Dirty
umgebracht?“
„Wie bitte?“ Ich wurde knallrot und begann zu husten. „Himmel, Marcy?“
„Hast du?“, fragte sie ruhig. „Denn ansonsten fällt mir wirklich nichts ein, was so schlimm sein könnte, dass du es dir selbst nicht verzeihst.“
Ich starrte sie an. „Und wenn ich Ja sagen würde?“
„Hast du?“
„Vielleicht habe ich da?“, rief ich. „Ja.“
„Hast du?“, fragte sie erneut und beängstigend scharf. „Jemanden erschossen? Oder erstochen? Vergiftet?“
Meine Stimme klang tonlos. „Nein. Ich habe bloß den Notarzt nicht gerufen, obwohl ich es hätte tun sollen.“
„Das ist etwas anderes, als jemanden umzubringe?“, schoss sie zurück. „Du hast jemanden sterben lassen. Das ist ein Unterschied.“
Ich sehnte mich nach einem Drink, um den Geschmack von Zucker und Kaffee und Wut hinunterzuspülen. „Aber trotzdem habe ich Blut an meinen Händen.“
Ihr stählerner Blick ließ mich nicht los. „Niemand mag Märtyrer besonders gern, Elle.“
Mein Körper reagierte schneller als mein Verstand. Ich sprang so schnell auf, dass der Kaffeebecher umkippte. Er zerbrach mit einem lauten Knall auf dem Steinboden. Wir starrten uns über den Tisch hinweg an, Marcy wirkte so kühl wie Quellwasser. Dann trank sie betont langsam einen Schluck Kaffee. Ich ballte meine feuchten Hände zu Fäusten.
„Warum stellst du dich auf seine Seite?“, fragte ich sie schließlich mit zitternder Stimme. „Du bist schließlich meine Freundin?“
„Ich wäre keine gute Freundin, wenn ich nicht versuchen würde, dir zu helfen. Oder?“
„Du glaubst, dass du mir so hilfst?“
Sie nickte. „Ja, Elle, das glaube ich.“
„Du weißt doch überhaupt nichts über mich“, verkündete ich. „Gar nichts?“
„Und wessen Fehler ist das?“, zischte sie.
Irgendwie konnte ich mich nicht zwischen Wut und Verzweiflung entscheiden. Mit erhobenen Händen, als wollte ich sie von mir schieben, trat ich einen Schritt zurück. Marcy rührte sich nicht.
„Nur weil man sich verliebt, verschwindet nicht wie durch Magie alles Vergangene. Das mit dem Ritter in glänzender Rüstung ist nur ein Märchen, Marcy. Es ändert überhaupt nichts, man macht sich nur etwas vor. Du kannst ja gerne weiter in deinen Regenbogen- und Gummibärchenfantasien leben. Freut mich für dich. Ich finde es schön, dass du Wayne gefunden hast und er alles in dir ausfüllt, was ausgefüllt werden muss. Schön für dich. Ich hoffe, ihr lebt glücklich bis an euer Lebensende. Aber es ist nur ein Traum, nicht die Realität. Liebe macht nicht alles auf einen Schlag besser wie ein beschissener Zauberstab, Marcy, es macht nicht einfach 'Puff', und alles ist anders. Nach dem Motto, hey, ich liebe dich, also lass uns ab jetzt Hand in Hand über eine verdammte Blumenwiese laufen?“
Mein gehässiger Ton verbrannte mir fast die Kehle. Marcy zuckte zusammen, und zum ersten Mal sah ich, wie sie rot wurde. Sie blinzelte heftig, und ich hätte mich dafür schämen sollen, dass ihr Tränen in die Augen traten.
„Und wenn doch? Wenn Liebe doch alles besser macht? Ist das vielleicht ein Verbrechen? Ist es eine Sünde, wenn man sich von einem anderen Menschen ein bisschen helfen lässt, ab und zu? Aber nein, du musst ja weiterhin die verdammte Märtyrerin spielen und die ganze Last der Welt allein auf deinen Schultern tragen! Bitte schön, dann hasse dich doch immer weiter, damit auch alle anderen dich hassen. Schön, fühl dich weiter mies, nur weil du Angst davor hast, es zu lassen! Himmelherrgot?“, schrie sie, “möchtest du denn nicht glücklich sein?“
„Doch! Ich will glücklich sein! Aber tu nicht so, als ob Dan der magische Schlüssel wäre, okay? Er oder irgendein anderer Mann. So funktioniert das nicht. Dieses Liebesgebrabbel macht keinen neuen Menschen aus mir, Marcy. Nicht jeder ist so wie du.“
„Ich versuche doch nur, dir zu helfe?“, sagte sie.
„Das weiß ich.“ Ich atmete tief durch. „Und ich weiß es auch zu schätzen. Aber das hier ist meine Sache, okay? Es hat nichts mit Dan zu tun. Es geht nicht darum, was er getan oder nicht getan hat. Es geht nicht um ihn. Sondern um etwas, das ich selbst auf die Reihe bekommen muss.“
„Du musst es aber nicht allein tun. Du hast Freunde. Menschen, die dich mögen. Egal worum es geht, Elle.“
Ich wusste, dass sie recht hatte. Ich wusste, dass sie mir zuhören, meine Hand halten und ihren Rat anbieten würde. Ich wusste, sie würde tun, was in ihrer Macht stand, aber letztlich
Weitere Kostenlose Bücher