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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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ersetzbar, aber doch nicht der Sänger. Ich bin eure Stimme !«
    Buddy sagte gar nichts, sondern haute der Stimme mit hochgezogenen Augenbrauen gleich eine rein. Und dann gab es eine Schlägerei vom Feinsten.
    Und weil Veranstalter nichts mehr lieben, als dass ihr Backstagebereich kurz und klein geschlagen wird, und eine Rap-Formation ohne Sänger irgendwie keine Rap-Formation mehr ist, war das Ende der Schlägerei zugleich auch das Ende von »Gangsta’s Ghost«.

Eigentlich ist es bekannt: Man soll sich nicht zu früh freuen. Und ich, ich hatte mich definitiv zu früh gefreut. Worüber? Darüber, dass, nachdem Julian wieder raus aus dem Knast war, von der ganzen Beterei überhaupt keine Rede mehr war.
    Es war aber nur so lange keine Rede mehr davon, bis dieser Eiferer, dieser Murat, dieser falsche Prophet, in Julians Bude zog.
    Unsere erste Begegnung war echt der Hammer. Nach der Schule tauchte ich wie verabredet bei Julian auf. Ich klingelte, aber es war nicht Julian, der öffnete, sondern dieser Typ. Fragend sah ich ihn an und überlegte, ob ich mich in der Tür geirrt hatte. Nein, das konnte nicht sein, denn der Typ trug Julians Bademantel, den ich ihm geschenkt hatte und dann behauptete er auch noch, dass er jetzt hier wohne. Zusammen mit Julian. Ich war irritiert, denn davon hatte mir Julian nichts erzählt, aber ich riss mich zusammen und streckte dem Kerl die Hand hin. Sie hing eine ganze Weile sinnlos in der Luft herum, bis ich sie wieder in meiner Jackentasche vergrub.
    Arschloch!, dachte ich und schob mich an ihm vorbei in die Wohnung. Und klar, das Arschloch protestierte auch noch.
    »Julian ist aber nicht da und ich … ich hab jetzt keine Zeit«, sagte er und machte tatsächlich Anstalten, mich wieder zur Tür zurückzuschieben.
    »Hör mal gut zu, Arschloch. Ich weiß zwar nicht, was du so dringend in Julians Bademantel zu tun hast und es ist mir auch egal. Ich erwarte auch keine Bespaßung von dir und es wäre mir sogar sehr recht, wenn du genau das unterlassen würdest, aber ich lasse mir von dir Vollpfosten nicht den Zugang zur Wohnung meines Freundes verbieten.«
    »Sprich bloß nicht noch einmal so mit mir, du dämliche Bitch!«, fauchte er mich an.
    »Sag das noch ein Mal«, knurrte ich.
    »Bitch!«, presste der Typ hervor und hob drohend die Hand.
    Und ich, ich sah nur noch Rot. Ich musterte ihn: » Du halbe Portion willst dich mit mir anlegen, ja?«, fragte ich und lachte ihn schallend aus.
    Und da tickte er aus und ging auf mich los. Ich holte mit meinem Bein aus und eine halbe Sekunde später lag er am Boden und fluchte. In diesem Moment ging die Tür auf und Julian kam herein.
    »Sagt mal, habt ihr sie noch alle?« Er zog mich weg von dem Typen und in diesem Augenblick war der Kerl aufgesprungen und wollte sich auf mich stürzen. Julian ging dazwischen. »Hallo? Schluss jetzt!«
    Danach wollte er mich in den Arm nehmen, aber ich stieß ihn weg.
    »Kannst du mir vielleicht mal kurz erklären, warum dieses Arschloch sich in deinem Bademantel bewegt, als wäre er hier zu Hause?«
    »Ähm, na ja. Der wohnt jetzt auch hier.«
    »Seit wann?«, fragte ich und blitzte Julian zornig an. Wie schön, dass ich das endlich auch erfuhr. Vor drei Tagen hatte er schließlich noch nicht hier gewohnt und es war auch nie die Rede von einem Mitbewohner gewesen.
    »Seit … seit gestern Abend.«
    Ich schwieg.
    »Das ist übrigens Murat.«
    Das hatte ich mir schon fast gedacht.
    »Murat – Romea«, stellte Julian vor.
    In Murats Augen glomm noch immer der Zorn. Feinde fürs Leben. Das war schon mal klar.
    Als meine Eltern davon erfahren hatten, dass Julian wieder auf der Bildfläche aufgetaucht war, waren sie natürlich nicht besonders beglückt darüber, aber solange ich meinen Kram einigermaßen erledigte, ließen sie mich machen. Natürlich wurden Besorgnisfalten gebildet und die Elternblicke intensiviert. Aber zum Glück hatten sie früher ja immer so viel von Toleranz geredet, dass ich ihnen meistens mit einem vorwurfsvollen »Und das bedeutet für euch Toleranz, ja?« ganz schnell den Stachel ziehen konnte.
    Es gab nur ein Problem: Und das war Murat, der Prophet. Denn da der Stein nicht zum Propheten gekommen war, war der Prophet beim Stein eingezogen und wirkte wahre Wunder. Das erste Wunder war Julians Äußeres. Julian rasierte sich auf einmal nicht mehr und ständig trug er diese Häkelmütze.
    »Weißt du eigentlich, wie lächerlich du damit aussiehst?«, hatte ich mich eines Tages vor ihm

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