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Disziplinmanagement in der Schulklasse

Disziplinmanagement in der Schulklasse

Titel: Disziplinmanagement in der Schulklasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Keller
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eine gemeinsame, von Lehrern und Schülern getragene Diagnose und Bewältigung eines kollektiven Störverhaltens. Besonders gut geeignet ist sie für das Disziplinmanagement in der Sekundarstufe.
    Die kooperative Verhaltensmodifikation beginnt damit, dass die Lehrperson das Störverhalten zusammen mit den Schülerinnen und Schülern zu analysieren versucht. Dies kann in Form eines selbst konzipierten Fragebogens geschehen. Möglich ist aber auch, dass jeder Schüler der Lehrperson in Brief-form mitteilt, warum es momentan zu solchen Disziplinkonflikten kommt und was sie am Unterricht sowie an der Lehrperson zur Zeit stört. Auf der Grundlage der Problemsicht des Lehrers und der Schülermeinungen wird nun eine gemeinsame Problemanalyse erarbeitet. Diese kann so aussehen, dass die Lehrperson eigene Unterrichtsfehler eingesteht (z. B. zu wenig Abwechslung) und die Schüler ihrerseits Verhaltensfehler zugeben (z. B. zu wenig Aufmerksamkeit, zu wenig Mitarbeit).
    Aus dem gemeinsam erarbeiteten Erklärungsmodell werden Änderungsziele abgeleitet. Sie können lauten:
Der Lehrer gibt sich Mühe, einen interessanten Unterricht zu machen.
Die Schülerinnen und Schüler bemühen sich, mehr mitzuarbeiten.
    Zur Unterstützung des Änderungsprozesses können Selbstbeobachtungsbögen eingesetzt werden. Das Lernziel « Mehr Mitarbeit» könnte dann so registriert werden, dass die Schüler jedes Mal, wenn sie sich gemeldet haben, einen Strich machen. Am Ende der Unterrichtswoche wird dann ausgewertet, wie sich das Mitarbeitsverhalten entwickelt hat. Eine weitere Unterstützung erfährt die Verhaltensänderung durch die Vereinbarung einer gemeinsamen Belohnung (z. B. ein Klassenfest). Sobald der Erfolg sich stabilisiert, werden die verhaltensändernden Maßnahmen nach und nach ausgeblendet.
    Zur abschließenden Bewertung kann man nochmals eine Klassen-Befragung durchführen und die Beziehung zur Lehrperson, ihr Lehrverhalten sowie die Schülerzufriedenheit neu einschätzen lassen.
    Ablauf der kooperativen Verhaltensmodifikation
    Gemeinsame Diagnose
Erfassung der Schülersicht
Erfassung der Lehrersicht
gemeinsames Erklärungsmodell
    Gemeinsame Änderungsplanung
gemeinsame Zielbestimmung
Bestimmung der Änderungsmethode
Zeitplanung
    Gemeinsame Durchführung
Methoden
Stabilisierung
Abschließende Bewertung
Verstärkung
Auszeit im Trainingsraum
    Der Trainingsraum wird sehr erfolgreich an der Schule praktiziert. Die Akzeptanz unter Eltern und Schülern ist nach anfänglicher Skepsis groß.
    Alemannen Realschule Müllheim
    Wenn Schülerinnen und Schüler trotz Grenzziehung und Ermahnungen weiterhin stören, kann die Konsequenz eine Auszeit im Trainingsraum sein. Das Trainingsraum-Programm geht zurück auf Ed Ford (1994 und 1997). Weil er das Programm in Phoenix/Arizona initiiert und zum ersten Mal angewandt hat, wird es auch als Arizona-Modell bezeichnet. Ed Ford hält drei Grundsätze für maßgebend:
Jeder Lehrer hat das Recht ungestört zu unterrichten.
Jeder Schüler hat das Recht ungestört zu lernen.
Beide müssen das Recht des anderen akzeptieren.
    Ziel des Trainingsraum-Programms ist es, die Eigenverantwortung der Schülerinnen und Schüler für ihr Verhalten zu fördern. Sie sollen sich der Folgen ihres Störverhaltens bewusst werden und darüber reflektieren. Diese Reflexion bleibt nämlich bei vielen Störern aus. Gedankenlos unterbrechen sie den Lehr- und Lernprozess, ohne zu erkennen, dass sie sich selbst und der Lerngemeinschaft schaden.
    Fällt ein Schüler wiederholt im Unterricht auf, wird ihm klar gemacht, dass er die Grundregeln der Lerngemeinschaft verletzt. Er muss einsehen, dass er die gesetzten Grenzen überschritten hat und jetzt Verantwortung tragen muss. Er wird auf sein Fehlverhalten mit der Frage «Was tust du gerade?» hingewiesen. Gleichzeitig wird nochmals die Regel, die er gebrochen hat, verdeutlicht. Danach wird er gefragt, ob er sein Fehlverhalten ändern möchte. Tut er dies, ist der Störfall vorerst beendet. Es wird jetzt erwartet, dass er die Regel einhält. Tut er dies nicht, muss er das Klassenzimmer verlassen und in den Trainingsraum gehen.
    Im Trainingsraum wird der Schüler vom Trainingsraumlehrer begrüßt. Er nennt diesem seinen Namen und überreicht ihm das Zuweisungsformular. Auf dem Formular ist die Störung, weswegen der Schüler das Klassenzimmer verlassen musste, kurz beschrieben.
    Da manchen Schülerinnen und Schülern die Selbstreflexion schwerfällt, sollte sie der Trainingsraumlehrer

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