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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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irgendwie war ich nicht mehr der Gleiche wie damals.
    Buddy hatte angestrengt eine Braue hochgezogen.
    »Hey, im Knast hab ich ’nen ganzen Koffer neuer Texte gemacht. Also, ich meine, echt anders als vorher.« Und dann legte ich mit meinem neuen Lieblingssong los. »Romeo and Juliet / they did what they did / perhaps they died before their time / but dam’n I don’t give a shit ’bout that / they did what they did / better a short life that burnt from heaven to hell / than to have spent it without love and fail / burn, baby, burn / once you’ve loved / there is no return / don’t compromise / get it now, get it all / that’s the only way to find paradise …«
    Die Jungs sahen sich an. Natürlich waren sie sprachlos. Eine lange Pause entstand.
    Schließlich hielt es Mariachi nicht mehr aus. »Alter, das ist jetzt nicht dein Ernst, oder?«
    Die Mundwinkel begannen zu zucken und Buddy sagte: »Doch, genau das. Der meint das tatsächlich todernst.« Und zu mir: »Alter, musstest du dich im Knast nach der Seife bücken, oder was? Der Text ist ja so dermaßen schwul.«
    Und dann brach es aus ihnen heraus. Ein kollektiver Lachkrampf. Perlen vor die Säue geworfen.
    »Krass, Mann. Vielleicht bieteste das mal Heino an«, japste Toyboy und hieb sich auf die Schenkel. »Alter, da warten wir ein halbes Jahr auf dich und dann kommst du mit so ’nem Schnulz an. Echt, ich glaub’s nicht!«
    Ich war enttäuscht. Gut, ich hatte nicht direkt erwartet, dass sie gleich Hurra schreien würden. Aber nach dieser Reaktion war mal eines sicher: Mit dieser Art von Texten würden die niemals mit mir zusammen auf die Bühne steigen.
    »Pass mal auf: Bis du wieder normal bist, würde ich sagen, Mariachi schreibt erst mal bis auf Weiteres die Lyrics und du singst sie einfach, alright?«, schlug Buddy vor.
    Langsam wurde ich sauer. »Bin ich hier nur der Erfüller, oder was?«
    »Reg dich doch nicht gleich so auf, Raphop«, sagte Toyboy. »Aber sieh es mal so: Seit drei Jahren machen wir zusammen Mucke und wir waren uns immer einig, was wir machen wollten: Westcoast. So. Und auf einmal kommst du daher und willst das alles über den Haufen werfen. Und warum? Weil du glaubst, eine Vision zu haben. Aber die hast nur du. Wir nicht. Wir machen Westcoast.«
    Ich zuckte mit den Schultern. Meine große Revolution war fürs Erste gescheitert. »K.«, sagte ich. Die Jungs waren sich also einig und mit wem sollte ich sonst Mucke machen? Also, back to the West. Aber irgendwann würde ich sie schon noch überzeugen.
    Also machten wir weiter wie bisher, aber es machte mir überhaupt keinen Spaß mehr. Irgendwie war das nicht ich. Jedenfalls nicht mehr. Na ja, und weil wir uns nicht veränderten, blieben wir genauso erfolgreich oder -los, wie wir es vorher gewesen waren. Nach den Konzerten warteten wie immer ein paar Chicks backstage, um mit nach Hause oder nach sonst wohin oder in den siebten Himmel genommen zu werden, aber dank Romea stand ich da jetzt irgendwie drüber. Zwar gab es ein bisschen Kohle für die Gigs und die reichte für einen versoffenen Abend und den Lebensmitteleinkauf für die nächsten zwei Wochen, aber nicht für Miete und Handy und den ganzen anderen Rotz, den man halt so braucht, um an der Zivilisation teilzunehmen. Romea hatte recht – wir waren keine Persönlichkeiten, sondern Konsumenten.
    Kurz – ich brauchte Kohle, also heuerte ich bei einem Pizzaservice an. Für vier fünfzig die Stunde. Wenn du das als Fulltimejob machst, dackelst du am Ende des Monats mit 540 Glocken nach Hause. Und davon leb mal. Gut, ich hätte noch mit Hartz IV aufstocken können, aber sich mit diesen Einzellern vom Amt rumzuschlagen, das war auch noch ein Halbtagsjob. Nee, danke.
    Nach zwei Monaten war mein ganzes Konto schon wieder so was von rot, dass ich die Mahnbriefe, die alle paar Tage hereinflatterten, gar nicht mehr öffnen musste. Ich konnte sie ohnehin nicht bezahlen.
    Na ja, meine Euphorie war jedenfalls schnell verflogen. Außerdem erwartete ich jeden Moment Besuch. Es war nur eine Frage der Zeit, bis mich Ices Leute aufgespürt haben würden. Ice linkte man nicht einfach so. Ich war mal gespannt, ob ich das überleben würde.
    Und dann, eines Tages, war es so weit. Mein Handy klingelte und verpennt, wie ich war, wollte ich schon rangehen, weil ich dachte, dass es einer von den »Ghost«-Jungs war, aber gerade rechtzeitig sah ich noch, dass ich die Nummer, die das Display anzeigte, gar nicht kannte. Das Herz schlug mir bis zum

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