Djihad: Islamistischer Terrorangriff mit gekapertem U-Boot (German Edition)
sind. Hätte man uns Araber gelassen, wir hätten die Konflikte zwischen Iran und Irak, zwischen Irak und Kuwait, selbst den letzten Angriff auf den Irak als innerfamiliäre Angelegenheiten regeln können. Im weiteren Familienkreis, sozusagen. Aber Amerika und Europa mussten sich ja unbedingt einmischen. Mit der Konsequenz von Hunderttausenden von Toten. Nur, weil man keine Geduld hatte!“
Mahmut winkte dem Kellner, um sein Whiskyglas nachgefüllt zu bekommen.
„Eine von Mirins Ehefrauen, Yasmin, zählte zur Verwandtschaft von Saddam Hussein. Irgendwas um mehrere Ecken. Also keine Tochter oder Nichte, aber die Nichte einer der Frauen eines seiner Brüder. Das reicht bei uns, um Verwandtschaft nicht zu vergessen.
Als Mirin die Frau heiratete, war sie 14 Jahre alt. Mirin verliebte sich in sie. Weil Yasmin schon die Haare einer Frau hatte, übte Mirin keine Zurückhaltung, und mit fünfzehn gebar sie ihm einen ersten Sohn. Es folgten zwei weitere Söhne.
Mirin war unsagbar stolz und glücklich. König Fahd persönlich beglückwünschte ihn mit warmen Worten zu dieser Verbindung und zu Mirins Beitrag zur Festigung der Beziehungen zwischen beiden Ländern.
Yasmin, die Kinder und ihre Begleitung waren zu Besuch bei Yasmins Familie in Bagdad, als die amerikanischen Bombardements begannen. An eine Ausreise war nicht zu denken!
Am 30. März 2003 haben die Amerikaner irrtümlich ein Wohnviertel in Bagdad bombardiert. Eines der sogenannten besseren Viertel. Yasmin, die drei Buben, Yasmins Mutter und ihr Bruder als Begleiter, alle kamen ums Leben. Alle ausgelöscht. Zusammen mit vielen anderen Menschen. Durch einen technischen Fehler. Durch ein Versehen. Die Leichen waren so zerstückelt, es war nicht mehr feststellbar, welches Körperteil zu welcher Person gehörte. Prinz Mirin hatte nicht einmal Gräber, an denen er hätte trauern können.“
Sheik Mahmut kippte den inzwischen servierten Whisky in einem Zug herunter.
„Und Sie glauben allen Ernstes, Mr. Graf, dass ich Prinz Mirin überzeugen kann, ausgerechnet ein amerikanisches Produkt in sein neuestes Lieblingsspielzeug einbauen zu lassen?“
Rupert Graf blieb eine Weile stumm. Dann sagte er:
„Es wird wohl das Beste sein, wir lassen das alte Sonar im Boot. Es ist ein deutsches Produkt und brauchbar. Da Saudi Arabien dieses Boot wohl nicht dazu benutzen will, einen Krieg anzuzetteln, sollte dieses Sonar ausreichen. Man kann ja später dann immer noch etwas Moderneres einbauen.“
Scheich Mahmut sah Graf nachdenklich an.
Schließlich antwortete er:
„Ich werde mit Prinz Mirin sprechen.“
Lieutenant Commander Carl Almaddi hatte zunächst überprüft, wo genau in Riad sich der Absender der Nachricht aufgehalten hatte, als sie nach Dubai geschickt worden war.
Das Gebiet sollte eigentlich wegen der weitgehend rechteckig angelegten modernen Wohn- und Büroviertel leicht ausfindig gemacht und analysiert werden können.
Tatsächlich jedoch hatte sich das Gerät in einem der älteren Viertel Riads mit gewundenen Strassen und Gassen in das Netz der Saudi Telekom eingeloggt. Dieses Gebiet lag, wie Almaddi bei dem Vergleich mit einem Stadtplan feststellte, östlich von der Großen Moschee. Es war der gleiche Bezirk, in dem der Anrufer aus Rawalphindi den Prediger erreicht hatte.
Almaddi rief sich zunächst Google-Earth auf seinen Bildschirm und zoomte sich auf diese Gegend Riads ein. Er hatte zwar Zugang zu exzellenten militärischen Satellitenaufnahmen, aber mit Google-Earth ging es ohne die mehrfache Eingabe von Passwörtern und Zugangscodes erst mal schnell und unkompliziert.
Wie Carl Almaddi sah, war dies ein Stadtviertel mit überwiegend alten Geschäftshäusern, Läden, eng bebaut, mit Gebäuden selbst in den Innenhöfen. Grün schien es in dieser Gegend nicht zu geben. Lediglich auf dem Platz vor der Großen Moschee waren Palmen zu erkennen, und auf dem Mittelstreifen einer der größeren Straßen.
Hier befand sich keines der größeren Hotels wie dieses, aus dem der Prediger neulich mit seinem niederländischen Handy nach Pakistan telefoniert hatte. Lieutenant-Commander Carl Almaddi blieb nun doch nichts anderes übrig als sich in das militärische Spionagecomputernetz einzuloggen. Nachdem er sich mehrere Minuten lang mit der Eingabe von Identifizierungs- und Authentifizierungscodes herumgeplagt hatte, stand ihm die Welt offen.
Als Erstes rief er sich die Liste der öffentlich zugänglichen Gebäude und Anschriften auf, die in diesem Stadtviertel Riads
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