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Disziplinmanagement in der Schulklasse

Disziplinmanagement in der Schulklasse

Titel: Disziplinmanagement in der Schulklasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Keller
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den Mitschülerinnen und Mitschülern stattfinden. Die Lautstärke ist so zu bemessen, dass nicht jedermann den Gesprächsinhalt hören kann.
    Das kurze Konfliktgespräch ist keine Moralpredigt und auch kein Anschiss im traditionellen Sinne. Es erfordert Selbstbeherrschung und Coolness. Man teilt dem Schüler zunächst die Betroffenheit über sein Störverhalten mit: «Deine Nebengespräche haben mich geärgert.» Gleichzeitig weist man ihn darauf hin, dass er gegen eine vereinbarte Verhaltensregel verstoßen hat. Im Anschluss daran ist ein Blick in die Störmotivation vonnöten. Hierzu empfiehlt sich folgende Frage: «Warum fällt es dir so schwer, dich an diese Regel zu halten?» Möglicherweise hat er ein Problem, das er sich von der Seele reden wollte. Vielleicht liegt er mit dem Nebensitzer im Clinch. Eventuell hat er den Stoff nicht verstanden. Seine Antwort kann die Ursache erklärenhelfen. Nach dieser Gesprächsphase muss ihm eine Änderungsbotschaft übermittelt werden. Man teilt ihm mit, dass man das Störverhalten nicht duldet und nennt das Zielverhalten in positiver Form: «Ich mag deine Nebengespräche nicht und ich möchte, dass du aufpasst.» Der Erfolg der Änderungsbotschaft kann bei Schülern, die immer wieder Regeln verletzen, durch die Androhung einer Konsequenz gefördert werden: «Wenn du wieder störst, werde ich dich bestrafen müssen.»
    Hilfreich ist es, wenn man ihm abschließend noch einen Tipp zur Verhaltenssteuerung gibt: «Wenn du den Stoff nicht verstehst, melde dich oder komme nach der Stunde zu mir.»
    Das Intensivgespräch ist indiziert, wenn es sich um eine gravierende Störung handelt oder wenn der Störer wiederholt auffällt. Es findet nicht unmittelbar nach der Unterrichtsstunde statt, sondern später, beispielsweise in einer Hohlstunde. Als Gesprächsort ist ein separater Raum zu empfehlen, in dem man ungestört miteinander reden kann.
    Das intensive Konfliktgespräch erfordert von der Lehrperson eine respektvolle Grundhaltung. Darunter ist zu verstehen, dass man den Schüler ungeachtet seiner Schwierigkeiten als Menschen achtet.
    Nach der Begrüßung nennt man den Gesprächsanlass, indem man in Form einer Ich-Botschaft das störende Verhalten benennt und die damit ausgelösten Gefühle ausdrückt. Zugleich muss betont werden, dass man es nicht akzeptieren kann. Schließlich wird auf die Regel hingewiesen, die durch das Störverhalten verletzt worden ist. Alternativ könnte man den Schüler aber auch fragen, wie die entsprechende Regel heißt.
    In diesem Stadium besteht die Gefahr, dass der Schüler in starken Wider-stand geht, weil er sich durch die Konfrontation mit seinem Fehlverhalten gekränkt fühlt. Dieser Gefahr kann man entgegenwirken, wenn man auch das hervorhebt, was man an ihm gut findet und wertschätzt.
    Nach dieser Einleitung wird die Sicht des Schülers erkundet. Er wird aufgefordert, den Disziplinkonflikt aus seiner Sicht zu schildern. Sollte dabei tatsächlich herauskommen, dass die Lehrperson Wahrnehmungsfehler began-gen hat, muss sie dies eingestehen. Leugnet der Schüler wider besseres Wissen den Normbruch oder stellt er das Regularium generell in Frage, ist der Hinweis wichtig, dass es nicht verhandelbare Grenzen gibt, die für alle gelten.
    Nach dem Austausch der Sichtweisen wird die Frage nach der Ursache des Störverhaltens gestellt. Dies soll nicht im Anklageton geschehen, sondern ineiner Form, die den Schüler zur Antwort ermutigt. Eine solche Frage könnte lauten: «Wie kam es zu deinem Fehlverhalten?» Durch eine solche Frage verhilft man dem Schüler zu einer Selbstklärung. Er wird sich der Beweggründe bewusst, die ihn bisher unbewusst gesteuert haben. Beispielsweise kann dem Klassenclown zum einen bewusst werden, dass er sich fehlverhält, um von der Klasse die Anerkennung zu erhalten, die er vorher nicht hatte. Zum anderen kann er erkennen, dass dieser Vorteil nur von kurzer Dauer ist und das Fehlverhalten ihm langfristig schadet.
    Aufschlussreich für die Lehrperson ist es, wenn der Schüler sein Fehlverhalten mit Frustrationen begründet, die in einer schwierigen Familiensituation wurzeln. Derartige Informationen lassen das Disziplinproblem in einem neuen Lichte erscheinen. Konsequenz daraus ist, dass bei der Problemlösung ein Elterngespräch oder professionelle außerschulische Hilfe erwogen werden muss.
    An dieser Stelle fasst die Lehrperson das bisher Gesagte, Erfahrene und Verstandene zusammen. Sie betont, dass jetzt gemeinsam überlegt

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