Disziplinmanagement in der Schulklasse
Ordnungsmaßnahmen vorgeschriebene Verfahren, die genau eingehalten werden müssen. Je nach Schwere der Normverletzung werden sie von der Lehrperson, vom Schulleiter, von der Klassenkonferenz, von der Gesamtkonferenz, von der Schulkonferenz oder vom Kultusministerium verhängt. Begeht eine Schule Verfahrensfehler, kann gegen die Ordnungsmaßnahme Widerspruch eingelegt oder gegen die Entscheidung vor dem Verwaltungsgericht geklagt werden. Denn bei der Durchführung einer Ordnungsmaßnahme handelt es sich um einen Verwaltungsakt.
Von Ordnungsmaßnahmen sollte eher sparsam Gebrauch gemacht werden. Werden sie zum dominierenden Steuerungsmittel, kann dadurch zwar die Disziplin aufrechterhalten werden, aber um den Preis einer positiven Lehrer-Schüler-Beziehung. Deshalb sind Ordnungsmaßnahmen eher eine Notbremse, die man zieht, wenn andere Handlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind. Ansonsten gilt die Devise, dass erzieherische Schwierigkeiten erzieherisch anzugehen sind. Leider enthalten die Rechtvorschriften der Bundesländer hierzu kaum hilfreiche Informationen. Wie man erzieherisch in Störsituationen und Disziplinkonflikten wirksam handeln kann, wird deshalb im Folgenden genauer aufgezeigt.
Direktes Reagieren in der Störsituation
Wenn einem partout nichts Sinnvolles einfällt, eine Verhaltensweise ist niemals falsch: humorvoll reagieren!
Rainer Winkel
Wie Unterrichtsstörungen mittel- und langfristig abgebaut werden können, wird in der unterrichtspsychologischen Literatur seit Jahrzehnten ausgiebig behandelt. Gering ist nach wie vor das Inventar kurzfristiger Handlungsmöglichkeiten. Wer mitten im Unterrichtsgeschehen mit Störungen konfrontiert ist, benötigt dringend ein Handlungsrepertoire, das ihm die Bewältigung der Störsituation erleichtert. Er braucht dies genauso wie Kenntnisse zur systematischen Lösung von Einzelfallproblemen oder zur präventiven Arbeit.
Die häufigste Frage, die von Berufsanfängern wie auch von Profis bei der Erörterung von Disziplinproblemen gestellt wird, lautet: «Wie soll ich mich verhalten, wenn ein Schüler den Unterricht stört?» Eine Zeitlang hieß die verhaltenspsychologische Antwort: «Reagieren Sie zunächst mit Ignorieren bzw. Nichtbeachten.» Argument war, dass das Fehlverhalten durch die Aufmerksamkeitszuwendung bloß verstärkt werde. Bei der sklavischen Anwen-dung dieser Regel erlitten nicht wenige Lehrpersonen Schiffbruch, weil die Verhaltenspsychologen bei dieser Regel leider zu wenig bedacht haben, dass viele Störer trotz des Ignorierens durch die die Lehrperson von den Klassenkameraden positive Verstärkung erhalten. Geben diese ihrer Freude über die Störaktion verbal oder nonverbal deutlich Ausdruck, wird das von der Lehr-person ignorierte Problemverhalten in keiner Weise gelöscht. Außerdem kann ein Fehlverhalten den Unterrichtsprozess so stark beeinträchtigen oder auch andere Mitschüler gefährden, dass von einer unreflektierten Anwen-dung dieser Regel im Klassenzimmer gewarnt werden muss. Das Ignorieren sollte nur dann angewandt werden, wenn es sich um eine leichte Störung handelt oder die Störung andere Schüler nicht ablenkt. Nur unter diesen Voraussetzungen kann Ignorieren das erneute Auftreten des Störverhaltens oder auch eine Verbreitung von Unruhe verhindern.
Wer eine Klasse führt, kommt in Störsituationen um das direkte Reagieren nicht herum. Wichtig bei Direktmaßnahmen ist, dass sie frühzeitig erfolgen. Oft breitet sich Unruhe wie ein Herd in der Klasse aus. Zögerndes Zuwarten wird von Schülern weniger als Toleranz, sondern vielmehr als Unsicherheit und Einladung zur freien Unterhaltung erlebt. Wird die Klasse unruhig, empfiehlt es sich, leiser zu reden oder mit dem Sprechen ganz aufzuhören.Gleichzeitig sollte man mit dem störenden Schüler oder den Störern Blickkontakt aufnehmen. Zusätzlich kann das Zugehen auf den Unruheherd die verhaltenssteuernde Wirkung verstärken. Das Eindringen ins Territorium gibt den Schülern klarer als Worte zu verstehen, dass man das Störverhalten nicht billigt.
Bei leichteren Unterrichtsstörungen kann auch zunächst mit Schlagfertigkeit und Humor reagiert werden. Dadurch nimmt man dem störenden Schüler den Wind aus den Segeln und entkrampft die entstandene Konfliktspannung. Diese Form des Intervenierens darf nicht aus Killerbotschaften bestehen, die den Schüler oder die Klasse kränken und in seinem/ihrem Ehrgefühl verletzen.
Eine Möglichkeit des «sanften» Reagierens ist das positive
Weitere Kostenlose Bücher