Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
Vom Netzwerk:
Hals. Shit! Jetzt hatten sie mich aufgespürt. Auch wenn ich nicht mehr in meinem alten Kiez wohnte, durch unsere Auftritte hatte es sich offenbar herumgesprochen, dass ich raus war.
    Ich drückte mich an der Wand entlang zum Fenster und wagte kaum zu atmen, als ich die Jalousien leicht anhob, um nach unten zu starren. Dort war die Hölle los, aber nichts Verdächtiges. Ich ließ die Jalousie wieder zuschnappen. Verdammt, wahrscheinlich standen sie schon vor der Tür und versuchten es erst einmal auf die direkte Tour, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Die Autobahn in meinem Ohr war mein Blut, das rauschte, als gäbe es kein Morgen mehr. Ich kroch zur Tür und lugte durch den Spion. Nichts. Aber trotzdem hatte ich ein ganz, ganz ungutes Gefühl.
    Paranoider Idiot!, dachte ich. Komm mal wieder runter. Wieso sollten die sich vorher ankündigen und das am helllichten Tag? Aber so richtig konnte ich mich nicht überzeugen. Doch nach und nach – Druckabfall. Vielleicht hatte sich ja einfach nur jemand verwählt. Ich beschloss, mich zu beruhigen und schlurfte mit immer noch erhöhtem Adrenalinspiegel zurück in mein Bett. Trotzdem arbeitete es heftig in mir.
    Ich dachte gerade intensiv darüber nach, ob es nicht schlauer wäre, noch einmal zu versuchen, mit Romea durchzubrennen, aber dann würde ich gegen meine Bewährungsauflagen verstoßen und noch mal Knast – nee, danke.
    Da klingelte mein Handy noch einmal. Wieder diese Nummer. Mein Herzschlag beschleunigte sich ungesund, aber ich riss mich zusammen und ging ran.
    »Alter, endlich erreich ich dich!«, sagte eine Stimme, die ich nicht zuordnen konnte.
    Während ich noch grübelte, wer am anderen Ende der Leitung war, sagte die Stimme: »Sag bloß, du hast mich schon vergessen?«
    Scheiße, ja. Ich war ein ganz schöner Arsch. Aus den Augen, aus dem Sinn. Ich hatte kaum noch an ihn gedacht. Und gebetet, gebetet hatte ich, obwohl es gerade echt nicht lief, zuletzt am Tag meiner Entlassung. Aber hier draußen hatte ich ja immerhin Romea. »Murat! Bist du endlich raus?«, sagte ich schließlich.
    »Nee, ich hab die Zelle voller Nutten und zieh gerade eine Line und da dachte ich, ich ruf mal eben meinen alten Kumpel Julian mit meinem Privathandy an, ob er nicht vorbeikommen will.«
    »Ja, ja. Wahnsinnig komisch. Mann, hast du mich erschreckt.«
    »Wieso?«
    »Ach, nix.«
    »Und? Kannste schon fließend Arabisch?«, fragte er.
    »Klar, ist total easy.« Ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich ihn so schnell vergessen hatte, sodass ich ihn fragte: »Aber – sag mal, magst du vielleicht rumkommen?«
    »Deswegen ruf ich an. Kann ich ein paar Tage bei dir unterkriechen?«
    »Kein Ding.«
    Und so kam es, dass Murat mehr oder weniger bei mir einzog. Ich hatte zwei Zimmer, einen Flur, eine Küche und ein Bad. Das kleinere Zimmer bekam Murat und das größere behielt ich. Perfekt. Wir konnten uns die Miete teilen und wenn Ice seine Jungs schickte, waren wir immerhin anderthalb Kerle anstatt nur einer. Und, na ja, schließlich hatte ich ja auch drei Monate Erfahrung, was es hieß, mit Murat zusammenzuwohnen.
    Was soll ich sagen? Es wurde so ein bisschen wie in den bad old days. Murat war ziemlich oft damit beschäftigt, seinen kleinen grünen Teppich auszurollen und sich auf den Boden zu werfen. Und er war sehr verwundert, dass ich nur sehr zögerlich wieder mitmachte.
    Aber trotzdem war da dieses Loch. Ich war frei und gleichzeitig gefangen. Mein Bewegungsradius hatte sich durch die Bewährungsauflagen stark verkleinert und was Ice betraf, da ging mir der Arsch echt auf Grundeis. Es war pervers, das einzig Sinnvolle wäre gewesen, sehr, sehr, sehr weit von Berlin wegzugehen, um wirklich aus der Szene herauszukommen, aber gerade das durfte ich nicht. Dabei wünschte ich mir nichts mehr, als noch einmal mit Romea durchzubrennen und mich mit ihr irgendwie so hippiemäßig an irgendeinem Strand auf der anderen Seite der Welt durchzuschlagen. Wenn das doch nur möglich gewesen wäre, dann hätte es dieses Loch nicht gegeben. Und wenn mir das mit der Mucke noch irgendwas gegeben hätte, dann hätte es das Loch zwar gegeben, aber es wäre nicht annähernd so riesig geworden. Aber so war alles richtig scheiße. Immerhin konnte ich Romea jetzt wieder regelmäßig sehen. Und das war schön. Richtig schön. Aber trotzdem war da immer diese Angst. Die Angst, dass ich Romea auf Dauer nicht würde halten können. Was wollte sie nur mit solch einem Loser wie mir? Ich konnte ihr doch

Weitere Kostenlose Bücher