Djihad: Islamistischer Terrorangriff mit gekapertem U-Boot (German Edition)
ihm habe den rechten Weg zeigen können.
„Von was sprichst du?“ hatte er zurückgefragt, inbrünstig hoffend, seine tiefe Verlegenheit würde als Verblüffung verstanden.
„Ich habe dich gesehen, wie du die Frau nach dem Weg gefragt hast. Sie hat gestikuliert und mit den Händen gezeigt, wohin du gehen solltest. Ich glaube sogar, sie war so nett, dich ein Stück zu begleiten.“
Sein Herz hatte bis in den Hals hinauf geschlagen! Wie hatte er sich geschämt!
Auch Hamid hatte ihn angesprochen.
„Hakeem, mein Bruder, wir alle haben unsere körperlichen Bedürfnisse. Weil diese bei uns Gläubigen so viel stärker sind, erlaubt der Koran uns vier Frauen und nicht, wie die Religionen der Ungläubigen, nur eine.“ Hier hatte Hamid breit gegrinst. „Offenbar sind die nicht in der Lage, monatlich vier Frauen beizuliegen. Aber es gibt Mitglieder in der Pforte zum Paradies, die den Gang zu käuflichen Frauen verurteilen.“
Hakeem war zutiefst beschämt und verwirrt. In Riad hatte er ohne Probleme in Enthaltsamkeit gelebt. Für einen jungen Mann war das dort die Normalität. Er war dort ja auch keinesfalls den Reizen ausgesetzt, weder im Fernsehen noch in Zeitschriften oder in Kinos, denen er sich hier in diesem Sündenpfuhl ausgesetzt sah. Gut, auch dort hatte er gelegentlich Hand an sich gelegt, wenn er gesehen hatte, dass eines der Dienstmädchen ohne Kopftuch über den Flur gehuscht war, oder wenn sie auf Knien mit hochgerecktem Hinterteil die Böden des väterlichen Hauses geputzt hatten. Aber hier war er in einem ständigen Erregungszustand.
Was für ein Land, in dem nackte, ihre Brüste zeigende und nur ihre Genitalien durch Verpixelung verbergende Frauen allen Alters, aller Haarfarben, ihn des Nachts auf seinem Fernsehschirm eindringlich aufforderten, sie anzurufen?! Nie hätte er sich getraut, dort anzurufen! Aber allein die Bilder zu sehen, das wollüstige Räkeln der Frauen, zu sehen, wie sich selbst mit ihren Händen streichelten und erregten, musste es jedem noch so Gläubigen furchtbar schwer machen, nicht Hand an sich zu legen! Hakeem hatte nicht den Mut, seine Kameraden, die doch aus ähnlich strengen Gesellschaften stammten wie er selbst, zu fragen, wie sie mit diesem sündigen Tun umgingen. Mit seiner zunehmenden Hilflosigkeit wuchs auch seine Wut. Die Wut auf sich selbst und seine Schwäche, immer wieder abends diese Fernsehsender einzuschalten. Die Wut über seine nicht kontrollierbare sexuelle Erregung, die ihn dazu brachte, sich selbst zu beflecken. Täglich. Manchmal mehrmals täglich. Wut auf seine Besuche bei Frauen, die sich ihm gegen Geld hingaben. Und die Wut auf dieses Land, das ihn dazu brachte, seine Wertvorstellungen über Bord zu werfen und sich der Sünde hinzugeben.
Wie hätte er sich gewünscht, Hadschi Omar um Rat fragen können! Unter vier Augen! Ihm sein Herz auszuschütten!
Aus den Gesprächen in der Pforte zum Paradies wusste Hakeem, dass die Ungläubigen, nicht alle, aber die, die sich römisch-katholisch nannten, etwas hatten, was sie Beichte nannten. Er und seine Freunde hatten sich halbtot gelacht, dass jemand glauben konnte, nur weil er einem seiner Priester seine Sünden und Schwächen gestand, anschließend sündenfrei sein sollte! Gegen ein paar Gebete zur Buße! Mit Gott zu schachern! Das hatten die Christen davon, sich auf den Gott der Juden einzulassen!
Trotzdem hätte Hakeem bin Zaif sich gefreut, jemanden zu haben, mit dem er über seine eigenen Probleme hätte sprechen können! Rashid hatte ihm noch einen Tipp gegeben:
„Wenn ein neues Mitglied in die Pforte zum Paradies aufgenommen wird, wissen wir gerne, ob er zu uns passt, ob er gottgefällig und fromm lebt, so wie das Heilige Buch es vorschreibt.“
Seit Hakeem wusste, die Mitglieder der Pforte zum Paradies beobachteten ihn, hatte er seine Verhaltensweisen geändert. Wenn er durch die Einkaufsstraßen in Hamburgs Innenstadt schlenderte, blieb er plötzlich vor Schaufenstern stehen und beobachtete in dem sich spiegelnden Glas seine Umgebung. Ebenso plötzlich machte er kehrt und ging den Weg zurück, den er gerade gekommen war. Er ging in Geschäfte wie das Alsterhaus, die mehrere Eingänge hatten, und beobachtete, wer war ihm hinein gefolgt und wer nahm den selben Ausgang wie er selbst. Fuhr er mit U-Bahn oder S-Bahn, sprang er plötzlich, kurz bevor sich die automatischen Türen schlossen, aus dem Zug. In einem Kaufhaus in der Mönckebergstrasse kaufte er sich einen Anorak, der zweiseitig zu tragen
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