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Dirty

Dirty

Titel: Dirty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Hart
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zusammen sehen können.“
    „Einen Termin?“ Ich war gerade dabei, das vom Frühstück übrig gebliebene Geschirr zu spülen. Ich klemmte den Hörer zwischen Kinn und Schulter.
    „Ja. Wenn ich mich nicht irre, sagtest du, dass du dich nicht verabredest.“
    „Ah. Das ist tatsächlich ein sehr feiner Unterschied.“
    Ich stellte mir vor, wie er sich mit der Hand durchs Haar fuhr, vielleicht trug er Jeans und T-Shirt. Wahrscheinlich besaß er eine Ledercouch und einen riesigen Fernseher. Pflanzen, die von der Putzfrau gegossen wurden.
    Ich beendete den Abwasch und setzte den Teekessel auf. „Gelegentlich verabrede ich mich doch.“ Das stimmte nicht ganz. Ich hatte schon lange kein Date mehr gehabt. Länger, als mein Verzicht auf Sex gedauert hatte, um ehrlich zu sein.
    „Das letzte Mal hast du eine andere Geschichte erzählt. Das ist nicht fair.“
    „Das Leben ist nicht fair.“ Ich wischte den Tisch ab und platzierte den Serviettenhalter in der Mitte.
    „Elle.“ Seine Stimme funktionierte auch durchs Telefon, sie streichelte mich von Kopf bis Fuß. Ich schloss erregt die Augen.
    „Du willst mit mir ins Kino gehen.“
    Gegen den Küchenschrank gelehnt, dachte ich einen Moment nach. „Ja, das stimmt.“
    „Das ist gut.“ Offenbar war für ihn die Angelegenheit damit erledigt.
    Wir gingen in einen künstlerisch wertvollen Film mit Untertiteln, dessen Handlung sich mir nicht ganz erschloss, was den Genuss aber nicht schmälerte. Danach aßen wir etwas Süßes im Café des Kinos, wo wir eine Runde Scrabble spielten und er Worte buchstabierte, die ihm den dreifachen Wortwert einbrachten. Anschließend tauschten wir Limericks aus, und es schien ihn zu beeindrucken, dass ich so viele kannte. Wir mussten so laut lachen, dass man sich nach uns umdrehte, aber das war mir egal. Obwohl ich es wollte, berührte er mich nicht.
    Dann lud er mich auf ein Getränk in seine Wohnung ein. Ich willigte ein. Ich wollte sehen, wie er wohnte. Und ich wollte sein Bett sehen.
    Dan servierte mir Guinness in einem großen Glas ohne Untersetzer, obwohl seine Möbel sehr neu aussahen. Dann machte er es sich ohne Umstände auf seiner Ledercouch bequem und stellte mir Fragen über den Film, als ob ihn meine Antworten wirklich interessierten.
    Ich war nicht asozial. Schließlich musste ich mit Kunden umgehen, hielt Präsentationen, schüttelte Hände und machte Small Talk. Ich konnte das alles recht gut, auch wenn es mir nicht leicht fiel. Wahrscheinlich wirkte ich auf andere distanziert und eher arrogant als schüchtern. Ich war noch immer das Mädchen, das in der Klasse in der ersten Reihe sitzt und alle Fragen des Lehrers beantworten will. Nur hatte ich auf meinem Weg die meisten Antworten verloren.
    Jetzt musste ich nicht allzu sehr nachdenken. Dan führte mich gekonnt durch das Labyrinth dieses Gesprächs, es war, als hielte er mich an der Hand, damit ich nicht über die Risse im Gehsteig stolperte. Er sprach viel über sich selbst, aber nicht auf unangenehme Weise. Ich fand es angenehm, seinen Anekdoten aus der Highschoolzeit zu lauschen. Mit solchen Geschichten konnte ich nicht dienen, mit solchen normalen Geschichten, aber ich hörte sie immer wieder gern. Vielleicht hätte es mich bitter und neidisch machen sollen, aber so war es nicht. Ich beneidete ja auch nicht die Prinzessin im Märchen, die aus Stroh Gold spinnen konnte.
    Wer jemals Zeit mit einem Menschen verbracht hat, der von jedem Wort, das man sagt, gefesselt zu sein scheint, weiß, wie berauschend das ist. Seine Augen fixierten meinen Mund, wenn ich sprach. Er hörte mir aufmerksam zu, verwickelte mich in ein Gespräch, holte Antworten aus mir heraus, über deren Ehrlichkeit ich mich selbst wunderte. Ich erzählte ihm von meinem Haus und meinem Job, von meiner Lieblingsfernsehsendung und dass ich alles aus Schokolade liebte, außer heiße Schokoladensoße.
    Und das alles nur, indem er zuhörte. Dürstete ich so sehr nach Aufmerksamkeit, dass mir sein höfliches Benehmen einfach als viel mehr erschien? Nein. Es lag ausschließlich an ihm, an Dan, und an der Tatsache, dass er zuhörte, um mich besser kennenzulernen.
    Ich war gerade mitten in einem Satz, als er sich vorbeugte, um mich zu küssen. Ich erschrak. Ich hatte nicht damit gerechnet und konnte nicht schnell genug das Gesicht wegdrehen. Seine Lippen waren weich und warm. Sie schmeckten salzig vom Popcorn. Er berührte mein Gesicht.
    Ich konnte es nicht. Ich konnte ihn nicht auf den Mund küssen, das war viel

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