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Dirty

Dirty

Titel: Dirty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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Bademantel und führte mich ins Schlafzimmer. Gemeinsam legten wir uns in das frisch bezogene, duftende Bett. Ich schloss die Augen, hörte seinen Atem und schlief sofort ein.
    Natürlich gab es eine Beerdigung und hinterher eine Zusammenkunft in meinem Elternhaus. Die perfekte Bühne für meine hysterische Mutter, um ihren Schmerz vor Publikum auszuleben. Aber das war schon in Ordnung. Sie mochte vielleicht keine perfekte Mutter oder Ehefrau gewesen sein, aber immerhin war sie mit diesem Mann verheiratet gewesen. Sie war bei ihm geblieben. Sie hatte sich ihre Märtyrerinnenkrone redlich verdient.
    Obwohl die Leiche meines Vaters vermutlich genug Alkohol in sich hatte, um für mindestens ein Jahr lang haltbar zu sein, verlor sie keine Zeit. Ich konnte ihr nicht vorwerfen, dass sie es nicht erwarten konnte, ihn unter die Erde zu bringen. Ich verstand diese Eile, dieses Bedürfnis, das Schlimmste so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, um weitermachen zu können. Das hatte ich von ihr gelernt.
    „Wann kommst du nach Hause?“ Ihre Stimme erdolchte mich durchs Telefon.
    „Ich habe es dir bereits gesagt, Mutter. Morgen früh.“
    „Bringst du diesen Mann mit?“
    Ich seufzte. Buttergelbes Licht strömte durch mein Küchenfenster. Ich fuhr das Muster, das es auf dem Tisch machte, mit dem Ende meines Stifts nach.
    „Ich weiß noch nicht. Vielleicht.“
    Daraufhin schwieg sie tatsächlich mindestens dreißig Sekunden lang. „Erwarte bloß nicht, dass du mit ihm in einem Zimmer schlafen kannst. Nur weil Daddy nicht mehr da ist, bedeutet das noch lange nicht, dass ich dich in meinem Haus schmutzige Dinge treiben lasse.“
    „Mutter, ich sagte doch, dass ich nicht über Nacht bleibe.“
    Ich hörte, wie ihr Feuerzeug aufschnappte und sie dann tief inhalierte. Ich stellte mir vor, wie sie den Rauch in die Lungen sog, ihn dort hielt und dann durch die Nase wieder ausstieß. Dann schlürfte sie etwas, vermutlich Kaffee, und ich schloss die Augen gegen die plötzlich aufsteigende Trauer, dass jemand, den ich so gut kannte, mir immer und immer wieder so viel Schmerz zufügte.
    „Die Beerdigung ist um zehn Uhr morgens. Danach kommen die Leute direkt hierher. Es wird spät werden, und du wirst dich betrinken.“
    „Dann ist es umso besser, dass ich einen Fahrer dabeihabe, nicht wahr?“ Ich versuchte ihre Beleidigung zu übergehen, aber sie hatte mich getroffen. Sie wusste nur zu gut, wo meine wunden Stellen waren.
    „Ach, dein Freund trinkt also nicht?“ Sie sprach das Wort „Freund“ wie eine Beleidigung aus.
    „Doch. Mach dir keine Gedanken um uns, Mutter.“
    Sie schnaubte leise, ich hörte, wie ihre langen Fingernägel gegen etwas Hartes klackten. Vermutlich gegen ihren Kaffeebecher mit einen Bild von Andrew drauf. Ihre Lieblingstasse.
    „Ich brauche dich abe?“, flehte sie nach einem Moment. „Du musst mit mir am Sonntag in die Messe gehen.“
    „Ich gehe nicht in die Messe. Das weißt du.“
    „Sie werden dich schon nicht verjagen, Elspet?“, entgegnete sie scharf. „Es würde dir sicher nicht schaden, mal zu beichten, weißt du. Dich selbst reinzuwaschen.“
    Ich umklammerte den Hörer. „Ich brauche keine Sünden zu beichten, die nicht meine sind.“
    Sie lachte. Als ich jünger war, dachte ich immer, das Lachen meiner Mutter klänge wie ein Glockenspiel. Ich dachte, sie wäre eine Märchenprinzessin, wunderschön und perfekt, ihr Liebe unerreichbar. Ihr Lachen hatte sich nicht verändert, aber meine Empfindung. Für mich klang es jetzt wie ein rostiges Eisentor, das sich nicht mehr ganz öffnen lässt. So ein Tor, an dem man sich die Kleider zerreißt, wenn man durchzuschlüpfen versucht.
    „Ich komme morgen frü?“, sagte ich. „Wir treffen uns vor der Kirche.“
    „Wenigstens weiß ich, dass du ein schwarzes Kleid besitz?“, versetzte sie. „Und leg um Himmels willen etwas Make-up auf. Versprich mir, dass du mich nicht in Verlegenheit bringst.“
    „Nicht mehr als du dich selbst“, erwiderte ich und hörte zugleich schuldbewusst und befriedigt, wie sie schnüffelte, und dann, ohne sich zu verabschieden, auflegte. Das störte mich nicht. Ich hatte noch einen weiteren Anruf vor mir, einen, vor dem ich mich fast genauso sehr fürchtete. Ich lauschte dem Anrufbeantworter und musste bei Chads fröhlicher Stimme lächeln. „Hey, hier spricht Chad. Hör auf, dir zu wünschen, ich zu sein, und hinterlass mir einfach eine Nachricht.“
    „Chaddie, hier ist Elle. Dad ist tot. Die Beerdigung

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