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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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überhaupt nichts bieten außer einer Exklusivführung durch Berlins Unterwelt.
    Und immer, wenn ich daran dachte, dass Romea mich wahrscheinlich bald verlassen würde, dann wurde dieses Loch so riesig, dass mein Leben nicht mehr war als dieses Loch, und dann, dann wollte ich wieder in diesen Raum, in dem alles gut und alles andere egal war.
    Und deshalb machte ich eben irgendwann wieder mit. Ehrlich gesagt, ich wurde richtig süchtig danach. Und noch nach etwas anderem wurde ich süchtig. Murat hatte auf seinem iPhone eine Unmenge Mucke gespeichert. Hip-Hop und Rap, na klar. Dafür hatte er sich auch gleich entschuldigt und gesagt, dass er das ja eigentlich nicht mehr hören würde, weil Musik haram, unrein, war, aber dass das früher seine Lieblingsalben gewesen waren und, na ja, aus nostalgischen Gründen hatte er’s nicht gelöscht, das dürfte aber niemand aus der Gruppe erfahren. Aber was hatte ich denn mit seiner Gruppe zu tun?
    Außer Hip-Hop und Rap hatte er aber noch jede Menge klassische arabische Musik und die ergriff mich sofort. Wie soll ich sagen? Sie ging mir sofort ins Herz oder ins Blut oder so. Ich begann, mich mit den fremden Rhythmen und Tonsystemen vertraut zu machen. Immer und immer wieder hörte ich Murats Mucke durch und versuchte am Laptop, selbst ein paar kleinere Stücke in dieser Art zu komponieren und das mit ein paar Rapsongs zu verknüpfen.
    Eines Tages trat ich dann vor die Jungs und verkündete, dass ich etwas Neues gefunden hatte, was wir unbedingt ausprobieren müssten.
    »Öha! Habt ihr gehört? Julian hat wieder was Neues!«, rief Toyboy.
    Die anderen lachten.
    »Was hast du denn diesmal?«, fragte Mariachi gelangweilt und zog an seinem Joint. Und Buddy sagte wie immer gar nichts, sondern hatte nur seine Augenbrauen hochgezogen.
    Und dann spielte ich es ihnen vor und erwartete wenigstens gottgleiche Bewunderung für meine virtuose Darbietung. Aber nee. Da kam nichts. Überhaupt nichts dergleichen.
    Buddy winkte nur ab, drehte sich um und machte sich an seinem Bass zu schaffen und Mariachi und Toyboy schüttelten den Kopf.
    »Lass gut sein, Alter. So ’ne Tausendundeinenacht-Nummer ist jetzt nicht so unser Style.«
    In diesem Moment platzte mir der Kragen. »Mann, ihr seid solche Vollpfosten! Wieso wollt ihr denn nicht ein Mal was Neues ausprobieren? Warum wollt ihr immer nur so eine 2Pac-Kopie sein? Was sag ich. Parodie! Mensch, rafft euch doch mal auf. Beim nächsten Gig – einen einzigen Song dieser Art. Nur einer. Nur als Versuchsballon. Und wenn wir ausgepfiffen werden, dann mach ich’s nie wieder. Versprochen?«
    »Kapier es doch endlich. Wir gefallen uns als schlechte 2Pac-Kopie. Und wenn ich mich recht erinnere, war auch dir das bis vor Kurzem gut genug. Mehr wollten wir niemals sein und außerdem ist dieses orientalische Gewinsel echt nicht unser Style.«
    Ich verdrehte die Augen und schlug die Tür hinter mir zu. Ignoranten!
    Ein paar Tage später hatten wir dann unseren großen Auftritt und wenn ich sage, groß, dann meine ich auch groß. Unsere erste Show allein vor fünfhundert Zuschauern. Kein Club, sondern in einer Sporthalle.
    Es fing echt gut an. Alles groovte. Dann war Pause. High Five. Zwei Bier, einen Zungenkuss von Romea und dann ging es weiter. Letzter Song. Aus. Zugabe und dann Überraschung. Mein Solo, von dem keiner wusste. Als ich fertig war, tobte der Saal, aber als ich mich nach den Jungs umdrehte, hatten sie schon die Bühne geräumt. Verdammt, was sollte das denn? Die Leute wollten noch eine Zugabe, aber Toyboy, Buddy und Mariachi weigerten sich, die Bühne noch einmal zu betreten. Also ging ich alleine raus, sagte ein paar nette Worte und behauptete, dass unser Tourbus heute noch weitermüsse. Ha. Ha. Tourbus, wa?
    Als ich zu den Jungs zurückkehrte, war ich stocksauer, aber die drei hatten sich gegen mich verschworen und gingen auf mich los.
    »Du Arschloch! Das war nicht mit uns abgesprochen!«, schrie mich Mariachi an.
    »Aber das war doch ein krasser Erfolg. Die haben getobt und wollten mehr«, verteidigte ich mich. Ja, ich weiß, es war nicht die feine englische Art gewesen, aber es hatte doch wirklich funktioniert.
    »Alter, so ein Alleingang geht nicht. Kapier es endlich: Drei Leute haben keinen Bock auf deine Experimente. Wenn dir das so wichtig ist, dann mach doch ein Soloprojekt. Bei uns bist du jedenfalls raus«, sagte Toyboy.
    »Was??? Seid ihr wahnsinnig? Ihr könnt doch nicht einfach euren Sänger rauskicken! Jeder ist irgendwie

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