Strahlend erwiderte er ihr Lächeln, als sie den Strauß entgegennahm und Thorsten hereinbat. Während sie eine Vase hervorsuchte und den Strauß ins Wasser stellte, behielt sie das Lächeln der Einfachheit halber auf ihrem Gesicht und konzentrierte sich darauf, ihren Atem zu beruhigen. Es war einfach lächerlich, dass eine Frau ihren Alters und ihrer Erfahrung sich wegen eines zwanglosen Treffens unter Kollegen derart verrückt machte.
Mühsam zwang sie die Vorstellung der kritischen Gedanken, die sich in Thorsten erheben mochten, der aufmerksam auf die zum Glück mäßig beleuchteten Teller blickte, nieder. Positiv denken, so hieß die Devise.
Und letztendlich konnte sie immer noch behaupten, dass das Gericht exakt so gedacht war, wie es sich ihnen präsentierte. So unwahrscheinlich ihm das auch vorkommen mochte, verfügte Camilla doch über ein gewisses Maß an Überzeugungskraft, das zu nutzen, in diesem Moment wohl angebracht war.
Für einen Moment überlegte sie, ob auf das Kerzenlicht nicht besser verzichtet werden sollte, um die genauere Betrachtung gewisser Details zu verhindern, doch bevor sie den Gedanken noch zu Ende denken konnte, hatte Thorsten bereits mit charmanten Worten die Erlaubnis eingeholt und erwies sich als der Kavalier, für den Camilla ihn immer gehalten hatte.
Hastig versuchte sie seine Aufmerksamkeit von den Speisen auf den Sektkühler zu richten und selbstverständlich wurde Thorsten auch hier nicht müde, seine perfekten Manieren auf ausgefeilte Weise zu präsentieren.
Er füllte ihre Gläser und strahlte sie immer noch unentwegt an, als sie vorsichtig nippte und sich bemühte, gleichermaßen unschuldig und verführerisch zu erscheinen.
Mit einer weit ausholenden Geste bot er ihr den Arm und geleitete sie den halben Schritt an ihren schmalen Art Dekor Tisch, der gerade genug Platz für die beiden Teller und ihre Gläser bot.
„Das ist norwegischer Edellachs aus königlicher Zucht“, erklärte sie, und versuchte nicht daran zu denken, dass das Zucken in seinem Gesicht ein Naserümpfen bedeuten könnte.
„Gefüllte Lachsroulade an Salat“, fuhr sie schnell fort. „Einfach und unaufdringlich, passt für jede Gelegenheit.“ Sie schluckte nervös. „Lachs beugt zudem den in unserer Gesellschaft und diesen Breitengraden weit verbreiteten Vitamin-D-Mangel vor“, erklärte sie weiter in dem Versuch, seine Aufmerksamkeit von dem Anblick, der sich auf seinem Teller bot, abzulenken. „Gerade wenn ein gewisses Alter überschritten wurde und die Osteoporose droht, sollte man peinlich genau darauf achten ...“
Camilla brach erschrocken auf und spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg. Hastig schlug sie die Augen nieder. Ihre Wangen glühten, während sie auf die verhunzten, ausgesprochen individuell verformten und sich geradezu im Stadium der Auflösung befindenden Lachsröllchen starrte.
Was hatte sie sich nur dabei gedacht? Der größte Fehler, der ihr nur hätte unterlaufen können, und sie war mit beiden Beinen in den Abgrund gesprungen, der sich vor jeder
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