Djihad: Islamistischer Terrorangriff mit gekapertem U-Boot (German Edition)
mir als Scheich Mahmut vorstellte. Mahmut trug einen bunt gemusterten dicken Rollkragenpullover und dicke helle Cordhosen, aber keine Strümpfe, und seine Füße steckten in leichten Sommerschuhen. Begleitet wurde Mahmut von, wie ich annahm, zweien seiner Töchter, die unablässig kicherten und kaum Englisch sprachen. Erst im Laufe des Abends wurde mir klar, dass keines der Mädchen seine Tochter war. Beide Damen stammten aus Marokko und wurden für ihre Besorgnis um Mahmuts Wohlergehen offensichtlich gut bezahlt.
Wir alle fünf warteten in der Hotelbar. Mahmut, die beiden Mädchen und ich leerten zwei Flaschen Dom Perignon. Rupert Graf trank Weißwein.
Prinz Mirin erschien kurz vor 23 Uhr.
Schon an dem plötzlichen Aufruhr, der auf einmal herrschte, Aufregung bei den Kellnern, Köpferecken bei den übrigen Gästen, war zu merken, hier wurde jemand von Wichtigkeit erwartet.
Als ein bärtiger, muskulöser Mann im schwarzen Anzug, schwarzen Hemd, schwarzer Krawatte und schwarzer Sonnenbrille die Bar betrat, war meine erste Reaktion: Was für ein Wichtigtuer! Aber der Mann, der ihm folgte, sah genauso aus! Erst als ich die Knöpfe im Ohr und die transparenten, im Hemdkragen verschwindenden Kabel erkannte, ging mir auf, dies waren nur die Leibwächter!
Prinz Mirin war ein hochgewachsener, schlanker, unglaublich gut aussehender Mann. Er trug den für die Saudis typischen Bart, hatte strahlend weiße Zähne, tiefschwarze Augen, tiefschwarzes Haar.
Er trug einen weinroten Kaschmir-Pullover über einem blau-weiß-gestreiften Hemd, in dessen Kragen ein seidenes Halstuch steckte. Die aus den Pulloverärmeln lugenden Manschetten waren mit Platinknöpfen versehen, auf denen Diamanten glitzerten, passend zu seiner ebenfalls mit Diamanten versehenen Platin-Armbanduhr.
Die dunkelblauen Wildlederstiefeletten passten zu seinen dunklen Designerjeans.
Wer immer den Prinzen modisch beriet, hatte einen guten Geschmack!
Als Rupert Graf uns miteinander bekannt machte, übersetzte Mahmut ins Englische, was der Prinz auf Arabisch gesagt hatte:
„Ich preise Allah dafür, dass Er eine so liebliche Frau wie Sie unseren Abend verschönern lässt.“
Prinz Mirin sprach den ganzen Abend über kein Wort Englisch.
Es war Mahmut, der die Übersetzungen machte.
Soviel ich verstand, dankte der Prinz Rupert Graf für seinen Einsatz bei der schnellen Auslieferung eines U-Bootes. Offensichtliche Heiterkeit löste ein etwas langatmiger Dialog der beiden in Arabisch aus, den Mahmut anschließend für uns kurz zusammenfasste:
„Seine Hoheit hat erfahren, dass die Amerikaner beide Male nichts davon mitbekommen haben, als das Boot unsere Fabrik verlassen hat. Nichts! Rein gar nichts! Es hat dort große Aufregung gegeben! Seine Hoheit ist hocherfreut, dass das Boot das hält, was ich ihm versprochen habe.“
Ich konnte mir damals aus alledem keinen Reim machen, auch nicht aus der Antwort Ruperts:
„Die Marine erhält eines der besten Produkte, die es weltweit gibt. Ich hatte ja gesagt, es ist unhörbar!“
Mahmuts Übersetzung war dreimal so lang wie Ruperts Satz, verursachte aber bei beiden eine mir nicht nachvollziehbare Fröhlichkeit. Ich weiß noch, dass ich dachte:
„Der Prinz amüsiert sich königlich!“, was ich für ein gelungenes Wortspiel hielt.
Als wir endlich in den Speisesaal zum Abendessen gingen, war es bereits weit nach Mitternacht.
Ich beneidete Mahmut nicht, die halbe Speisekarte übersetzen zu müssen, allerdings kam sehr schnell ein arabischsprachiger Kellner dazu.
Nach dem Essen ging es eine Etage tiefer in die Diskothek, wo trotz der zahlreichen Gäste eine ganze Ecke für uns freigehalten worden war.
Der Prinz trank den ganzen Abend über entweder Whisky oder Champagner, aber der Alkohol schien keine Wirkung zu zeigen. Gegen vier Uhr morgens verschwand er und nahm die beiden kichernden Mädchen mit.
Scheich Mahmut entkrampfte sich von einem auf den anderen Augenblick.
„Der Prinz ist sehr zufrieden, Mr. Graf. Vor allem, weil sein Zeitplan eingehalten werden kann!“
Als nicht sofort ein Kellner kam, stand Mahmut auf, um selbst Champagner und Weißwein nachzufüllen. Ich weiß noch, dass ich verwundert war, dass er so seltsam watschelte, bis ich sah, er war barfüßig. Er hatte seine Schuhe ausgezogen!
„Warum hat er es so eilig?“ fragte Rupert Graf.
„Er hat seine Gründe,“ sagte Mahmut nur.
Ich habe das alles voller Verwunderung beobachtet und mir gemerkt. Erst sehr viel später sollte ich
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