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Dirty

Dirty

Titel: Dirty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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Pater.“
    „Dann lass zu, dass der Herr dir das Leid abnimmt.“
    Er klang so ernsthaft. So ehrlich. Ich wünschte so sehr, zu tun, was er mir sagte, mein Herz zu öffnen. An etwas zu glauben, das einen alles ertragen lässt.
    „Tut mir leid, Pater. Ich kann einfach nicht.“
    Er seufzte. „Verstehe.“
    Er klang mutlos, und ich dachte, dass es heutzutage sicher nicht mehr so befriedigend ist, Priester zu sein wie früher, als die Menschen nicht hinterfragten, sondern einfach nur ständig beteten.
    „Entschuldigen Sie, Pater. Ich möchte Ihnen ja glauben.“
    Er lachte. „Natürlich, deswegen bist du ja hier. Und wenn du nicht glauben kannst, mach dir keine Sorgen. Gott glaubt an dich. Er wird dich nicht einfach fallen lassen.“
    Noch nie zuvor hatte ich einen Pater im Beichtstuhl lachen hören. „Es geht nicht darum, dass ich nicht wüsste, wer wirklich die Schuld trägt. Ich weiß, dass es nicht mein Fehler war. Das weiß ich.“
    „Aber du bist voller Wunden.“
    „Ja.“
    „Und du suchst etwas, das diese Wunden heilen kann.“
    Ich wischte mit einer Hand über mein nasses Gesicht. „Ja, ich denke schon.“
    „Es ist meine Aufgabe, dir zu sagen, dass du die Antwort in der Kirche findest. Ich hoffe, dass du zumindest einmal darüber nachdenkst.“
    Pater Hennessy war mir sympathisch, er schien Sinn für Humor zu besitzen. „Wenn mich überhaupt jemand überzeugen könnte, Pater, dann vermutlich Sie.“
    „Ach, jetzt fühle ich mich schon besser. Bist du bereit, die Beichte zu beenden?“
    „Ja.“ Ich zögerte. „Seien Sie nachsichtig mit mir, Pater, ich bin etwas aus der Übung.“
    Wieder lachte er. „Sprich das Reuegebet, mein Kind.“
    „Es ist so lange her. Ich bin nicht sicher, ob ich mich an die Worte erinnere.“
    „Dann bete ich mit di?“, sagte er.
    So konnte ich nicht mehr weitermachen. Es gefiel mir nicht, ich wollte nicht mehr, ich konnte es nicht mehr ertragen. Also tat ich Folgendes:
    Ich besuchte meine Mutter.
    Nach dem Tod meines Vaters hatte sie das Wohnzimmer umgeräumt. Der große Fernseher stand noch immer in der Ecke, doch ansonsten waren alle Hinweise auf meinen Vater verschwunden. Seinen Stuhl hatte sie durch einen großen Sessel ersetzt, die gestreifte Tapete war weg, die Wände strahlten in einem fröhlichen Gelb.
    Sie zeigte mir das Zimmer, bat mich dann aber in die Küche, wo sie Kaffee kochte und einen Apfelkuchen aus der Gefriertruhe nahm. Es handelte sich um den, der nach der Beerdigung übrig geblieben war. Ich verzichtete.
    „Ich habe einige Kisten für dich.“ Sie steckte sich eine Zigarette an und hielt sie zwischen ihren perfekt manikürten Fingern. „Wenn du sie nicht willst, gebe ich sie weg.“
    „Was ist denn in den Kisten?“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Altes Zeug.“
    Ich rührte Süßstoff in meinen Kaffee, da es hier keinen Zucker gab. „Wie kommst du darauf, dass ich altes Zeug mitnehmen will?“
    „Weil es dein altes Zeug is?“, sagte sie.
    Falls mein Besuch sie überraschte oder freute, so zeigte sie es nicht. Sie inhalierte tief und kniff die Augen zusammen.
    „Gut. Dann werfe ich mal einen Blick drauf, bevor ich gehe.“
    Schweigend tranken wir unseren Kaffee. Noch nie hatte ich mit ihr so an diesem Tisch gesessen, zwei Erwachsene, die miteinander Kaffee tranken. Ich wartete darauf, dass es sich merkwürdig anfühlte, und so war es dann auch.
    Falls es meiner Mutter ähnlich erging, behielt sie es für sich. „Also, Ella. Wo ist dein Freund?“ Ich warf ihr einen Blick zu, woraufhin sie die Hände hob. „Was ist denn? Was? Darf ich nicht mal fragen?“
    „Interessiert es dich wirklich?“
    Sie nahm noch einen Zug. „Es wäre gut für dich, einen Mann zu haben.“
    „Das wirkte aber gar nicht so, als wir zusammen hier waren, finde ich.“
    „Wovon redest du? Er schien sehr nett für einen Juden.“
    Ich ließ seufzend den Kopf sinken. „Guter Gott.“
    „Nicht in diesem Hau?“, warnte sie mich. „Führe nicht aus Spaß den Namen unseres Herrn im Mund.“
    „Entschuldige.“ Der Kaffee war zu stark.
    „Ich bin der Meinung, dass du schon längst verheiratet sein und Kinder haben solltest. Ein richtiges Leben eben.“
    Diese Phrasen waren mir nur zu bekannt, aber zum ersten Mal erlaubte ich es mir, nicht nur ihre Worte zu hören, sondern auch die Bedeutung dahinter.
    „Ich habe ein Leben. Ein richtiges Leben. Das muss ich nicht durch einen Ehemann oder Kinder definieren.“
    Meine Mutter zischte: „Du brauchst noch etwas

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