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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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öffnete die Tür. Wahrscheinlich sah ich aus wie eine nasse Katze oder so, denn sie flüsterte mir ins Ohr: »Dann halt mal schön die Öhrchen steif. Und alles andere natürlich auch.« Sie grinste.
    Da bemerkte ich Theresa, die neugierig ihren Kopf aus einem der Zimmer gesteckt hatte. Ich zwinkerte ihr zu und sie lachte mich an. In diesem Augenblick kamen Romeas Eltern in den Flur.
    »Und Sie sind also Julian?«, fragte Romeas Vater und trat von einem Bein auf das andere.
    Ich nickte.
    »Schön, dass Sie uns mal besuchen kommen«, sagte Romeas Mutter und rang sich ein Lächeln ab.
    Da fiel mir ein, dass ich ja noch etwas zu übergeben hatte. »Ach ja, ähm, bitte«, nuschelte ich und streckte Romeas Mutter einen Blumenstrauß entgegen. Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass man das so machte. Wahrscheinlich starrte ich bei der Übergabe auf meine Turnschuhe. Das war dann wahrscheinlich schon wieder jenseits von Herrn Knigge.
    »Oh, danke, aber das wäre doch wirklich nicht nötig gewesen…«
    Sie eilte davon und suchte irgendwo nach einer Vase, während ich mir wie bestellt und nicht abgeholt vorkam. Als sie mit Vase und Strauß zurückkehrte, fragte sie: »Wollen wir uns nicht setzen?«
    »Gerne«, sagte ich und die ganze Mannschaft bewegte sich ins Wohnzimmer. Ich lauschte auf das Ticken der großen Pendeluhr. Aber obwohl sie tickte und tickte, kam es mir so vor, als wäre die Zeit eingefroren, oder schlimmer noch, als würde sie rückwärtsgehen. Na ja, die übliche Unfreiwillige-Besuche-Absolvieren-Zeit-Anomalie. Eine peinliche Stille breitete sich aus, so peinlich wie ein umgefallenes Glas Rotwein auf einer blütenweißen Tischdecke, das einen immer größer und größer werdenden Fleck erzeugt. Mein Blick fiel auf die filigranen Tässchen und ich konnte es schon förmlich sehen, wie ich meinen Kaffee umstieß oder aus Versehen meine Tasse fallen ließ.
    »Ach, Julian, ich darf doch Du sagen, oder?«
    Ich nickte. »Natürlich.«
    »Also, das ist Michael«, sie deutete auf ihren Mann, »und ich bin Susanne.« Wieder nötigte sie sich ein Lächeln ab. Eine Art Haushälterin oder Serviermädchen oder so brachte Kuchen und Kaffee herein.
    »Eigentlich ist das Theresas Nanny, aber sie ist so lieb und kümmert sich heute auch um die Bewirtung. Nicht wahr, Katrin?«
    Katrin nickte und verschwand wieder.
    Theresa, Romeas kleine Schwester, schnitt eine Grimasse. »Igitt, Käsekuchen!«
    »Theresa!« Susanne warf ihrer Tochter einen strafenden Blick zu, seufzte dann und sagte: »Draußen sind auch noch Croissants. Aber die musst du dir schon selber holen.«
    Theresa zwinkerte mir zu und hopste in die Küche. Ich blinzelte zurück. Aber nie im Leben würde es mir möglich sein, Romeas Eltern zu duzen.
    »Ich hoffe, Julian, Sie mögen … ich meine, du, du magst Käsekuchen?«
    Ich hasste Käsekuchen und beneidete Theresa ganz schrecklich um ihr Hörnchen. Aber egal. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es gerade um alles und nicht um Käsekuchen ging und riss mich zusammen. Ich war die personifizierte Selbstverleugnung. »Oh ja, Käsekuchen, lecker.« Auch ich zwang ein breites Grinsen in mein Gesicht und sah dabei wahrscheinlich aus wie der allerletzte Vollpfosten.
    Romea legte mir unter dem Tisch beruhigend eine Hand aufs Knie. Aber das machte es nicht besser, denn ich bekam eine Latte und hoffte, dass ich bis auf Weiteres nicht aufstehen musste.
    Meine Lüge führte dazu, dass ich das größte Stück bekam und damit musste ich nun fertigwerden, obwohl sich das Zeug in meinem Mund auf das Zwanzigfache seiner ursprünglichen Größe auszudehnen schien.
    »Und du bist also in Romeas Klasse, ja?«
    Ich nickte, weil ich vor lauter Käsekuchenbrei, den ich nicht runterbekam, den Mund nicht aufmachen konnte.
    »Aber du bist doch älter als Romy?«
    Das Verhör hatte begonnen. Es verlief höflich. Freundlich. Den Vorwurf, den ich hörte, gab es vielleicht gar nicht. Aber trotzdem spürte ich, wie ich rot anlief.
    Ich würgte den Kuchen herunter, wobei ich mich fast verschluckte und sagte: »Ja. Ich habe eine Ehrenrunde gedreht und na ja, das Amt hat jetzt gesagt, dass das mit dem Abi nix wird, weil ich dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen muss.«
    Ein unmerkliches Elternzucken um die Mundwinkel. Und so kroch das Gespräch dahin in Hypo-Slowmo. Zwei geschlagene Stunden. Ich bemühte mich, ehrlich, und eigentlich waren ihre Eltern ja auch in Ordnung und so. Aber eine solche Umgebung war ich nicht gewohnt und ich musste die

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