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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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war’s. Und davon konnte nun wirklich niemand leben. Und mit der Band, das war – ökonomisch gesehen – ein Hobby. Mutsch anzuhauen schied sowieso aus und dauerhaft auf Buddys Kosten zu leben auch. Romea fragen – lieber sterben.
    Also, was blieb dann anderes, als zu Ice, dem Paten, zurückzukriechen und zu betteln, wieder seinen Shit verkaufen zu dürfen?
    Und genau das tat ich.
    »Angelman, wusste ich’s doch, dass wir uns wiedersehen.« Ice war die Selbstgefälligkeit in Person. Ich hätte kotzen können.
    Er ließ mich wieder bei sich einsteigen. Aber natürlich unter schlechteren Konditionen als vorher. Er roch es, wenn jemand so richtig im Arsch war und gar keine andere Wahl mehr hatte. Und außerdem war das auch der Preis für den Einstieg nach dem Ausstieg, und klar, es war auch eine Warnung. Überleg es dir das nächste Mal lieber genau, ob du wirklich aufhörst. Ja, ja, ich hatte verstanden.
    Und so kam es, dass ich nun viel mehr malochen musste als vorher, um die gleiche Kohle zu bekommen. Und eine eigene Bude musste ich mir auch suchen. Ich konnte ja nicht ewig in Buddys Einzimmerbuchte mithausen. Und das tat ich dann auch. Wohnung suchen. Schließlich fand ich in Neukölln eine alte Rumpelbude mit zwei Zimmern. Es gab nicht mal eine richtige Heizung, sondern nur einen Kohleofen. Mein Gott, was war diese Butze verwanzt. Aber wenigstens war sie schweinebillig. Trotzdem reichte das Geld nicht. Wer etwas anderes angenommen hatte, war ein Idiot. Ich war ein Idiot. Und auch das roch Ice.
    »Angelman, wenn ich mir dich so anschaue, denke ich, du scheinst einen etwas lukrativeren Job dringend nötig zu haben«, sagte er eines Abends, als ich gerade im »Darkroom« Pillen vertickte.
    Ich schwieg.
    »Hör zu, ich mach dir ein Angebot. Du gehst dreimal im Monat mit den Jungs auf Tour. Ihr gebt alles an mich ab, was ihr so findet und dafür gibt’s jeden Monat anderthalb Mille bar auf die Kralle. Na, wie klingt das?«
    Das klang. Es klang zu gut, um wahr zu sein und deshalb klang es gefährlich. Und vor allem klang es genau nach dem, was ich niemals gewollt hatte. Aber das, was ich mit dem Dealen verdiente, reichte verdammt noch mal hinten und vorne nicht. Und anderthalb Mille. Hilfe. Das war fürstlich. Das war die Rettung.
    »Na, was ist, Angelman? Schlag ein!«
    Ich gebe es ungern zu, aber ich schlug ein. Tja, und dann kletterte ich mit den anderen Jungs tatsächlich in fremde Wohnungen und räumte sie aus. Es war unglaublich, wie easy das war. Bei manchen musste man nur die Scheckkartennummer an der Tür machen, weil manche Leute zu blöd waren abzuschließen. Andere Buden mussten wir dagegen erst ausspionieren. Wir zogen zu zweit los, beide Jacken mit dem gleichen Fake-Logo, und erzählten irgendwas von Strom sparen und dass wir mal in die Wohnung und alle elektrischen Geräte überprüfen müssten und so. Der eine lenkte ab und der andere räumte aus. Oder wenn das nicht ging, dann erkundigten wir uns ganz nett in einem unverfänglichen Gespräch und kamen dann wieder, wenn laut Aussage niemand zu Hause war. Ich hätte nie gedacht, wie vertrauensselig und dusselig manche Leute waren. An guten Tagen redete ich mir ein, dass es ihnen recht geschah, wenn sie so blöd waren. Aber im Großen und Ganzen war mir schon klar, dass ich nur ein Problem gegen ein größeres eingetauscht hatte. Aber trotzdem war es cool, sich mal endlich nicht allzu viele Sorgen ums Geld machen zu müssen.
    Was Romea davon hielt? Na, nichts, natürlich.
    Erst hatte sie mich angeschrien, warum ich sie nicht um Hilfe gebeten hätte. Ich sagte ihr, dass ich ja schlecht bei ihren Alten hätte einziehen können. Dann wollte sie ihr restliches Geld vom Konto abräumen. Und da wurde ich wütend und sagte ihr, dass ich nicht wegen des Geldes mit ihr zusammen war. Und dann hatten wir uns ganz furchtbar angeschrien, uns aber noch am selben Tag wieder versöhnt. Und das war eigentlich das einzig Positive, was in dieser Zeit geschah.
    Aber auch das war irgendwie verstörend. Denn mich verfolgte immer öfter das Gefühl, dass die Sache mit Romea gar nicht real sein konnte. Meine kleine, nein, eher meine große Seejungfrau war einfach zu gut für mich und ich fragte mich ständig, was sie eigentlich davon hatte, ihre Zeit mit so einem Loser und Vollidioten wie mir zu verschwenden.
    So richtig klar wurde mir das, als mich ihre Eltern vorluden. Na ja, sie luden mich nicht vor, sondern ein, aber es bestätigte alle meine Befürchtungen.
    Romea

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