Diverses - Geschichten
meiner neuen Kreation. Der zarte Hauch, nach dem ich suche. Wir sollen versuchen, ihn mit Hilfe einer Ausschreibung zu finden?“
Mathilda zuckte mit den Schultern. „Was haben wir zu verlieren? Selbst wenn der Duft kein durchschlagender Erfolg wird, so dürfte die Strategie ausreichen, um die Ausgaben wieder hereinzuholen. Und du bist wieder im Gespräch.“
Isabelle atmete tief durch und nickte. Die Saat war gesetzt und Mathilde blieb es nun übrig darüber nachzudenken, wie sie ihre heimliche Vision in die Realität umsetzen konnte.
Peter strich sich sein Haar zurück und legte den Kopf schief, als Helene näher kam. Er stützte sich auf den Spaten und wartete, beobachtete wie Helene vorsichtig schnupperte, lächelte und dann in sicherem Abstand stehen blieb. Er hatte damit aufgehört, darüber nachzudenken, was es war, das sie fernhielt. Bis jetzt machte sie noch keine Anstalten, ihn herauszuwerfen. Das Einzige, wovor er sich fürchtete, denn der Garten, die Gewächshäuser und vor allem die Jasmin-Sträucher, die er hegte und pflegte und in deren Mitte, gut versteckt vor der Welt, sein Lieblingsplatz lag, waren ihm ein Zuhause geworden. Das einzige Zuhause, an das er sich erinnern konnte.
Helena warf einen Blick auf die weißen Blütenblättern, die auf seine Schultern gefallen waren und sich in seinem Haar verfangen hatten, ohne dass er sich dessen bewusst war, und seufzte leise.
„Du solltest einmal raus hier“, schlug sie vorsichtig vor. Nicht unerwartet erstarrte der Mann.
„Was ist geschehen?“, fragte er mit belegter Stimme.
„Nichts“, beeilte Helene sich zu versichern. Es war nicht fair, dass ein Junge, der durch Waisenhäuser, Jugendgefängnisse und üble Erfahrungen gegangen war, sich so sehr vor dem Leben fürchtete, dass er sich in einem Garten verkroch. Nicht einmal, wenn es ihr Garten war.
Helene rief sich in Erinnerung, was Mathilda zu ihr gesagt hatte. Sie nickte in Richtung des Jasmins. „Ich brauche deine Hilfe.“
Sie räusperte sich verlegen. „Das Geschäft läuft im Augenblick ein wenig schleppend. Das bedeutet, ich muss jede Chance ergreifen, um ein wenig Aufheben um den Betrieb zu machen. Wenigstens wenn ich meine Rente sichern will. Und da wurde mir angetragen, ein paar meiner besonders wohlriechenden Pflanzen vorzustellen. Im Rahmen einer Gala.“
Peter verzog kurz den Mund, presste dann die Lippen zusammen.
Helene seufzte leise. „Ich würde selbst gehen, aber mein Bein macht mir wieder Schwierigkeiten. Und außerdem würde ich mir wünschen, dass du öfter unter die Leute kommst.“
„Mir geht es gut“, antwortete Peter ruhig.
„Ich weiß, natürlich. Ich weiß auch, dass du dich hier wohler fühlst. Aber manchmal muss man dem Glück auch eine Möglichkeit geben, sich zu entfalten.“
Peter runzelte die Stirn. „Ich bin glücklich.“
Helene ging einen Schritt auf ihn zu und atmete genießerisch ein. „Sei so gut und tu mir den Gefallen. Ich bitte dich.“
Worauf Peter nicht anders konnte, als den Kopf zu senken und zuzustimmen.
Und noch ehe er sich versah, war der Tag gekommen. Nach Helenes Anweisung lud er den Laster voller Blütenzweige, die er mit blutendem Herzen abgeschnitten hatte. Arme voller herrlicher weißer und betäubend duftender, sich gerade erst öffnender Knospen trug er durch den Garten, strich liebevoll über die zusammengebundenen Äste.
Immer wieder stoppte er die Fahrt, um die Blüten mit Wasser zu benetzen, sie in einem feuchten Nebel zu umfangen, der ihre Farben erstrahlen ließ und ihre Frische erhielt.
Als Peter den Empfang erreichte, zögerte er. Und als man ihn, anstatt ihn zum Personal zu dirigieren, in eine Reihe Bewerber einfügte, die mit Flakons, Töpfen oder ihrerseits gewaltigen Blumensträußen ungeduldig warteten, glaubte Peter sich einem Irrtum zum Opfer gefallen.
Er trug immer noch das Hemd, in dem er Gartenarbeit verrichtet hatte. Seine Hose wies Gras-Flecken auf und sein Haar wirkte ungekämmt. Die Gestalten neben ihm jedoch sahen aus, als bereiteten sie sich auf ein Bewerbungsgespräch vor, als stünden sie kurz davor, eine wichtige Erfindung zu präsentieren.
Peter drückte die Zweige näher an seinen Körper und duckte sich in einem unbewachten Moment zur Seitentür heraus. Rasch fand er den Ausgang und stand einen Moment später auf einer weitläufigen Terrasse.
Er lauschte auf die Musik, die Geräusche der Festlichkeit, deren bunte Lichter bis zu ihm flackerten. Unentschlossen verharrte er, überlegte
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