Division der Verlorenen
von höchstem Rang wird jeden Augenblick erscheinen.
Frage: Wer war dieser Jemand?
Antwort: Lady Atago oder Deska.
Frage: Ist Deskas Tod wünschenswert – ohne Rücksicht auf Verluste?
Antwort: Wahrscheinlich.
Frage: Ist der Tod Lady Atagos wünschenswert?
Antwort: Absolut.
Ohne Rücksicht auf Verluste, Commander Sten?
Ohne Rücksicht auf Verluste.
Sten schlang den Tragriemen um seinen Arm, lehnte sich gegen die Luke des Versorgungsgleiters und zielte, wobei er darauf achtete, dass der Lauf der Willygun nicht direkt sichtbar wurde.
Sollte Lady Atago die Rampe herunterkommen, musste sie sterben.
Und kurz danach Sten und die Raumfahrer, die er unter so vielen Mühen und Gefahren am Leben erhalten hatte.
Kilgour bewegte sich hinter ihm; er bleute den Leuten flüsternd ein, sich absolut richtig zu verhalten.
In ungefähr 150 Metern Entfernung gingen die Leibwächter und die Tahn-Offiziere in Habachtstellung.
Lady Atago kam die Rampe herunter.
›Sorgfältig zielen, Sten‹, dachte er. ›Wenn es schon dumm ist, zu sterben, so ist es um einiges dümmer, zu sterben, nachdem du vorbeigeschossen hast.‹
Das Fadenkreuz der Zielvorrichtung bewegte sich über Atagos roten Mantel und blieb in der Mitte ihrer grünen Uniformjacke stehen. Das AM 2 -Geschoß würde ein faustgroßes Loch in das Grün reißen.
Sten atmete ein und dann halb wieder aus. Sein Finger legte sich auf den Auslöser.
Dann bewegten sich Atagos Leibwächter, so rasch und so geübt wie eine Balletttruppe, und schlossen sich um das Objekt ihrer Obhut. Sten sah nur noch das Weiß ihrer Uniformen anstelle von Grün.
Er fluchte und hob den Blick.
Atago war noch immer dicht umringt. Und dann, noch immer in Phalanx, marschierte der Kreis der weißen Riesen in eins der Kommandofahrzeuge, dicht gefolgt von den Tahn-Offizieren.
Sten ließ die Willygun sinken.
Er atmete so heftig, als hätte er gerade fünf Kilometer Waldlauf hinter sich gebracht – oder sehr guten Sex gehabt. Und der Teil seines Bewusstseins, der nach wie vor ein kleiner Straßengauner war und wohl auch bis in alle Zeiten einer bleiben würde, ging hart mit ihm ins Gericht. ›Du. Bist du enttäuscht, weil du noch am Leben bist? Was zum Teufel ist los mit dir?‹ Und dann fing sein Überlebenstrieb zu kichern an. ›Ach so, tut mir leid, alter Knabe, ich wusste nicht, dass du gezögert hast, weil du nicht weggeputzt werden wolltest. Ich wollte dich nicht maßregeln.‹
Dieser Gedanke machte alles noch schlimmer.
Vielleicht hatte er gezögert. Vielleicht hatte er wirklich gezögert.
Den Rest des Tages blieb Sten sehr still und sehr nachdenklich.
Kilgour übernahm das Kommando. Er zog den Tahn, die er getötet hatte, die Uniformen aus und befahl fünf Raumfahrern, sie anzulegen.
Kurz vor der Abenddämmerung war die Konferenz beendet. Lückenlos von ihrer Leibgarde abgeschirmt, kehrte Lady Atago zu ihrem Gleiter zurück. Es gab keinen Moment, zu dem Sten es hätte erneut versuchen können.
›So sei es‹, wie die Jann gesagt hätten. Jetzt hieß es, sich um die Zukunft und das eigene Überleben zu sorgen.
Es war leicht, inmitten des Heulens und Zischens der abhebenden Offiziersgleiter einfach durch das Gewühl der Truppen hindurch zwischen den Linien in Richtung Front zu marschieren.
Kilgour entdeckte einen Bombentrichter, in dem sie bis zur völligen Dunkelheit warteten.
Alex schob sich neben Sten. »Mach dir nix draus, mein Freund. Du kriegst bestimmt noch deine Chance«, flüsterte er.
Sten grunzte.
»Und noch was, Skipper. Ich weiß nicht, wie ich’s sagen soll – aber ich hatte vorhin ganz schön Probleme mit meinen Gedärmen.«
»Ehrlich?« stammelte Sten.
»Weißt du noch, diese Ballen mit den weißen Uniformen?«
»Was ist damit?«
»Kann sein, dass sie nicht mehr so reinweiß sind.«
Sten kam in die Wirklichkeit zurück und musste grinsen.
Jetzt also der letzte Schritt: wie vermieden sie es, von den eigenen Truppen erledigt zu werden?
Hätte er hier das Kommando über ein Mantis-Team, dachte Sten, würden die Imperialen erst dann merken, dass jemand durch ihre Linien gekommen war, wenn sie sich zum Frühstück anstellten.
Seine Leute waren jedoch einfache Raumfahrer.
Er fand für sie einen Unterschlupf in einer Ruine und ging dann allein weiter. Alex hob eine buschige Augenbraue, doch Sten schüttelte den Kopf.
Wie ein Wiesel huschte er von einem Flecken Dunkelheit zum nächsten. Seine Finger ertasteten einen Stolperdraht, und sein Körper stieg
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