Djihad: Islamistischer Terrorangriff mit gekapertem U-Boot (German Edition)
erledigt und eine e-Mail an seine Sekretärin Brigitte Orlowski verfasst hatte, mit der er sie anwies, seine Termine für die beiden kommenden Tage neu zu organisieren.
Erst jetzt erinnerte sich Rupert Graf an den Anruf auf seinem Handy. Neugierig guckte er nach, wer ihn um diese Zeit versucht hatte, zu erreichen. Das Signal sagte: Unbekannter Anrufer.
Er rief seine Mailbox an.
Dort war der Anruf gespeichert.
Es war die Stimme Aishas, die sagte:
„Bitte entschuldige, dass ich mich nicht früher gemeldet habe. Es geht mir gut. Ich denke viel an dich. Wir werden uns bald wiedersehen.“
Um diese Zeit war Lieutenant Commander Carl Almaddi schon wieder auf den Beinen in seiner CIC an Bord der Seasparrow. Dr. Christian Kummer gesellte sich wenige Minuten später zu ihm.
Kummer sah übernächtigt aus. Er war unrasiert und trug noch die Kleider vom Vortag.
Aber er schien auf irgendetwas furchtbar stolz zu sein. Nach ein paar weiteren Minuten kam Kummers Kollege Hintermayer dazu und baute mehrere Laptops auf. Insgesamt vier.
Kummer sah aus wie jemand, der darauf wartet, dass sein Gegenüber ein mitgebrachtes Geschenk auspackt.
Ein Matrose brachte Frühstück für alle drei.
Hintermayer fuhr die vier Rechner hoch und schob in jeden eine CD-ROM.
Kummer stellte vor jedem Monitor gefaltete Zettel auf, auf denen er handschriftlich notiert hatte:
Tzabeh, PNSub1, PNSub2, PNSub 3.
Die Bildschirme blieben weitgehend dunkel bis auf einen gelegentlichen helleren Streifen, der über das Bild huschte.
„Die Signaturen der Tzabeh und der drei pakistanischen Boote, die Ihre USSN Miami geärgert haben!“ sagte Dr. Kummer stolz. „Alle einander ähnlich, aber eben doch nicht kongruent. Vier unterschiedliche Signaturen!“
„Ich kann, offen gesagt, gar keine Unterschiede erkennen,“ sagte Almaddi.
„Ist mit bloßem Auge auch gar nicht möglich, Carl. Herr Hintermayer, jetzt mal bitte die Bilder in hoher Geschwindigkeit.“
Erst jetzt konnte Lieutenant Commander Carl Almaddi erkennen, was Christian Kummer meinte:
Regelmäßiges Flackern auf jedem Bildschirm, aber mit minimalen Unterschieden im Vergleich zu dem Flackern auf den anderen Schirmen.
„Sehen Sie jetzt, Carl, was ich meine? Vier unterschiedliche Signaturen! Ich habe die ganze Nacht gebraucht, die Unterschiede sichtbar zu machen. Ich habe die von der USSN Miami aufgefangenen Signaturen mit denen verglichen, die wir von den nach Pakistan gelieferten Booten noch hatten. Das, was von der Miami kam, war sehr, sehr leise. Weit weg! Aber trotzdem: Sub1 stammt von der Grenze Iran/Pakistan. Sub2 von Ormara. Sub3 von Karachi. Ihre USSN Miami hat sich foppen lassen. Genau, wie ich die ganze Zeit gesagt habe!“
Kummers Gesicht glänzte vor Stolz.
„Kann ich diese Aufnahmen haben?“ fragte Almaddi.
„Ja sicher, Carl! Je schneller Sie diese Signaturen in Ihren Rechnern unterbringen, desto besser! Helmut Burghof war mein persönlicher Freund! Ich tue alles, was in meinen Kräften steht, beizutragen, diesen Verbrechern das Handwerk zu legen!“
Das Treffen zwischen Rupert Graf und Brigadier Selim fand im Tea-Room des Ritz Hotel statt.
Graf war am Mittag in Düsseldorf abgeflogen. Großbritannien gehörte nicht zu den Schengenstaaten. Das hieß, die Personalausweise wurden bei der Ausreise kontrolliert.
Der Passbeamte in Düsseldorf legte Grafs Ausweis auf ein elektronisches Lesegerät. Graf konnte nicht sehen, was das Gerät anzeigte, aber der Beamte sah Graf lange an, bevor er ihm seinen Ausweis zurück gab.
Plötzlich hatte Rupert Graf das Gefühl, sein Anwalt Dr. Winter könnte recht haben mit der Befürchtung, Grafs Auslandsreisen würden Einschränkungen unterliegen.
In Heathrow interessierte sich niemand für Graf.
Selim hatte Graf in seine Wohnung eingeladen, aber da Graf vermutete, dass diese vom britischen Geheimdienst abgehört würde, wollte er ein Treffen an einem neutralen Ort. Selim vertrat eine ganze Reihe ausländischer Rüstungsunternehmen in Pakistan und stand todsicher ziemlich weit oben auf der Liste der Leute, für die sich Großbritanniens Behörden interessierten.
Außerdem wohnte Graf im Ritz, und es war somit für ihn bequemer.
Als Graf zur verabredeten Zeit den Tea-Room betrat, war der Brigadier schon dort, umringt von mehreren Kellnern, denen er seine Bestellungen aufgab. Selim, ein Mann in der Mitte der Sechziger, mittelgroß und untersetzt, das spärliche Haar blauschwarz gefärbt, war hochelegant gekleidet, der
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