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Diverses - Geschichten

Diverses - Geschichten

Titel: Diverses - Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Lenz
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sollte doch nur eine winzige Probe ihres Könnens sein, eine Demonstration ihrer Fähigkeiten, in gelöster Stimmung mit einem Glas Sekt zu sich genommen, bevor sie sich in ein vornehmes Restaurant begaben, wie Menschen ihrer Klasse und ihres Anspruches es gewohnt waren.

 

Und jetzt stapelten sich die Schüsseln in der Spüle, hingen im Eifer des Gefechtes zerrissene Lachsscheiben unbeachtet von Tellerrändern, während sie, in ihrer Panik, einen neuen Versuch begonnen hatte.

 

Camilla war sich sicher, dass Sahnetropfen in ihrem sorgfältig zurückgesteckten Haar hingen. Sie hatte es noch nicht geschafft, ihren Lippenstift nachzuziehen oder die Weste zu wechseln, die – so war sie sich sicher – inzwischen unangenehm nach Fisch roch.

 

Stattdessen kratzte sie den letzten Rest Quark aus der dritten geöffneten Schale und benutzte in ihrer Verzweiflung eine der ungebrauchten Müslischalen aus dem oberen Küchenschrank. Sämtliche Edelstahl Schüsseln klebten bereits mit verkrusteter Creme, trugen Salzränder oder bliesen Petersilie in die Luft, wenn man sie nur ansah.

 

Das war auch so ein Punkt: die Petersilie. Camilla gelang es nicht, diese derart fein zu hacken, wie sie es gewohnt war, sie vor sich auf dem Teller zu sehen.

 

Mit welcher Begeisterung hatte sie die frische, ökologisch einwandfrei gewachsene und gedüngte Pflanze erstanden. Mit eben der Begeisterung, mit der sie sich im Delikatessgeschäft bezüglich des Fisches beraten ließ. Und nun stand sie vor einem Teller zerrupfter, grüner Blätter, die mehr an Unkraut erinnerten, als an alles andere, und die einfach nicht klein zu kriegen waren.

 

Zerfranst, plattgedrückt und in unangenehm großen, unförmigen Fetzen klebten sie auf dem zweiten Schneidebrett, das Camilla aus dem Schrank geholt hatte, nachdem die grüne und sich gefährlich ausbreitende Färbung des ersten sie zunehmend irritiert hatte. Wer hätte auch gedacht, dass Petersilie derart abfärbt?

 

Mit einem erschöpften Seufzer betrachtete Camilla die beiden Teller, auf denen sie die verschiedenen Salatblätter vor viel zu langer Zeit angerichtet hatte. Sie begannen bereits damit sich an den Rändern einzurollen, wirkten unangenehm trocken und Camilla warf einen Blick auf die Salatschleuder in der die letzten auf ihren Einsatz warteten, die eigentlich schon längst mitsamt den Lachsscheiben abgedeckt und gekühlt im Kühlschrank liegen sollten.

 

Doch was sie auch getan hatte – keines der ursprünglich saftigen Blätter, die sie wusch und schleuderte, behielt auch nur annähernd die Frische und appetitliche Ausstrahlung, die sie vom Anblick dergleichen gewohnt war.

 

Und nun lagen die traurigen Überreste des sorgfältig ausgewählten Gemisches aus Rucola, Feldsalat und Endivie wie ein trauriger Abklatsch ihrer selbst erwartungslos auf dem weißen Porzellan und harrten der Geschehnisse, die da kommen sollten, aber offensichtlich auf sich warten ließen.

 

Camilla wagte es kaum auf die Uhr zu sehen und als sie es doch tat, fiel ihr vor Schreck der Löffel, mit dem sie gerade heftig in ihrer Müslischüssel rührte, aus der Hand und landete inmitten der immer noch seltsam klumpig wirkenden Creme. Ein unglücklicher Blick über die, bis auf den letzten Zentimeter, ausgenutzten Fläche des ansonsten ausgesprochen geräumig wirkenden Küchentisches, stattete Camilla mit dem Mut der Verzweiflung aus und sie begann damit, den Löffel aus der Schüssel zu fischen und das unförmige Gemisch auf die letzte, ausgebreitete Lachsscheibe zu klatschen.

 

Mit hastigen Bewegungen strich sie es halbwegs glatt, griff mit den zwar perfekt manikürten, jedoch mit Quark und Sahne verschmierten Fingern in das letzte Häufchen grob zerkleinerte Petersilie, drückte diese ein wenig zu fest, damit sie ihr nicht erwischte und bröselte dann die grünen Bröckchen über die uneben gestrichene Creme.

 

Mit einem weiteren Blick auf die Uhr, formte sie aus der Scheibe ein Gebilde, das zumindest entfernt einer Rolle ähnelte und dankte den Göttern, dass wenigstens dieser Handgriff nicht vollkommen daneben ging.

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