auf. Es war ein altes Haus mit hoher Decke und ihm war klar, hatte er sich erst einmal vom Dachboden heruntergelassen, kam er nicht so leicht zurück.
    Er landete auf dem Boden, eine dumpfe Erschütterung, die den Boden selbst und die Wände zum Vibrieren brachte. Er verharrte reglos. Nichts rührte sich. Ganz sicher hatte Rigby den Alarm an Fenstern und Türen aktiviert, als sie das Haus verlassen hatte, also begab er sich auf die Suche nach dem Anschlusskasten und fand ihn im Flur, neben dem Sicherungskasten. Die Alarmanlage war mit dem Telefonanschluss verbunden, und für den Fall, dass der Strom ausfiel, gab es eine Notversorgung über eine Batterie. Es brachte also nichts, den Strom abzustellen. Aber er konnte die Anlage austricksen, indem er der Batterie den Saft entzog. Nachdem er sich vergewissert hatte, wie das System mit der Batterie arbeitete, sah er sich nach etwas um, womit er sie anzapfen konnte. Schließlich benutzte er einen schnurlosen Rasierapparat aus dem Badezimmer. Als die Batterie leer war, schaltete er die Hauptsicherung aus und unterbrach die Telefonleitung. Jetzt konnte er jederzeit zur Eingangs- und zur Hintertür hinaus, ohne den Alarm zu aktivieren.
    Zeit, sich auf die Pirsch zu begeben. Zuerst nahm er sich Schubladen und Schränke vor, dann die üblichen Verstecke. Ohne Ergebnis. Keine Hohlräume hinter Fußleisten, nichts unter dem Deckel des Spülkastens, nichts im Kühlschrank, und die Gardinenstangen waren aus massivem Holz, also nicht hohl. Das Haus war genau das, was es zu sein schien, das Zuhause einer Frau, die neben ihrem Beruf kein Privatleben besaß.
    Aber sie war ein Cop. Sie musste das Prinzip des Verstecks vor aller Augen kennen. Auch wurde ihm bewusst, dass er bei seiner Suche vorgegangen war, als suche er etwas Unhandliches wie Geldbündel oder einen Haufen Juwelen. Papier war flach. Er präzisierte seine Suche, hob Läufer hoch und Teppiche, blätterte durch Ordner und arbeitete sich durch Berge von Druckerpapier auf Rigbys Schreibtisch.
    Dann sagte er sich, dass man Wertpapiere zusammengerollt in Röhren aufbewahren könne — und da war er, verborgen in einem der verchromten, mit Gummistoppern versehenen Tischbeine ihres Retroküchentisches. Ein Schatzschein im Werte von fünfundzwanzigtausend Pfund. Sollte sie noch weitere in ihrem Haus versteckt haben, so konnte Wyatt sie nicht finden. Er schob ihn sich in den Ärmel, setzte sich und wartete. Der Anruf von der Herald Sun dürfte Rigby noch im Kopf herumspuken. Also standen die Chancen gut, dass sie zurückkäme.
    Zwanzig Minuten später hörte er, wie die Eingangstür ging, und dann kam Rigby in die Küche geeilt. Er bemerkte die übliche Schrecksekunde, wartete, bis Rigby das hervorgebracht hatte, was alle hervorbrachten: »Wer sind Sie? Wie sind Sie hereingekommen?«
    Ihr Blick wanderte zum Flur, über die Tastatur der Alarmanlage und weiter zum Küchentisch. Sie wirkte nervös und angespannt, die Haare nach hinten gestrichen, Blazer und Hose zerknittert. Unter ihrem linken Arm klemmte ein Ordner, in der rechten Hand hielt sie einen Aktenkoffer. Wyatt richtete die Pistole auf sie. »Bitte setzen Sie sich. Und konzentrieren Sie sich bitte.«
    Sie setzte sich.
    »Ich bin wegen der Wertpapiere hier«, sagte Wyatt und hatte damit diesen Teil schon mal erledigt.
    »Welche Wertpapiere? Wer sind Sie?«
    »Sie wissen genau, wer ich bin. Eddie sollte es Ihnen erzählt haben.«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Möglicherweise.«
    Rigbys Mimik sprach von widerstreitenden Gefühlen. »Ich habe keine Papiere. Jedermann behauptet das, aber ich habe keine.«
    Wyatt zog den Schatzschein aus seinem Ärmel. Sie atmete tief durch.
    »Fangen wir noch mal von vorn an.«
    »Was wollen Sie?«
    »Wo sind die anderen Papiere?«
    »Ich habe keine Ahnung.«
    Wyatt ging darauf nicht ein. »Was ist Donnerstagabend passiert?«
    Rigby versank im Anblick des abgetretenen Linoleums. Wyatt zog den Schlitten seiner Pistole zurück und ließ ihn wieder nach vorn schnellen, ein durchdringendes, endgültiges Geräusch in dem kleinen Raum. Rigby fuhr zusammen. Sie schluckte. »Ich bin Henri Furneaux und seinem Bruder gefolgt.«
    »Und?«
    Sie seufzte. »Da waren zwei Motorräder, zwei Fahrer. Der eine konnte mit dem Geld entkommen.

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