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Disziplinmanagement in der Schulklasse

Disziplinmanagement in der Schulklasse

Titel: Disziplinmanagement in der Schulklasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Keller
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werden muss, wie das Ziel einer Verhaltensänderung erreicht werden kann. Die Lösungssuche kann durch folgende, den Änderungsehrgeiz herausfordernde Frage forciert werden: «Traust du dir eine Änderung zu?»
    Nun müssen Lösungen gefunden werden, die auf das Fehlverhalten abgestimmt sind. Der Klassenclown setzt sich zum Ziel, seine Anerkennung auf anderen Wegen zu erreichen, beispielsweise indem er sich hilfsbereit zeigt. Der Schwätzer nimmt sich vor, das, was er mit seinem Nachbarn bespricht, in der Pause loszuwerden. Der Tagträumer will seine Unaufmerksamkeit durch aktive Mitarbeit in den Griff bekommen.
    Die Verhaltensänderung, die der Schüler in Angriff nimmt, wird in Form einer Vereinbarung festgelegt, und zwar am besten schriftlich. Das schriftlich Fixierte übt mehr Zugkraft aus als das, was man sich lediglich willentlich vornimmt.
    Danach wird der Schüler gefragt, welche Unterstützung er braucht, um das Ziel sicher zu erreichen. Äußert er einen realisierbaren Wunsch, wird auch dies schriftlich abgemacht. Zur Vereinbarung gehört schließlich auch die Terminierung einer Erfolgskontrolle.
    Bevor der Schüler freundlich und motivierend verabschiedet wird, muss er auch über die Konsequenzen aufgeklärt werden, die bei weiterem Regelverstoß erfolgen.

Konfliktgespräch mit den Eltern
    Warten Sie geduldig ab, bis Sie wirklich genügend Informationen erhalten haben.
    Dieter Enkhardt
    Wenn sich Disziplinprobleme trotz erster pädagogischer und disziplinarischer Maßnahmen nicht beheben lassen, ist es an der Zeit, die Eltern anzusprechen und sie zu einem Konfliktgespräch zu bitten. Je länger man diese Intervention aufschiebt, desto chronischer wird das Problem und desto schwieriger gestaltet sich die Problemlösung.
    Ein Konfliktgespräch mit den Eltern braucht günstige Rahmenbedingungen. Wer eine gute Gesprächsbereitschaft schaffen möchte, muss einen Gesprächsort auswählen, an dem sich ungestört miteinander reden lässt.
    Der Konflikt sollte mit Fingerspitzengefühl zur Sprache gebracht werden. Am besten ist es, ihn in Form von Ich-Botschaften zu verbalisieren. «Ihr Sohn macht mir Sorgen» ist seelisch sicherlich verträglicher als «Ihr Sohn ist verhaltensgestört». Bei der Darlegung der Konfliktpunkte sollte auch sauber getrennt werden zwischen Tatsachen und Vermutungen. Letztere sind sehr vorsichtig auszudrücken.
    Ist der Konflikt thematisiert, müssen die Eltern ausreichend Zeit erhalten, ihre Meinung und ihre Konfliktwahrnehmung vorzutragen. Dabei hört man ihnen aufmerksam zu, fällt ihnen nicht ins Wort und versucht sie und ihre Familiensituation aus ihrer Perspektive zu verstehen. Auch wenn sie erregt sind, behandelt man sie höflich und geht mit ihnen fair um. Dies hilft ihnen bei der Selbstkontrolle. Zusätzlich gesprächsförderlich ist es, wenn man in hitzigen Phasen den Konfliktstoff versachlicht.
    Um sich zu vergewissern, ob man das Gehörte richtig verstanden hat, fasst man es immer mal wieder in eigenen Worten zusammen. Dadurch können Missverständnisse sofort geklärt werden.
    Meist sind zum tieferen Konfliktverständnis weitere Fragen vonnöten. Hierzu sind so genannte W-Fragen besonders geeignet: Wie? Was? Woran? Warum? Durch diese Fragetechnik werden die Ressourcen und Lösungspotenziale aktiviert. Diese Gesprächsphase darf durch vorschnelle Bewertungen und Generalisierungen nicht gestört werden.
    Ist Kritik angebracht, sollte man sie in Wünsche und Erwartungen umformulieren. «Statt Sie vernachlässigen ihre Pflicht zur Lernkontrolle» kann mansagen «Sorgen Sie bitte dafür, dass Ihr Kind die Hausaufgaben regelmäßig erledigt». Letzteres wird vom Empfänger positiver aufgenommen.
    Es entsteht auch mehr Änderungs- und Kompromissbereitschaft, wenn Konfliktpunkte humorvoll kommentiert oder positiv umgedeutet werden. So kann der Klassenlehrer, der mit den Eltern über ihr trotziges Kind spricht, sagen: «Auch wenn er uns Schwierigkeiten bereitet, so weiß er doch wenigstens, was er will.»
    Ist ein Konfliktthema gründlich besprochen und haben beide Gesprächs-partner eine gemeinsame Problemsicht gefunden, kann die Lösungsarbeit beginnen. Zunächst wird darüber nachgedacht, was das Ziel einer Konfliktlösung sein kann. Es muss konkret, konsensfähig und realisierbar sein.
    Ist das Ziel gefunden, sollten Lösungsideen gesammelt werden. Dabei ist die Regel «Keine Kritik während des Ideensammelns» unbedingt zu beachten. Und von Vorteil ist es, wenn die einzelnen

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