Disco Dracula
in den tödlichen Strudel. Sie wurde wie ihre Freundin Helga ein Opfer der drei Vampire.
Disco Dracula!
Als ein Gag war dieser Name aufgefasst worden, vielleicht als makaberer Scherz. Für die beiden Mädchen jedoch war die Disco zu einer Todesfalle geworden.
Wie verloren standen auf dem Tisch zwei Handtaschen und zwei Gläser.
Aus der Wand aber rieselte grauer Staub, der sich auf dem Boden zu einem kleinen Häufchen sammelte. Und wer genau hinschaute, hätte vielleicht zwei junge Mädchengesichter in dem uralten Stein sehen können, die jedoch nach und nach alterten und von fast mumifizierten Greisinnen nicht mehr zu unterscheiden waren.
***
Roland Bittl spürte, wie ihm jemand auf die rechte Schulter tippte. Er drehte sich um und sah Heinz Grattner.
Der Besitzer der Disco lächelte und nickte anerkennend. »Toller Betrieb hier«, stellte er fest.
Ro Bittl, nahm sein Vampirgebiss aus dem Mund und legte dafür die Hand ans Ohr. Er hatte nicht verstanden.
Grattner wiederholte.
Da nickte Bittl. »Ja, irre. Wird immer besser. Unsere Schau spricht sich herum.« Er blickte ins Publikum. »Man muss den Leuten nur etwas bieten, und schon kommen sie scharenweise.«
Für die beiden Männer war es fast zu eng in dem Karree. Sie waren umgeben von elektrischen und elektronischen Geräten. Da gab es Verstärker, zwei Plattenspieler, ein Mischpult und noch eine Konsole für die Beleuchtung. Bittl konnte das Licht von dieser Stelle aus steuern.
Im Moment lief die Platte ab. Der Hexentanz klang aus. Ein paar schrille Töne noch - vorbei.
Sofort schnappte sich Ro Bittl das Mikro. »Na, Leute, war das was?«
Johlen, Beifall, Trampeln!
»Irre, nicht?« Er schaute auf die Mädchen unter ihm.
Die Tänzerinnen waren verschwitzt, ausgepumpt, sie standen dort mit hängenden Armen und ruhten sich aus. »Ja, ja«, sagte der Discjockey.
»Man hat's nicht leicht. Hoffentlich habt ihr euch nicht übernommen. Mädchen. Ihr wisst doch, um Mitternacht geht es erst richtig rund. Dann beginnt die große Horror-Schau. Bin mal gespannt, wer sich traut, mit mir einen Vampir-Walzer auf's Parkett zu legen.«
»Wir!« Die vier schrien es zur gleichen Zeit, und Bittl lachte. »Aber wir sind ja nicht hier, um nur von Vampiren, Hexen und Monstern zu sprechen. Es gibt ja auch andere Musik. Tolle Oldies, Freunde, da könnt ihr in Erinnerungen schwelgen und mal wieder so richtig ausflippen, haha, ha…?«
Bittl legte eine neue Scheibe auf. Es war eine Spezialplatte, die er leider noch nicht auf Band hatte. Ein Zusammenschnitt alter Melodien und Gruppen.
Die Beatles waren ebenso vertreten wie die Bee Gees oder die deutschen Lords.
»Da soll mal einer sagen, bei uns gäbe es keine Oldies«, sprach er ins Mikro. »Leute, macht mit, sitzt euch nicht den Hosenboden durch. Hier wird getanzt, bis die Sohlen glühen.«
Er wandte sich ab. Das war die einstudierte Rede. Ro Bittl zog sie an jedem Wochenende ab. Jetzt hatte er auch Zeit, sich um seinen Chef, Heinz Grattner, zu kümmern.
»Willst du was zu trinken?« fragte Heinz.
Bittl nickte. »Ein Glas Sekt wäre gut.«
»Okay.« Grattner gab einem Mädchen ein Zeichen, das sofort verstanden wurde. Wenig später brachte sie eine Flasche Sekt. Es war ein deutscher, allerdings guter.
Das Zeug schäumte in die Gläser, die beiden Männer hoben die Kelche und stießen an.
Ro Bittl ahnte, dass Grattner etwas von ihm wollte. Er hielt sich jedoch mit Fragen zurück und wartete darauf, dass Grattner aus der Höhle kam.
Der leerte erst sein Glas und schnippte eine Zigarette aus der Packung.
Als er Bittl ein Stäbchen anbot, schüttelte dieser den Kopf. »Nein, danke. Ich rauche hier genug mit.«
»Stimmt auch wieder.«
Bittl schaute an seinem Chef vorbei und winkte zwei neu ankommenden Mädchen zu. Ganz in Weiß waren sie gekleidet. Eine trug einen roten, die andere einen blauen Schal. Lässig lagen die Schals um Hals und Schultern. Roland kannte die Mädchen. Sie arbeiteten als Verkäuferinnen in einem Schallplattenladen. Hier machten sie stark auf Disco-Baby.
»Was ich dich fragen wollte, Ro«, sagte Heinz Grattner. »Wie sieht es aus mit deinem Vertrag?«
»Der ist bald abgelaufen.«
»Ich weiß.«
Bittl hob den Blick und sein Sektglas in der Hand. Dabei klirrte seine Handkette gegen den Stiel. »Willst du den Vertrag verlängern, Heinz Grattner?«
»Das hatte ich vor.«
Ro trank einen Schluck. »Aber ich nicht, Heinz.«
»Warum nicht?«
»Über die Gründe haben wir schon gesprochen. Ich
Weitere Kostenlose Bücher