Disziplinmanagement in der Schulklasse
Hypothesenbildung: Welche Ursachen kommen in Betracht?
5. Lösungsentwurf: Durch welche Maßnahmen kann das Störverhalten abgebaut werden?
6. Der Berichterstatter gibt Feedback:
– Was ist mir klar geworden?
– Was blieb unklar?
– Was will ich umsetzen?
Verhaltensmodifikation mit Tokens
Tokens sind Ersatzverstärker.
Dieter Krowatschek
Störverhalten kann abgebaut werden, indem das erwünschte Verhalten durch positive Verstärkung aufgebaut wird. Hierfür eignet sich ein systematisches Belohnungstraining, das aus der Verhaltenstherapie stammt. Es kann sowohl mit einem einzelnen Schüler als auch mit der ganzen Klasse durchgeführt werden. Einsetzbar ist es vor allem in der Grundschule und in der Sonderschule.
Das Grundprinzip aller Token-Programme besteht darin, dass eine Person oder Gruppe für erwünschtes Verhalten einen Eintauschverstärker (Token) erhält. Tokens können Punkte, Striche oder Symbole sein, die später gegen materielle Verstärker (z. B. T-Shirt) oder Aktivitätsverstärker (z. B. Spielparkbesuch) eingetauscht werden.
Das Token-Programm orientiert sich an folgenden Schritten:
1. Das erwünschte Verhalten wird positiv, konkret und verständlich formuliert.
Beispiel: «Ich melde mich, wenn ich etwas sagen möchte.»
2. Es wird ein auf den Schüler individuell zugeschnittenes Verstärkungsmenü festgelegt.
Beispiel: «Wenn du dich während einer Unterrichtsstunde an die Regel gehalten hast, bekommst du einen Punkt. Wenn du 50 Punkte erreicht hast, darfst du mit deinem Papa zu einem Heimspiel des VFB Stuttgart.»
3. Es wird geregelt, wann und wie die Tokens zugeteilt werden.
Beispiel: «Du kommst am Ende der Unterrichtsstunde zu mir. Ich werde dann, wenn du dich an die Regel gehalten hast, ein Smiley in deinen Änderungsplan stempeln.»
4. Die Zuteilung der Tokens wird auf einem speziell dafür entworfenen Formblatt fortlaufend dokumentiert (siehe unten).
Das Token-Programm ist ein Anreiz für die Verhaltensänderung. Der Änderungserfolg wird bedeutsam gefördert, wenn die Zuteilung des Tokens mit einer verbalen Verstärkung verknüpft wird. Beispiel: «Ich freue mich, dass du dich auch heute wieder an die Regel gehalten hast.»
Ist das Änderungsziel erreicht, sollte das Token-Programm ausgeblendet werden. Ansonsten bleibt das gewünschte Verhalten von externen Verstär-kern abhängig. Ausblenden bedeutet, den Schüler oder die Gruppe in immer größer werdenden Intervallen für das erwünschte Verhalten zu verstärken. Im Verlauf des Ausblend-Prozesses soll die materielle Verstärkung durch verbale Verstärkung ersetzt werden. Das Ausblenden dauert so lange, bis das ursprünglich extrinsisch motivierte Verhalten intrinsisch gesteuert wird. Nach einer gewissen Zeit, vor allem nach längeren Ferien, kann eine Auffrischung des Token-Programms notwendig werden.
Interventionsbeispiel
Ralf besucht die Klasse 6 der Realschule. Er fällt im Mathe-Unterricht durch häufiges Schwätzen auf. Erziehungsmittel wie Ermahnen, Strafarbeiten und Eintrag wirken nur kurzfristig.
Ralf erklärt sich sein Problemverhalten so: «Manchmal ist der Unterricht zu langweilig, dann schwätz ich halt. Ich erzähle meinen Klassenkameraden allerhand Neues. Das finden die gut. Ab und zu erzähl ich auch einen Witz. Zurzeit schwätzen wir viel über Fußball.»
Mit Ralf wird ein Token-Programm durchgeführt. Er soll sich ändern lernen, indem er für das Wunschverhalten am Ende der Mathematikstunde täglich verstärkt wird. Er erhält
zwei Punkte, wenn ihm das Aufpassen gut gelungen ist
einen Punkt, wenn ihm das Aufpassen teilweise gelungen ist
Keinen Punkt, wenn er in das alte Störverhalten zurückgefallen ist.
Erreicht Ralf mehr als 21 Punkte, erhält er eine materielle Belohnung. Er darf sich eine Basecap kaufen.
Es ist mir heute gelungen, in der Mathematikstunde gut aufzupassen.
Mathematikstunde
Punkte
3.10
1
4.10.
0
5.10.
2
6.10.
2
7.10.
0
10.10.
2
11.10.
2
12.10.
2
13.10.
1
14.10.
2
17.10.
1
18.10.
2
19.10.
2
20.10.
1
21.10.
2
Kooperative Verhaltensänderung mit der Klasse
Zugespitzt formuliert lautet die Grundhaltung … bei kooperativem Vorgehen: «Wie lösen wir das Problem?»
Hans-Peter Nolting
Besteht die Unterrichtsstörung aus einem die ganze Klasse betreffenden Verhaltensproblem, könnte eine kooperative Verhaltensmodifikation in Frage kommen, wie sie von Redlich und Schley (1981) entwickelt und in der Schulpraxis erprobt worden ist. Ziel der kooperativen Verhaltensmodifikation ist
Weitere Kostenlose Bücher