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Dirty Talk

Dirty Talk

Titel: Dirty Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mullany
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lehnte. Allein diese Bewegung und der Schmerz ließen mich aufschreien. „Halt weiter deinen Arm fest. Ich stelle dich jetzt auf die Füße. Und dann machen wir die paar Schritte zum Auto. Dort ist es warm und sicher für dich.“
    Es tat höllisch weh. Besonders, als wir beide ausrutschten und Patrick mich fluchend aufrecht hielt. Es war schwierig, in den Wagen zu steigen, aber irgendwie schafften wir es. Patrick zog seine Daunenjacke aus und legte sie über mich, nachdem er mich angeschnallt hatte. Dann griff er auf die Rückbank und legte außerdem noch etwas Großes, Dickes über mich. Einen Daunenschlafsack.
    „Das ist nicht dein Auto“, stellte ich fest. Ich hatte ein wunderbares Talent für Irrelevantes.
    „Es gehört Elise. Hat Allradantrieb, darum.“
    „Sag Elise, dass es mir leidtut, wenn ich ihr Auto vollkotze.“
    „Mach dir darum keine Sorgen.“ Er löste eine Hand vom Lenkrad und stopfte den Schlafsack um mich fest. „Wird dir langsam warm?“
    Ich schloss die Augen und kämpfte gegen die Übelkeit und den Schmerz an. Neben mir murmelte er etwas, und ich spürte, wie der Wagen langsamer wurde. Durch meine geschlossenen Augen sah ich das Blinken eines Rettungswagens.
    „Auf den Straßen ist der Teufel los“, meinte er. „Du bist nicht die einzige Idiotin, die heute unterwegs war, aber vermutlich die Einzige, die mit dem Rad gestürzt ist. Hey, Jo? Jo? Sag was, bitte.“
    „Tut mir leid.“
    Seine Hand glitt beruhigend über mein Knie. „Ich weiß nicht, wo ich dich anfassen darf. Bleib einfach hier, ja?“
    Ich hatte ohnehin beschlossen, mich nie wieder auch nur einen Zentimeter zu bewegen, aber ich öffnete die Augen und sah noch mehr Blaulicht. Wir standen vor der Notaufnahme, und es sah ganz so aus, als sei dort heute eine Menge los. Patrick kam mit einem Rollstuhl durch die Tür zurück, und als er die Beifahrertür öffnete, eilte eine Krankenschwester zu ihm und meinte, das könne er nicht tun.
    Er hob mich in den Rollstuhl, und ich schrie erneut auf. Mir wurde langsam warm, und mit der Wärme setzte der Schmerz ein. Alles tat weh, sogar die kleinen Schürfwunden und Prellungen, die ich mir zugezogen hatte.
    „Jo, wo ist deine Versichertenkarte?“ Ich wurde in einem lauten, hellen Raum auf eine Trage gelegt. Um mich herum herrschte Hektik, ich hörte ein beständiges Klappern und Knallen. Wie um alles in der Welt sollte es Menschen hier besser gehen als da draußen in der Kälte?
    „Wie heißen Sie, Sir?“, bellte eine Stimme.
    „Sie ist ein Mädchen“, sagte Patrick. Er öffnete meinen Fahrradhelm und zog mir die Sturmmaske vom Gesicht.
    „Frau“, flüsterte ich. „In meinem Rucksack.“
    Patrick stellte den Rucksack neben mir auf die Trage und wühlte darin herum. Er förderte ein paar zerknautschte Tampons zutage, ein Taschenbuch, einen Apfel. Dann hielt er den Brief in der Hand. „Was zum Teufel ist das, Jo?“
    „Nichts.“
    „Darüber reden wir später noch.“ Er fand die Klarsichthülle mit meinen Kreditkarten und übergab meine Versichertenkarte.
    Jemand zupfte an meinem Ärmel, und ich hörte das scharfe Geräusch einer Schere, die meine extrem teure, extrem dünne Winterjacke einfach kaputt schnitt. Ich verlor das Bewusstsein und tauchte immer wieder auf, während Leute um mich herumstanden und irgendwelche Sachen mit mir machten; manche waren ziemlich schmerzhaft und unangenehm. Hin und wieder wachte ich in einem anderen Raum auf, der ebenso laut war, aber weiße Wände hatte. Oder ich sah über mir die Deckenplatten eines Flurs vorbeifliegen, als sie mich hierhin und dorthin fuhren. Manchmal hörte ich teure Maschinen piepen, und dann war ich wieder weg.
    Patrick saß an Jos Bett und beobachtete sie beim Schlafen. Er wusste, dass er sie noch immer liebte.
    Wenn er heute Nacht nicht ans Handy gegangen wäre, als sie anrief, hätte sie in der Kälte sterben können. Als ihm das bewusst wurde, fing er vor Angst an zu zittern. Dass er sie gerettet hatte, war einfach nur die Tat eines vernünftigen Menschen. Er dankte Gott (oder einer anderen Kraft, nicht dem göttlichen Wesen, mit dem er während seiner katholischen Erziehung bekannt gemacht worden war), dass er nicht einfach aufgelegt hatte. Jetzt spielte er wieder den guten Samariter, obwohl er sich in der Rolle nicht gefiel. Er hatte noch nie jemanden gesehen, der so blass und blau um die Lippen war, als er ihr endlich die Sturmhaube vom Gesicht zog. Und dann waren da schon die Schwestern gewesen, die ihn aus

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