Djihad: Islamistischer Terrorangriff mit gekapertem U-Boot (German Edition)
war. Eine Seite rot, die andere schwarz. Er musste nur die Jacke ausziehen, die Ärmel herausziehen und wieder hinein schlüpfen. Das ging blitzschnell. In einem Aufzug, in einer Toilette. Er hatte sich Wollmützen in unterschiedlichsten Farben gekauft, die er unvermittelt austauschte.
Und trotz all dieser Finten hatte er, gerade als er an der Davidwache in Richtung Herbertstrasse abbiegen wollte, im letzten Moment noch Hussain aus Katar erkannt, der in ihrer Gruppe häufig den Vorbeter machte, und der ihm mit einigem Abstand gefolgt war. Hakeem war geradeaus weitergegangen, hatte in einer Drogerie etwas gekauft und war dann vor der Davidswache in einen Omnibus gestiegen, der Richtung Innenstadt fuhr. Ein weiteres mal, Hakeem schlenderte gerade zum Eroscenter auf der Reeperbahn, hatte er in der Spiegelung des Schaufensters einer Spielhalle Rashid entdeckt! Rashid Al Hamid, den Frömmsten aus der Pforte zum Paradies, der stets in der traditionellen Kleidung der strengen Salafisten herumlief, mit einem Bart, der ihm bis an den Nabel reichen musste. Rashid, Tunesier mit familiären Wurzeln in Afghanistan und Pakistan. Rashid, der Eiferer! Rashid, der Wissenschaftler, der an seiner Dissertation über die neue und perfekte Computerisierung von Salinometern arbeitete.
„Was ist ein Salinometer?“ hatte Hakeem ihn damals gefragt, als er von dieser Arbeit gehört hatte.
„Ein Gerät zur Messung unterschiedlicher Salzschichten im Meer. Selbst kleinste Unterschiede der Salzdichte brechen Licht und Schallwellen unter Wasser, lenken sie ab oder werfen sie zurück! Gerade im Arabischen Golf gibt es zahlreiche solcher Schichten, oft nur wenige Zentimeter stark.“
„Und wozu soll es gut sein, so etwas zu messen?“
„Nun, Meereslebewesen, Fische, verstecken sich über oder unter solchen Schichten vor ihren Feinden: Größeren Fischen. Für die Fischereiindustrie ist es wichtig, zu wissen, wo diese unterschiedlichen Salzschichten sind, damit sie ihre Netze auf entsprechende Wassertiefen einstellen kann. Militärisch ist es wichtig. Wenn ein U-Boot sich verstecken will.“
Aber dieses Mal hatte Hakeem sich getäuscht. Rashid war nicht darauf aus, Hakeem zu beschatten.
Rashid, mit seinem langen Bart, mit seinem knielangen Kaftan über seinen dunklen, schon etwas zerschlissenen Hosen, über dem Kaftan eine wärmende Wolljacke, und mit seinem Käppi auf dem Kopf, marschierte geradewegs in eine Peepshow. Dort, so wusste Hakeem, konnten die Besucher in kleinen Kabinen nach Einwurf einer Münze pornographische Filme ansehen. Wenn ihr Kleingeld reichte, rund um die Uhr.
Hakeem, dem es Spaß gemacht hätte, Rashid in Verlegenheit zu bringen, war schon im Begriff, ebenfalls in das Etablissement zu gehen, als er plötzlich ein weiteres bekanntes Gesicht entdeckte. Er stutzte, weil er diesen Mann nicht sofort wiedererkannte und den nun wirklich keineswegs hier erwartet hätte: Den von der Saudischen Marine rekrutierten pakistanischen U-Bootexperten Naqui ul Haq.
Verblüfft sah er zu, wie ul Haq wenige Sekunden nach Rashid in dem Peep-Show-Laden verschwand.
„Ach ja, Herr Graf, da ist noch etwas,“ sagte Ministerialdirigent Dr. Dammbauer, Leiter der Rüstungsabteilung IV des BMVg, des Verteidigungsministeriums in Bonn. Trotz des Umzuges der meisten Ministerien nach Berlin war im Bonn-Berlin-Abkommen festgelegt, dieses Ministerium auf der Hardthöhe in Bonn zu belassen. RÜ IV befasst sich mit der Rüstungszusammenarbeit mit anderen Staaten, auch denen außerhalb der NATO.
Rupert Graf hatte mit Dr. Dammbauer eine Reihe von Projekten durchgesprochen, an denen die deutsche Marineindustrie derzeit arbeitete. Es ging um staatliche Unterstützungsmaßnahmen wie Hilfe bei der Ausbildung fremder Marinen, um Geheimschutzabkommen, um Qualitätskontrolle bei auf deutschen Werften für fremde Marinen im Bau befindliche Schiffe durch das BWB, dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung.
Dr. Dammbauer hatte seine für einzelne Länder oder Regionen verantwortlichen Mitarbeiter, einen Ministerialrat und zwei Regierungsdirektoren, die an der Besprechung teilgenommen hatten, bereits in die Mittagspause entlassen und hatte Graf bis zum Treppenhaus begleitet.
Jetzt hielt er Graf am Ärmel fest.
„Noch mal zu Saudi Arabien. Wie Sie wissen, waren wir von der Leitung“ – Leitung im BMVg ist das Ministerbüro – „aufgefordert worden, ein Auge auf den Sohn von Admiral Zaif, Hakeem bin Zaif, zu haben. Der junge Mann studiert in Hamburg.
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