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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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Scheiß auf meine Angst. Es gab keinen Weg zurück. Und das war auch gut so. Und dann sagte ich laut und fest: » Muhammadun rasulu ’llah(i), und Muhammed ist der Gesandte Allahs!«
    Ich hatte es getan. Hatte sie gesagt, die Schahada. Jetzt war ich Muslima. Jetzt war ich nicht mehr Romea, jetzt, jetzt war ich Shania.
    Und auf einmal war alle Angst wie weggefegt. Ich war erlöst, hatte meine Entscheidung getroffen. Alhamdulillah. Jetzt war alles klar. Der Imam gratulierte mir und dann umringten mich die Frauen und fielen mir um den Hals und da wurde mir klar, was es wirklich bedeutete, in der Umma zu sein. Ich war nie wieder allein. Ich konnte nichts dagegen tun, aber ich heulte. Und es war vor Glück. Wirklich, ich war glücklich.
    Zuletzt kam Shirin und sie heulte auch. Und ich konnte überhaupt nicht mehr nachvollziehen, was die letzten Tage mit mir los gewesen war. Gleich würde ich Julian heiraten und wir könnten uns bald wieder ganz nahe sein, nein, wahrscheinlich noch viel näher als jemals zuvor, denn jetzt war unsere Liebe nicht mehr haram, sondern halal. Ich war total überwältigt. Ich war angekommen. Mit siebzehn. Was für ein Glück. Mit siebzehn. Wer konnte das schon von sich sagen? Zu Hause. Was wollte ich eigentlich mehr?

Das war echt der Tag meines Lebens. Gleich nach Romea hatte ich die Schahada gesprochen und fühlte mich jetzt wie erlöst. Jetzt war ich nicht mehr der Kafir Julian Engelmann, sondern Abdel Jabbar, der Diener des Mächtigen.
    Und jetzt würde ich auch noch heiraten. Ich hatte es geschafft. Mit neunzehn hatte ich es echt geschafft, wonach manche Leute ihr ganzes Leben lang suchen und es nicht finden. Ich war der Fels in der Brandung. Mit Allah, dem Allmächtigen an meiner Seite, konnte nichts mehr schiefgehen, und in wenigen Minuten würde ich für immer mit meiner Traumfrau zusammen sein. Krass.
    Mit Allah an deiner Seite bist du immer ein Gewinner, hatte der Imam gesagt. Und verdammt, ja, er hatte recht. Natürlich hatte er recht. Er hatte das alles ja auch jahrelang studiert.
    In diesem Moment kam der Wali, das war der Vormund, der von der Gemeinde für Romea bestellt war, und der für sie die Hochzeitsurkunde unterschreiben sollte. Und dann war da noch unser Imam, Mustafa Metwally, anwesend, der die Urkunde noch mal durchsah, dass auch alles mit der Scharia vereinbar war. Ansonsten war noch Saad da, einer aus der Gemeinde, der Romeas Trauzeuge war. Wieso hatte der Imam denn den zum Trauzeugen bestimmt? Dieses schleicherhafte Frettchen, dieser Schnüffler, der immer dann plötzlich hinter einem auftauchte, wenn man am wenigsten mit ihm rechnete. Aber ich zwang mich, zu ignorieren, dass mich die Anwesenheit Saads ärgerte. Ich konzentrierte mich lieber auf Murat, der mein Trauzeuge war und von einem Bein aufs andere tanzte und irgendwie ziemlich schräg drauf war. Er war gereizt und ich wusste gar nicht, wieso. Er könnte sich ruhig ein bisschen mehr freuen, wenn sein bester Freund heiratete.
    Aber bevor ich mich ärgern konnte, reichte mir der Imam schon die Urkunde, damit ich sie unterschrieb und meine Hand zitterte ein wenig, als ich meinen Namen unter das Ganze setzte. Dann reichte ich das Klemmbrett an den Wali. Damit war der Ehevertrag geschlossen. Dann kam noch der Imam und ich sprach auf Arabisch etwas nach, das ich nicht verstand und danach durchquerte er die Moschee und ging zu Romea, die in der anderen Ecke des Raums mit Shirin und einer anderen Frau wartete. Auch ihr murmelte er etwas vor, was sie nachsprach und nach zehn Minuten waren wir verheiratet.
    Krass. Wie schnell sich doch manchmal die Dinge ändern können. Ein ganz klein wenig war ich enttäuscht. Ein bisschen feierlicher hätte ich mir das Ganze schon vorgestellt. Aber egal. Jetzt konnte ich mein ganzes Leben mit Romea verbringen. So nah ich wollte. Vor einem Jahr war ich noch voll im Arsch und jetzt, jetzt war ich auf der Überholspur Allahs. Ein echter Mann mit einer echten Frau an seiner Seite.
    Und dann wurde gefeiert. Die Männer feierten und die Frauen feierten wohl auch. Ich war wie im Rausch und gleichzeitig konnte ich es gar nicht erwarten, dass das Fest endlich vorbei war. Seit zwei Monaten war ich nicht mehr mit Romea allein gewesen.
    Das Zimmer, das ich seit unserer Ankunft in der Gemeinde mit Murat geteilt hatte, würde ich ab heute Nacht allein mit Romea bewohnen dürfen.
    »Na toll. Und ich? Ich muss jetzt das Zimmer mit irgendwem teilen, oder was?«, hatte sich Murat am Tag zuvor

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