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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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meinst das wirklich ernst, wa?«
    »Yepp.«
    Julian zögerte einen Moment, aber dann sagte er: »Tja, eigentlich hält mich hier nur ein Haufen Scheiße und auf den kann ich gerne verzichten.«
    »Gut. Sehr gut. Was hältst du davon: Wir stellen uns einfach an eine Tanke, die an einer von Berlins Ausfallstraßen liegt, und fragen den nächstbesten Trucker, ob er uns mitnimmt. Und dann – dann lassen wir uns überraschen, wo der uns hinbringt. Und wenn es uns dort nicht mehr gefällt, dann ziehen wir weiter und immer weiter, bis wir die ganze Welt gesehen haben. Na, wie klingt das?«
    Julian zögerte ein wenig mit seiner Antwort, aber dann sagte er: »O.k., Süße. Wenn du das wirklich willst, lass uns das machen. Dann ziehen wir um die Welt und lassen alles hinter uns.«
    »Echt? Du kommst mit?«
    »Na klar, Süße. Was, bitte schön, sollte mich hier halten, wenn du weg bist?«
    »Cool!« Ich war so was wie überwältigt. Aber extreme Pläne muss man gleich umsetzen, denn wenn man zu lange damit wartet, dann bekommt man irgendwann Angst vor seiner eigenen Entschlossenheit und dann macht man es nie.
    »Julian?«
    »Hm?«
    »Meinst du, wir können gleich morgen weg?«
    Julian zögerte mit seiner Antwort und ich dachte schon, dass er gleich einen Rückzieher machen würde. Aber dann sagte er etwas gedehnt, aber er sagte es: »O.k.«
    Also verabredeten wir uns an einer Tanke in Steglitz-Zehlendorf.
    Wow. Das nannte ich mal aktive Selbstüberrumpelung. Romeo and Julia starring Julian and Romea goes Bonnie and Clyde. Krass.

Meine superkluge Freundin. Abhauen. Wie das klang? Überraschend klang es und viel zu gut, um klappen zu können. Aber ich hatte ja nichts zu verlieren. Alles war besser als Berlin. Na klar, abhauen. Je länger ich über diese Idee nachdachte, desto besser gefiel sie mir. Warum ich da nicht selbst draufgekommen bin, darüber müsste echt mal nachgedacht werden. Wahrscheinlich hatte Tom mit seiner Lahmarschigkeit schon langsam auf mich abgefärbt. Nichts wie weg also, bevor das hier alles noch schlimmer wurde. Und was sollte schon passieren? Schlimmer als hier konnte es kaum werden und Hauptsache, Romea war dabei.
    Und: Ich hatte endlich wieder mal eine Idee, was ich mit meinem Leben anfangen wollte. Zum ersten Mal seit Langem hatte ich wieder einen Plan und war nicht nur der Getriebene meines Umfeldes.
    Heute Nacht war wieder ein Bruch. Das Zeug sollte ich am Wochenende bei Ice abliefern. Morgen war erst Mittwoch. Perfekt. Bis Ice mich vermissen würde, wäre ich schon längst ganz weit weg. So weit weg, dass mich nicht mal Ices Schergen finden würden.
    Manchmal war es so easy, die Fesseln der Sklaverei abzuschütteln. Scheiß auf die Band, scheiß auf den Kiez, scheiß auf Berlin. Und ja, scheiß auch auf Tom. Ich hatte ja doch noch mal versucht, ihn anzurufen. Fünf Mal. Aber er war mal wieder nicht rangegangen. Dann eben nicht. Offenbar dachte er gar nicht daran, in diesem Leben noch einmal seinen Arsch hochzubekommen. Und dabei spielte es keine Rolle, ob ich hier war oder woanders. Dann lieber woanders. Und was sollte schon passieren – woanders? Nichts.
    Romea und ich hatten ein paar Mille in den Taschen und wenn die aufgebraucht waren, dann könnten wir uns mit Hilfsarbeiten durchschlagen. Die Zukunft funkelte heller als ein Sonnenstrahl in einer gläsernen Schale voller Diamanten. Yepp, mach dich gefasst, Zukunft – wir kommen.
    Und dann der Bruch. Mein letzter. Ich war die pure Euphorie, dass ich mit all dem bald nichts mehr zu tun haben würde. Aber kurz bevor es losging, hatte ich auf einmal ein ganz, ganz mieses Gefühl. Und obwohl mir bei den Brüchen immer unwohl war, war es diesmal anders. Irgendwas lag in der Luft. Irgendwas, was gar nicht gut war. Es fing auch gleich richtig beschissen an, denn Kevin hatte das Werkzeug vergessen. Ich stand kurz davor, ihm eine reinzuhauen. Wie konnte man so dämlich sein? Immerhin hatte Sling noch ein Notwerkzeug mit, aber mit dem dauerte es viel länger und der Gag an der ganzen Sache war ja wohl der, dass alles ganz schnell ging.
    Wir hatten uns eine Wohnung im fünften Stock ausgesucht. Die Woche vorher hatten wir ganz drückerkolonnenmäßig herausgefunden, dass das alte Ehepaar für eine Woche im Urlaub sein würde. Von ihnen drohte also keine Gefahr. Aber von den Nachbarn. Kevin wartete unten im Auto und ich war mit Schmierestehen im Treppenhaus dran. Noch bevor Sling anfing, am Schloss herumzufummeln, hatte ich schon feuchte Handflächen.

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