Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
Vom Netzwerk:
Eddie tötete die Juweliere und wäre mit den Papieren ebenfalls entkommen, wenn er’s nicht versaut hätte.«
    »War der andere Fahrer eine Frau?«
    »Keine Ahnung.«
    »Haben Sie jemals den Namen Khandi Cane gehört?«
    Rigby schnaubte verächtlich. »Was für ein Name ... nein.«
    »Alain Le Page?«
    »Der Kurier? Was ist mit ihm?«
    Sie klang gelangweilt, aber ihre Finger, die auf dem Ordner vor ihr ruhten, verkrampften sich. Wyatt langte hinüber und zog den Ordner zu sich über den Tisch. Er klappte ihn auf und da war ein Foto von Le Pages knochigem Gesicht zusammen mit einer E-Mail von Interpol und Ausdrucken der Online-Ausgaben von The Times , des Evening Standard und der Herald Tribune . Wyatt sah auf das Datum der E-Mail: Rigby hatte sie an diesem Morgen erhalten. Er überflog sie: Le Pages Adresse in Frankreich und ein Vermerk, der besagte, dass er in Begleitung von Mitgliedern der Russenmafia gesehen worden sei.
    »Erzählen Sie mir von ihm«, sagte Wyatt und steckte sich die ausgedruckte E-Mail ein.
    »Sind Sie hinter ihm her?«
    »Ich stelle die Fragen. Erzählen Sie mir von Le Page.«
    »Er taucht ein paarmal im Jahr hier auf, führt als Kurier ganz legal Edelsteine und Schmuck ein, aber wir glauben, dass er auch gestohlene Ware einführt.«
    Wyatt überflog die Zeitungsausschnitte, die Pistole auf Rigbys Brust gerichtet. »Sie glauben, Le Page hat den Kurier in London erstochen?«
    Rigby zuckte mit den Achseln.
    »Was können Sie mir zu dem Schatzschein sagen, der im Bein Ihres Tisches versteckt war?«
    »Ich habe ihn gestohlen. Und nun?«
    Wyatts Herz stolperte und sein Verstand fing an zu rasen. »Wird gegen Sie ermittelt?«
    »Nein.«
    Wenn er nur wüsste, wie viel Zeit ihm noch bliebe. »Wo sind die restlichen Papiere?«, fragte er.
    »Es hat nie welche gegeben.«
    Sie lümmelte in einer Weise auf dem Stuhl, dass eins der Vorderteile ihres Blazers locker herabhing. Wyatt drückte ab, die Kugel fuhr durch den Stoff, Rigby schrie auf, kippte mit dem Stuhl nach hinten und fiel zu Boden, krümmte sich dort zusammen und schlang die Arme um ihren Körper. Wyatt verfolgte sie mit der Waffe, stand auf und beugte sich über den Tisch. Sie war kreidebleich. »Noch mal«, sagte er, »wo sind die anderen Papiere?«

    43

    Es war bereits Mittag, als Khandi in Wyatts Wohnanlage in Southbank auftauchte, dort, an dieser kleinen Seitenstraße, wo früher Lagerhäuser und Leichtindustrie ihren Platz gehabt hatten. Laut Eddie wohnte Wyatt im ersten Stock von Gebäude D, Apartment 6, blaue Tür. Das und drei weitere solcher Gebäude umschlossen einen Innenhof und Khandi ging dorthin, fühlte sich wie der letzte Husten, obwohl sie aussah wie eine Lehrerin aus der Sonntagsschule. Neuer Stil, aber alte Gewohnheiten: Den Abend zuvor hatte sie vor den Klubs in der King Street Freier klargemacht und war erst gegen vier Uhr morgens ins Bett gekommen.
    Da saß sie nun, auf einer Bank im Innenhof, neben sich ein dickes Taschenbuch und eine Fanta in einer Plastikflasche, die Sandalen abgestreift, die nackten Beine in der Sonne, die Zehen ins kühle Gras gekrallt, und sah Eddie vor ihrem geistigen Auge, der im Leichenschauhaus vor sich hin gammelte. Er hatte alles weggeworfen, dieser hinterlistige Schwachkopf. Aber kaltblütig niedergeschossen zu werden? Das hatte er nicht verdient. Khandis Kummer war grenzenlos. Die Liebe, die Eddie und sie füreinander empfunden hatten, war etwas Großartiges gewesen. Und Wyatt, dieser verdammte Schwanzlutscher von einem Retrogangster hatte es ihr weggenommen.
    Der Mittag verstrich. Khandi war alles andere als unsichtbar. Man hielt sie für eine Anwohnerin aus einem der Gebäude rings um den Innenhof oder für eine Angestellte aus einem Büro in der Nähe. Für eine Weile bekam sie Gesellschaft von einer jungen Frau, die an ihrem Mobiltelefon hing. »Wo bist du? Ich bin draußen. Kannst du mich sehen? Auf einer der Bänke.« Scheiße, wen interessiert das?, dachte Khandi und sah der Frau hinterher, die winkend zu einem der Häuser ging.
    Später tauchte ein junger Typ mit Hund auf, ließ ihn hinkacken, auf den Gehweg, neben Khandis Fuß, und trottete weiter. »Willst du das nicht wegmachen?« Khandi sah Rot.
    »Leck mich am Arsch!«, sagte der Typ.
    Khandi tastete nach der Beretta, zählte bis fünfzig. Auf einer Bank in der Nähe saß ein Studentenpärchen, sie hielten einander ängstlich bei den Händen. Offensichtlich waren sie in einer schwierigen Lage: Es war eine dritte Person mit im

Weitere Kostenlose Bücher