Diva (DE)
glitzernde Halsketten und Armbänder, die dort feilgeboten werden, alles dicht besetzt mit funkelnden Diamanten und Rubinen, während Webster ihr unablässig ins Gesicht schaut, wie verzaubert von ihrer Schönheit, so wie sie vom prangenden Reichtum üppig glänzender Steine verzaubert ist.
Die Off-Stimme fährt fort: »›Eine verbreitete Mordtechnik besteht darin, sich dem Opfer von hinten zu nähern …‹«
Wenige Schritte hinter Miss Kathie sehen wir eine vollständig in Schwarz gekleidete Gestalt schleichen, das Gesicht unter einer schwarzen Skimaske. Schwarze Handschuhe verhüllen die Hände des Mannes.
»›Was tatsächlich geschah, wird vielleicht für immer eins der vielen ungelösten Rätsel der Filmwelt bleiben. Niemand vermag zu sagen, wer das grauenhafte Attentat in Auftrag gegeben hat‹«, sagt Terrys Stimme, »›aber es sieht ganz nach dem Werk eines Profikillers aus … ‹«
Das glückliche Paar schlendert weiter, die beiden haben nur Augen für gleißenden Schmuck und ihre eigene Glückseligkeit. Sie bewegen sich in der Zeitlupenblase ihrer unaussprechlichen Wonne.
»›Tatwaffe war ein gewöhnlicher Eispickel … ‹«, liest Terry.
Wir sehen, wie der Maskierte einen glänzenden Dorn nadelspitzen Stahls aus seiner Jackentasche holt.
»›Der Mörder braucht sich lediglich dem Opfer von hinten zu nähern …‹«, liest Terrys Off-Stimme.
Der Maskierte macht sich von hinten an Miss Kathie heran. Dicht hinter ihr schleichend, zielt er mit dem grausam gespitzten Stachel nach ihrem grazilen Hals.
»›Darauf streckt der geübte Attentäter einen Arm über die Schulter des Opfers und stößt den scharfen Stahl tief in das weiche Gewebe oberhalb des Schlüsselbeins‹«, liest Terry. »›Mit einer raschen Seitwärtsbewegung durchtrennt er die Schlüsselbeinarterie und den Phrenikus, was augenblicklich zum Tode durch Verblutung und Erstickung führt …‹«
Ja, ja, das alles passiert auf der Leinwand. Blut und Schmadder spritzen auf ein Schaufenster, hinter dem glitzernde Diamanten und Saphire funkeln. Die Tropfen und Flatschen ziehen leuchtende karmesinrote Streifen senkrecht das polierte Glas hinunter, derweil der maskierte Mörder bereits mit laut in der leeren Fifth Avenue verhallenden Schritten die Flucht ergriffen hat. Am Tatort kniet Webster Carlton Westward III in der sich ausbreitenden Pfütze von Miss Kathies scharlachrotem Blut und hält ihr Filmstargesicht in seinen mächtigen männlichen Händen. Das Licht in ihren berühmten veilchenblauen Augen wird blasser und blasser und blasser.
»›Mit ihrem letzten Todeshauch‹«, liest Terrence Terry , »›sagte meine geliebte Katherine: ‚Webb, versprich mir bitte …‘ Sie sagte: ‚Halte mein Andenken in Ehren, indem du all die schönsten, aber weniger vom Glück gesegneten Frauen dieser Welt an deinem unglaublich begnadeten Penis teilhaben lässt.‘‹«
Auf der Leinwand sackt die idealisierte Miss Kathie in den Armen des weichgezeichneten Webster schlaff zusammen. Tränen strömen über sein Gesicht, als das Double sagt: »Ich schwöre.« Er schüttelt in hilflosem Zorn eine blutige Faust gen Himmel und brüllt: »O Katherine, meine Liebste, ich schwöre, dass ich deinen letzten Wunsch bis zum Äußersten erfüllen werde.«
Die Diamanten und Saphire beobachten die Szene kalt schimmernd durch den dünnen Schleier roten Bluts. Ihre zahllosen blanken blitzenden Facetten spiegeln unzählige Versionen von Miss Kathies Exitus und Websters hundeelendem Herzeleid wider. Die Smaragde und Rubine künden unparteiisch, zeitlos und ewig von Trauerspiel und Torheit aller Menschheit. Der Webster-Darsteller senkt den Blick; als er Blut auf seiner Rolex erblickt, wischt er den Chronometer hastig an Miss Kathies Kleid ab, hält ihn sich ans Ohr und horcht, ob er noch tickt.
Terry liest aus Sklave der Liebe vor: »›Ende.‹«
2. AKT, ELFTE SZENE
Profiklatschbase Elsa Maxwell hat einmal gesagt: »Alle Biographien bestehen ausschließlich aus Unwahrheiten.« Und dann: »Das gilt ebenso für Auto biographien.«
Die Rezensenten waren bereit, Lillian Hellman einige Anachronismen und Unwahrheiten, den Zweiten Weltkrieg betreffend, zu verzeihen. In gewisser Weise war es: Geschichte – nur besser. Es mochte nicht der wirkliche Krieg sein, aber es war immerhin der Krieg, den wir gern geführt hätten. Eine brillante, pralle und dichte Inszenierung, in der Lou Costello von Maria Montez die Kehle aufgeschlitzt wurde. Anschließend
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