Division der Verlorenen
ausgefahren werden, die Kanonen lassen sich bis auf fünfzehn Grad unter die Horizontale schwenken. Jeder der Haupttürme ist mit Projektilmaschinengewehren ausgestattet. Außerdem gibt es zwölf Raketensilos, aber da würde ich mich nicht zu nah herantrauen. Diese zwei kleinen Wachtürme sind mit Vierfach-Projektilgeschützen ausgerüstet. Genau das wird Ihr neues Domizil. Noch Fragen?«
»Jawohl, Sir. Gleich eine Frage: Sie sind der Meinung, dass man es verteidigen kann?«
»Die genauere Wortwahl wäre: ich hoffe es. Soweit man sich auf die Berichte verlassen kann, wurde das Fort als Ersatzstützpunkt angelegt. Es müssten also nach wie vor Vorräte sowie genügend Saft und Munition für die Gefechtstürme zur Verfügung stehen. Die Raketen lassen Sie jedoch besser in Ruhe, denn die dürften inzwischen ziemlich unzuverlässig sein. Wenn es im Fort keine Munition mehr für die Kanonen gibt, dann sitzen Sie ziemlich in der Tinte – die dort verwendeten Kaliber sind so hoffnungslos veraltet wie die Swampscott .«
Van Doorman räusperte sich, sagte jedoch nichts.
»Noch etwas?«
»Warum haben Sie meine Leute nicht schon vorher dorthin beordert?«
»Weil es da noch ein kleines Problem gibt«, gab Mahoney zu. »Sieht ganz so aus, als läge das Fort ungefähr drei Kilometer hinter den feindlichen Linien. Ich hielt Ihren kommandierenden Offizier für einen nicht ganz so ausgekochten Haudrauf wie Sie.
Geben Sie mir einen ausführlichen Zustandsbericht, sobald Sie die Position erreicht haben. Das gesamte Kommando und der Beginn der Operation unterliegt vollständig Ihren Entscheidungen. Ich bin sicher, dass Sie von dort aus keine Probleme haben werden, geeignete Ziele ausfindig zu machen.«
»Vielen Dank, Sir.« Sten salutierte. Also sollte der Rest seiner zusammengeschmolzenen Truppe jetzt auch noch als Feuerwehr eingesetzt werden.
»Noch etwas, Commander. Suchen Sie sich ein Rufsignal aus.«
Sten überlegte.
»Stützpunkt Sh’aarl’t.«
»Das wäre alles.«
Jetzt musste Sten zuallererst herausfinden, wie stark die Tahn seine Mannschaft unschuldiger Techniker zusammengeschossen hatten.
Er erwartete eine Katastrophe.
Sten und Alex warfen sich zu Boden, als eine Tahn-Rakete kreischend heranschoß; sie explodierte über ihnen in der Luft und verteilte mehrere Sprengköpfe über einem ehemaligen Einkaufszentrum. Sie wurden von Schockwellen durchgeschüttelt, und dann schien sich der Boden für einen Augenblick wieder zu stabilisieren.
Cavite-City war völlig zerstört; überall ragten zerbombte Ruinen in den Himmel, wie hohle, abgebrochene Zahnstummel. Die Straßen waren mit Schutt und Metallsplittern übersät und für den Bodenverkehr fast unpassierbar. In der Innenstadt gab es nur noch zwei Sorten von Lebewesen: die Toten und die Maulwürfe. Die Toten waren entweder ohnehin unter einstürzenden Gebäuden begraben oder von ihren Kameraden an Ort und Stelle verbrannt worden. Trotzdem stank es in der Stadt überall nach Tod.
Alle Lebenden hielten sich unter der Erde auf. Man hatte tiefe Gräben ausgehoben und gegen den Beschuss von oben abgedeckt. So etwas wie Zivilisten gab es nicht mehr. Die Imperialen Siedler und die wenigen Tahn, die sich auf die Seite des Imperiums geschlagen hatten, waren von der kämpfenden Truppe nicht mehr zu unterscheiden. Sie dienten als Sanitäter und Köche und kämpften oftmals aus den gleichen Bunkern heraus wie die Gardisten. Und sie starben. Die Tahn scherten sich nicht groß darum, wer Soldat im Einsatz war und wer nicht.
Jeder, der nicht direkt eine Aufgabe zugeteilt bekommen hatte, entdeckte eine ungekannte Leidenschaft für das Graben. Je länger die Belagerung anhielt, desto tiefer wurden Gräben und Unterstände.
Einmal, als er und seine zwölf Leute sich vorankämpften, glaubte Sten Brijit in einem unmarkierten Grabeneingang verschwinden zu sehen, aber er war sich nicht sicher. Falls es sich bei dem Graben um ein Hospital handelte, war es bestimmt nicht markiert, denn das traditionelle Rot-Kreuz-Zeichen gab für die Tahn ein hervorragendes Ziel ab.
Je näher sie der vordersten Frontlinie kamen, desto schlimmer wurde es. Sten war auf seine persönliche Katastrophe vorbereitet.
Statt dessen erlebte er die erste angenehme Überraschung, seit … seit, herrje, seit Brijit mit ihm ins Bett gegangen war. ›Dieser Krieg wird allmählich unerträglich‹, dachte er.
Eigentlich war es eine ganze Reihe angenehmer Überraschungen.
Zuerst erkannte Sten, weshalb ihm die
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