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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Anschreiben an die Makler, die den Verkauf der Apartments regeln würden. Dann fuhr er in seinem alten Wagen davon, hielt an einem Briefkasten in einer Nebenstraße und ließ den Fluss hinter sich, nachdem er die Briefe eingeworfen hatte.
    Er parkte in der Nähe des Polizeireviers von Outer Eastern. Vom Münztelefon eines 7-Eleven aus rief er im Revier an und fragte nach Sergeant Rigby. Eingangstür und Nebeneingänge des Reviers im Blick, hörte er, wie der Beamte am anderen Ende der Leitung nach jemandem rief, der seinerseits nach jemandem rief — offensichtlich baumelte der Hörer irgendwo in der Luft. Dann eine Stimme: »Bleiben Sie bitte dran.«
    Wyatt wartete, hoffte, dass Rigby auch samstags Dienst habe und auf dem Revier sei. Er sann über sie nach, nicht überrascht, dass sie eine Diebin war. Seiner Ansicht nach bildeten Unfähigkeit und Bestechung die wichtigsten Triebkräfte der Menschheit. Ihn interessierte nur, was Rigby demnächst vorhatte. Sollten sich die Papiere noch in ihrem Besitz befinden, boten sich ihr vier Möglichkeiten: sie behalten, verkaufen, vernichten oder als Beweisstücke deklarieren.
    Jemand sagte: »Ich verbinde Sie jetzt.« Rigby hatte die Stimme einer Frau, die grundsätzlich misstrauisch war und sich ständig auf den Schlips getreten fühlte.
    »Wer ist da?«
    »Jeff Grofield, Herald Sun «, sagte Wyatt. »Wären Sie bereit, mir ein paar Fragen in Bezug auf die Schießerei am Donnerstagabend zu beantworten?«
    »Wie sind Sie an meinen Namen gekommen?«
    »Ihre Nachbarn haben mich vorgewarnt, dass Sie schwierig seien ... «
    »Meine Nachbarn? Scheiße — « Sie hatte aufgelegt.
    Wyatt wartete mit laufendem Motor, als Rigby aus dem Gebäude gerannt kam. Er hielt sich ein paar Wagenlängen hinter ihrem silberfarbenen Golf, doch sie war damit beschäftigt, was vor ihr lag, nicht hinter ihr. Er hatte Mühe dranzubleiben, konnte ihr aber bis zu einer Straße in Glen Iris folgen. Sie ging von der Burke Road ab und war von einem Ende zum anderen nicht länger als hundert Meter. Kleine Ziegelhäuser älteren Stils, an engen Straßen gelegen und mit schmalen Wegen an der Rückseite, prägten diesen Teil des Vorortes. Das Grün der Gärten und das rötliche Braun der Ziegeldächer waren die bestimmenden Farben — doch zwischen den alten Häuschen gab es auch neue Kästen aus Beton und Glas, deren mit Rollläden verschlossene Garagen wie blinde Augen auf die Welt gerichtet waren. Eine Welt kleinmütiger, arbeitender Menschen, die sich ängstlich an ihren bescheidenen Wohlstand klammerten, dachte Wyatt, als er an der Einmündung zu Rigbys Straße langsamer fuhr und sah, wo ihr Golf zum Stehen kam. Mit Sicherheit war jede Tür, jedes Fenster mit einer Alarmanlage verbunden.
    Er wendete und parkte auf der anderen Straßenseite der Burke Road. Müsste er schnell zum Freeway gelangen, würde er so ein paar Sekunden einsparen. Er stieg aus dem Wagen, überquerte die Straße und stellte sich an eine Bushaltestelle, beobachtete Rigby und ihr Verhalten. Ihr Haus war das unansehnlichste von allen. Die Hände in die Hüften gestemmt, stand Rigby in ihrer mit Unkraut bewachsenen Einfahrt, sah zu ihrer Eingangstür, dann rechts und links die Straße hinunter. Schließlich probierte sie, die Nachbarn herauszuklingeln, doch es war niemand zu Hause. Sie quatschte zwei Bauarbeiter an, aber die schüttelten nur die Köpfe.
    Wyatt blieb auf seinem Beobachtungsposten, und als er sah, wie Rigby wieder in den Golf stieg und davonfuhr, ging er ans untere Ende der kleinen Straße. Hier lag ein Hauch von Erneuerung in der Luft. Mülltonnen, randvoll mit Bauschutt, nirgendwo Hunde, die sich auf ihn stürzten, als er vorbeiging. Geräusche nur vom Freeway, von der Straßenbahn in der Burke Road und dazu die plärrenden Radios der Zimmerleute und Maurer. Am Ende, hinter zwei Pollern, kreuzten sich zwei Wege. Ging man den einen entlang, waren es nur wenige Meter bis zur Einmündung zu einer anderen Straße. Ein alternativer Fluchtweg, sollte er Schwierigkeiten bekommen, zu seinem Wagen zu gelangen.
    Wyatt schlenderte den Weg hinunter, der hinter Rigbys Haus verlief. Es roch nach Katzenpisse. Nach Müll. An Rigbys Zaun machte er halt, linste durch eine Lücke zwischen zwei Latten, sah eine Terrassentür und dahinter zugezogene Vorhänge. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass er nicht gesehen werden konnte, kletterte er über den Zaun und landete auf steinharter Erde. Rigby hatte sich an der Pflege einer

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