Division der Verlorenen
gut es ging, versorgt werden und dann wieder in den Fleischwolf geworfen würde; die Tahn setzten ihre Angriffe unermüdlich fort. Er fragte sich schon mürrisch, wer wohl als letzter von ihnen sterben würde. So sah die Zukunft aus: getötet, verwundet oder gefangen genommen werden.
Sten war ebenso wenig wie das Imperium an Niederlagen gewöhnt. Diesmal gab es jedoch keinen anderen Ausweg.
Es überraschte ihn kaum, als ihn der befehlshabende Offizier des Ersatzbataillons mit unerwarteten Befehlen empfing. Sein Team musste die gesamte Bewaffnung bis auf ihre persönlichen Waffen abgeben und sich für einen Sonderauftrag bereit halten.
Sten selbst sollte sich in Mahoneys taktischem Operationszentrum melden. Bevor er Bericht erstattete, trieb er ein paar Liter Wasser zum Rasieren und Baden sowie einen einigermaßen sauberen und einigermaßen passenden Kampfanzug auf.
Das TOZ befand sich noch immer im Keller der Parfümerie. Mahoney beendete eine Lagebesprechung mit einer Handvoll Offiziere, die allesamt ebenso mitgenommen wie ihr General aussahen, dann winkte er Sten in ein kleines Büro, das einmal der Aufsichtsraum der Parfümerie gewesen war.
Dort erwartete sie Admiral van Doorman.
Mahoney brachte Sten grob auf den Stand der Dinge. Zehn Linienschiffe waren unterwegs, um die Imperialen Zivilisten und ›auserwählte Elemente‹ der 1. Garde aufzunehmen. Sie wurden von vier Zerstörern – mehr konnte das Imperium nicht erübrigen – eskortiert und waren bislang noch von keiner Tahn-Patrouille entdeckt worden. Ihre Ankunft sollte in vier Tagen erfolgen.
Plötzlich brauchte die 23. Flotte ihre Techniker wieder. Nur noch vier Schiffe waren raumtauglich: zwei Zerstörer, darunter Halldors Husha ; des weiteren ein altersschwaches Patrouillenboot; und die Swampscott .
Sie sollten so kampftauglich wie möglich gemacht werden, sofort. Stens überlebende Techs, Fachleute auf dem Gebiet der Improvisation, würden auf die Swampscott überstellt.
›Einfach so überstellt?‹ wunderte sich Sten. Er fragte sich auch, ob er dafür noch eine genauere Erklärung bekommen würde.
Mahoney wollte sie ihm gerade zukommen lassen, als van Doorman zum ersten Mal das Wort ergriff: »General, dieser Mann untersteht noch immer meinem Kommando. Ich würde vorschlagen …«
Mahoney blickte den hageren Flottenoffizier an, dann nickte er und ging hinaus.
Van Doorman lehnte sich seitlich an den Schreibtisch und starrte ins Leere. Seine Stimme war beinahe tonlos. »Das Problem, dem wir uns wohl alle stellen müssen, Commander, ist die Tatsache, dass wir, je älter wir werden, immer weniger möchten, dass sich die Dinge ändern.«
Sten dachte eigentlich, dass ihn nichts mehr überraschen könnte. Er täuschte sich.
»Ich war sehr stolz auf meine Flotte. Ich wusste, dass wir nicht die neueste Ausrüstung hatten und dass wir so weit vom Imperium entfernt waren, dass wir nicht immer die allerbesten Raumfahrer abbekamen. Aber ich wusste, dass wir trotz allem eine beachtliche Streitmacht darstellten.
Es ist klar, dass ich mir so manches eingebildet habe«, räsonierte van Doorman. »Als dann eines Tages ein junger, schneidiger Kerl auftauchte und mir sagte, dass ich nur hochglanzpolierte Marionetten befehlige und meine Kommandostruktur rigide, bürokratisch, altbacken und blind sei, habe ich mich dieses Offiziers nicht gerade sehr väterlich angenommen.«
»Sir, ich habe niemals behauptet …«
»Ihre Gegenwart allein genügte«, sagte van Doorman, wobei ein Hauch von Zorn in seiner Stimme mitschwang. »Ich habe es mir zur Regel gemacht, mich nie zu entschuldigen, Commander. Ich habe nicht vor, diese Regel zu brechen. Wie auch immer. Der Grund, weshalb ich Sie und was sonst noch von Ihrem Kommando übrig ist, auf die Swampscott überstellt haben möchte, liegt darin, dass ich weiß, wie unerbittlich uns die Tahn angreifen werden, wenn wir versuchen, mit diesen Linienschiffen davonzukommen. Ich erwarte schwere Verluste. Sehr wahrscheinlich werde ich selbst darunter sein.«
›Eine ziemlich sichere Annahme dachte Sten.
»Ich habe Sie der Swampscott als Waffenoffizier zugeteilt. In der konventionellen Kommandokette standen Sie an vierter Stelle, nach dem Ersten Offizier, dem Navigationsoffizier und dem technischen Offizier. Die Zeiten sind jedoch alles andere als konventionell«, fuhr van Doorman fort, jetzt wieder mit sehr flacher Stimme. »Ich habe alle maßgeblichen Offiziere darüber informiert, dass im Falle einer Unpässlichkeit
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