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Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition)

Titel: Dirty Old Town: Ein Wyatt-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garry Disher
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Kletterpflanze versucht. Die Pflanze war tot; der Boden war tot. Das ist also ihr Leben, dachte Wyatt ohne innere Anteilnahme: ein Haufen Überstunden, Erschöpfung, miserable Aussichten. Kein Wunder, dass sie nicht lange gefackelt und die Papiere eingesackt hatte.
    Vorsichtig betrat er den Holzboden der Terrasse. Die Terrassendielen waren zwar morsch, aber gaben nicht nach oder knarrten. Ein einsamer Liegestuhl war alles an Mobiliar, sein mit Palmen, Cocktails und Sonnenbrillen gemusterter Baumwollstoff zerschlissen und ausgebleicht. Falls Rigby Träume hatte, zerfielen sie auf dieser trostlosen Terrasse zu Staub.
    Ziegelmauern, ein Ziegeldach, wild wuchernde Büsche und die ermatteten Zweige eines resignierten Vorort-Eukalyptus. Wyatt ging einmal um das Haus herum, inspizierte Türen und Fenster, immer dicht an den Mauern entlang, hin und wieder gestreift von dem Hauch der Berührung eines Farns. Die Alarmanlage war simpel, erfüllte aber ihren Zweck, diente mehr dem Schutz der Ein- und Ausgänge als dem der Räumlichkeiten drinnen. Der Signalgeber hing oben an einer Seitenwand. Wyatt schlich zurück in den Garten, wo er durch Oleandersträucher und den hohen Zaun vor Blicken geschützt war, und sah hinauf zum Dach. Genau unterhalb des Giebels war ein dunkler Umriss in der Wand: eine Öffnung zur Belüftung des Dachbodens. Wyatt bezweifelte, dass sie mit einem Alarm gesichert war, bezweifelte, dass es auf dem Dachboden Sensoren gab.
    Zeit, einzusteigen.

    41

    Tyler Gadd, einen kleinen Zacken in der Krone, zog ebenfalls einen Einbruch in Erwägung.
    Das Dach von Wyatts Apartmentgebäude war keine Option, schließlich stand ihm kein Helikopter zur Verfügung; die zahlreichen Balkone und Fenster schieden ebenso aus, denn er besaß weder eine Leiter noch ein Seil, geschweige denn die Fähigkeit, Abflussrohre emporzuklettern. Soweit Tyler sehen konnte, waren die einzigen Zugänge der über die Tiefgarage, für die er so ein elektronisches Dingsbums hätte haben müssen, oder der über die Eingangstür, für die ihm der Zugangscode fehlte.
    Vielleicht konnte er hinter einem der Mieter hineinschlüpfen. Er saß im Innenhof, der von allen vier Gebäuden umschlossen wurde, und wartete. Zehn Uhr. Elf Uhr. Niemand ging hinein, niemand kam heraus. Dann kehrte eine Frau von ihrer Runde mit ihrem Hund zurück. Anstatt den Zugangscode einzugeben, stand sie da mit ihrem Hund, unerschütterlich, und beobachtete Tyler.
    »Wohnen Sie hier?«, wollte sie wissen.
    »Ja, ich — « sagte Tyler.
    »Nein, tun Sie nicht«, sagte die Frau. »Verschwinden Sie.«
    Sie hockte sich hin und machte sich daran, den Hund, ein kurzhaariges Etwas mit knochigem Rückgrat und gefletschten Zähnen, von der Leine zu lassen.
    »Schlampe«, murmelte Tyler und verzog sich Richtung Straße.
    Zehn Minuten später war er zurück. So ein Mäuschen mit Rucksack kam daher, Chinesin?, egal, jedenfalls eins von diesen Schlitzaugen, eine Brille mit schwarzem Gestell auf der Nase, glattes schwarzes Haar, das bis zu ihrem winzigen Hintern reichte; ganz dezent, hier und da, etwas Gold an Fingern, Ohren und um den Hals. Woher haben diese asiatischen Teenies bloß das Geld? Das hätte Tyler nur zu gern gewusst. Was für eine Tussi, mit ihrem hippen Apartment, den Designerjeans, dem Lederrucksack und dem iPod. Er wurde stinksauer. Während er hinüberschlenderte, fragte er sich, ob es stimme, dass die Spalte bei diesen Schlitzaugenweibern von Ost nach West verlaufe und nicht von Nord nach Süd.
    Er stand direkt hinter ihr, als sie den Code in die Tastatur eingeben wollte, und dann gab es plötzlich ein mordsmäßiges Geschnatter, so ein Typ, Freund oder Bruder, fuchtelte mit den Armen. Tyler wich nach rechts aus, lief an der Seite des Gebäudes entlang, als hätte er nie etwas anderes im Sinn gehabt.
    An der Rückseite des Apartmentblocks entdeckte er einen kleinen eingezäunten Bereich für Müllbehälter und Recyclingtonnen. Das Tor war verschlossen. Tyler hing verdrossen eine Weile dort ab und machte sich dann auf die Suche nach einer Möglichkeit hineinzugelangen. Dort, wo Zaun und Gebäude aufeinandertrafen, befand sich der Wasserzähler, doch der war nicht hoch genug. Tyler hatte die Faxen dicke, ging wieder hinaus auf die Straße, vielleicht fand sich bei einem Spaziergang eine Lösung.
    In der Gasse neben dem Waschsalon stand ein herrenloser Einkaufswagen. Tyler schob das Ding zur Müllstandsfläche, sprang in den Einkaufswagen und schwang sich über den

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