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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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Wenn ich irgendeinen Glauben gehabt hätte, dann wäre jetzt der Zeitpunkt für mich gewesen, Stoßgebete zu entsenden. Stattdessen lauschte ich dem Rauschen in meinen Ohren.
    »Fuck!«, rief Sling auf einmal und erstarrte. Obwohl er nichts mehr an der Tür machte, öffnete sie sich. Na ja, öffnen ist untertrieben. Genau genommen wurde sie aufgerissen und der Alte von neulich hielt Sling eine Knarre an die Schläfe.
    »Dit hab ick ma jedacht, dass ihr wiedakommt, ihr Vabrecher, ihr!«, schrie er.
    Verdammt, der hatte uns auch noch erkannt. Bevor ich auch nur irgendwas denken konnte, rannte ich schon. Sorry, Sling. Ich merkte, wie irgendwas aus meiner Jackentasche segelte, aber es blieb keine Zeit, mich umzublicken. Weg. Nur weg. Der Alte brüllte herum und einzelne Wohnungstüren öffneten sich. Ich rannte, rannte, rannte. Hier ging es um mehr, als nicht geschnappt zu werden, hier ging es um die große Liebe. Ich stürmte aus der Haustür, Kevin hatte bereits den Motor angelassen und ich sprang ins Auto.
    »Fahr los!«, keuchte ich.
    »Wo ist Sling?«
    »Verdammt, fahr los!«
    Kevin starrte mich nur an.
    »Scheiße, du sollst losfahren, hab ich gesagt!« Mir standen Schweißperlen auf der Stirn und ich rang nach Luft.
    Zwar glotzte Kevin noch genauso verständnislos wie vorher, aber gottlob trat er endlich das Gaspedal durch und mit quietschenden Reifen fuhren wir los.
    »Was ist denn nun mit Sling?«, fragte er noch einmal, aber anstatt ihm zu antworten, rief ich Romea an.
    »Süße, wir müssen weg. Jetzt. In einer Stunde an der Tanke, schaffst du das?«
    »Verdammt, Julian, was ist denn los?«
    »Erzähl ich dir später. Was ist? Schaffst du es?«
    Romea klang beunruhigt, aber sie sagte: »Ich versuch’s. Bis gleich.«
    Ich drückte das Gespräch weg und sagte zu Kevin: »Alter, die Sache ist so was von vor den Baum gegangen.« Und dann erzählte ich ihm alles. Er fluchte, ließ mich aber an der Tanke in Steglitz raus, ehe er die Stadt verließ.
    Schon von Weitem sah ich Romea. Sie hatte lediglich einen mittelgroßen Wanderrucksack bei sich. Als ich näher kam, rannte sie auf mich zu und flog mir um den Hals, und ich wirbelte sie herum.
    »Mann, bin ich froh, dass du hier bist!«, rief ich.
    »Mensch, Raphop, du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt. Was ist denn passiert? Ist was schiefgegangen?«
    Ich nickte. »Schiefer geht gar nicht. Wir müssen sofort hier weg.«
    Romea sah mich besorgt an und dann erzählte ich die ganze Scheiße noch einmal. Und als ich geendet hatte und Romea neben mir spürte, da kam ich so langsam wieder runter.
    Eine Weile schwieg sie betreten, aber dann kam auf einmal Leben in sie. »Eigentlich ist es doch scheißegal. Wir wollten doch eh weg. Hey, dann hauen wir eben zwölf Stunden früher ab.« Sie strahlte mich an und tanzte von einem Bein aufs andere. »Jetzt geht’s los, Julian. Die Zukunft hat eben angefangen. Ist das nicht groß?«
    Durch Romeas gute Laune angesteckt, musste ich auf einmal grinsen. Sie hatte recht. Es war egal.
    »Ja, das ist wirklich groß. Außer dir ist das das Größte, was ich jemals erlebt habe. Scheiß auf Berlin, scheiß auf den Herbst, scheiß auf die Vergangenheit!«
    Romea zeigte der Stadt den Finger und sang »Ich will nicht nach Berlin« von Kraftklub und ich grölte mit.
    In diesem Moment fuhr ein Brummifahrer an der Tanke vor. Romea stupste mich in die Seite. »Ich frag den jetzt, ob er in den Süden fährt.«
    Kaum hatte sie das gesagt, stand sie schon an der Fahrertür. Ein Typ streckte den Kopf zum Fenster raus und als er Romea sah, ging ein breites Grinsen über sein Gesicht. Irgendwie konnte ich es gar nicht leiden, wenn irgendwelche Typen meine Freundin so ansmilten. Ich konnte nicht hören, was die beiden verhandelten, aber schließlich winkte mir Romea ganz aufgeregt zu und ich warf mir den Rucksack über die Schulter und ging zu ihnen.
    »Barcelona«, sagte Romea. »Na, wie wär’s? Der fährt echt durch bis Barcelona.«
    Barcelona? Krass.
    »Cool«, sagte ich und musste jetzt selbst grinsen.
    »Na, dann hereinspaziert. Ich hab’s eilig«, sagte der Typ.
    Vorsichtshalber stieg ich als Erster ein, damit ich zwischen ihm und Romea saß und der Typ nicht irgendwann vielleicht auf die Idee kam, er könnte Romea als kleine Gegenleistung die Hand aufs Knie legen oder so.
    Der Typ grinste uns breit an. »Na, ihr wollt wohl durchbrennen?«
    »Nee, wir haben Urlaub«, log ich.
    »Urlaub Anfang September? Na ja, ist mir auch egal. Ich

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