Dirty
wünschte, du würdest wieder hierher ziehen.“
Er verdrehte die Augen. „Du weißt, dass ich das nicht kann.“
Ich seufzte. „Ja, ich weiß. Luke.“
„Es geht nicht nur um Luke. Ich habe einen Job. Und ein Haus. Ein ganzes Leben.“
„Ich weiß, ich weiß.“ Ich winkte ab. „Aber du bist so weit weg, ich sehe dich viel zu selten.“
„Du könntest mich auch besuchen. Luke findet dich toll, mein Püppchen. Wir könnten zusammen Klamotten kaufen gehen.“
Ich hob eine Augenbraue. „Das klingt, als ob ich eine neue Garderobe bräuchte?“
Chad lachte. „Das hast du gesagt, nicht ich. Aber wir würden dir bestimmt eine andere Farbe als Schwarz oder Weiß aussuchen.“ Mein Bruder sah sich im Wohnzimmer um. „Das Zimmer hier könnte auch etwas Farbe vertragen. Das Esszimmer ist fantastisch geworden. So ähnlich sollte der Rest auch sein.“
„Ich mag Schwarz und Weiß, Chad.“
„Das weiß ich doch, Spätzchen.“ Er küsste meine Hand. „Ich weiß. Wirst du Mom erzählen, dass ich hier bin?“ Er stellte seine Tasse auf den Couchtisch.
Ich antwortete nicht sofort. „Hättest du das gerne?“
Er zuckte mit den Schultern. Es war selten der Fall, dass Chad mal nicht lächelte oder einen Witz erzählte. „Ich weiß es nicht.“
Ich verstand. „Wenn du es nicht möchtest, sage ich nichts.“
Er rieb sich seufzend übers Gesicht. „Luke sagt, ich sollte mit ihr sprechen. Und mein Therapeut auch.“
„Chad, ich weiß besser als jeder andere auf der Welt, warum du es nicht willst. Aber vielleicht ist es an der Zeit.“
„Und du? Hast du der Vergangenheit einen Tritt in den Hintern verpasst?“
Ich kicherte ein wenig. „Einen Tritt in den Hintern? Nein. Ich habe ihr vielleicht auf den großen Zeh getreten.“
„Elle, was ist aus deinem Freund geworden?“
„Er war bei Dads Beerdigung dabei und hat Mom getroffen. Sie war nicht sehr nett.“
„Er ist mitgekommen? Er war in dem Haus?“
Ich nickte. Chad lehnte sich entweder beeindruckt oder entsetzt zurück, ich wusste es nicht. „Du bist tatsächlich in das Haus gegangen.“
„Es ist nur ein Haus, Chaddie. Vier Wände und eine Tür.“
Wir wechselten einen Blick, und dann beugte er sich vor und nahm mich in die Arme. Ich wollte nicht weinen, konnte aber nichts dagegen tun, seine Schulter wurde ganz nass. Aber das war in Ordnung. Er weinte nämlich auch.
„Ich wollte dich nicht allein lassen, Ell?“, flüsterte er. „Das weißt du. Ich wollte dich nicht mit ihm allein lassen. Aber ich musste da raus.“
„Ich weiß, ich weiß.“
Ich reichte ihm ein Taschentuch, und wir redeten so viel, bis wir heiser waren und so lange, bis unsere Mägen zu knurren begannen. Wir weinten. Wir schrien. Wir warfen Dinge durchs Zimmer. Wir weinten noch etwas mehr und hielten einander fest, und manchmal lachten wir sogar.
„Wir sollten zumindest etwas finden, eine Kleinigkei?“, sagte Chad, “die wir an ihm mochten, Elle. Etwas Positives. Dann sind wir vielleicht in der Lage, ihn gehen zu lassen.“
Schließlich lagen wir Fußsohlen an Fußsohlen unter einer Strickdecke auf der Couch. Taschentücher häuften sich auf dem Boden, und die Kissen hatten unsere Wutattacken über sich ergehen lassen müssen. Die Reste von belegten Broten vertrockneten auf dem Tischchen.
„Er war ein guter Sportle?“, schlug ich vor. „Der All-American-Boy.“
„Er sorgte dafür, dass die größeren Kinder mich in Ruhe ließen.“
„Das sind schon zwei gute Dinge, Chad. Zwei gute Dinge?“
Er lächelte. „Mein Therapeut würde sagen, dass wir große Fortschritte machen.“
„Und er hätte recht.“
„Es ist leichter, sich an die schlimmen Dinge zu erinnern, die er getan hat. An die Drogen. Die Klauerei. Und das andere.“
„Du kannst es ruhig ausspreche?“, sagte ich. „Vielleicht ist es sogar besser, wenn du es aussprichst.“
Die Augen meines Bruders füllten sich wieder mit Tränen. „Ich habe versucht, ihn aufzuhalten. Und dann hat er Mom erzählt, dass ich schwul bin.“
„Ich kann mich erinnern.“
„Und selbst als du dich umbringen wolltest, hat sie nicht zugehört. Sie hat einfach so getan, als ob alles in Ordnung wäre.“ Er ballte die Fäuste, und mein Herz schwoll vor lauter Liebe für ihn an.
„Du kannst nichts dafür, Chad. Bitte mach dir keine Vorwürfe. Wir waren nur Kinder. Du warst erst sechzehn.“
„Und du warst erst achtzehn, Elle.“
„Jetzt sind wir beide älter. Und er ist tot.“
„Aber ich habe noch immer
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