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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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ja?«
    »Ja«, sagte Murat.
    »Gut. Ihr könnt dann auch einfach verlängern, wenn ihr wollt.« Er reichte uns einen Zettel, den wir unterschreiben sollten.
    Dann, nachdem die Formalitäten abgeschlossen waren, schien er sich nur noch für mich zu interessieren.
    »Nun … Abdel. Du bist also Deutscher und zum Islam konvertiert. Ist das richtig?«
    Ich nickte.
    »Das ist gut. Sehr gut. Das freut mich für dich, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast. Deutschland ist ein gutes Land. Starke Menschen. Hitler, zum Beispiel.«
    Da war es schon wieder. Was hatten sie hier nur mit dem? Ich wollte nicht die ganze Zeit mit Hitler in einen Topf geworfen werden.
    »Warst du vorher Christ?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Oder hast du sonst einer Religion angehört?«
    Ich wurde rot. »Nein. Nichts. Ich habe an gar nichts geglaubt.«
    Arif Ibn Asmi nickte verständnisvoll. »Sehr gut, dass du konvertiert bist. Nur so kannst du gerettet werden.«
    Ich schwieg.
    »Warum ausgerechnet der Islam?«, bohrte er weiter.
    Mein Gott, wie sollte ich das erklären? Das war etwas so Privates. »Weil … es gibt mir Halt. Und ich – ich war ein schlechter Mensch. Ich möchte einfach ein guter Mensch sein.«
    Arif Ibn Asmi stand auf und wuchtete sich hinter seinem Schreibtisch hervor. Dann legte er mir seine Hand auf die Schulter. »Sei unbesorgt. Das wirst du hier.« Er lächelte gütig und wurde dann auf einmal sehr geschäftig. »Memnun«, brüllte er. »Memnun! Komm gefälligst her, wenn ich dich rufe!«
    Ein kleiner Junge in Galabiya und viel zu großen Adiletten kam um die Ecke geschossen.
    Der Schulleiter legte dem Kleinen seine Hand auf den Kopf. »Geh! Zeig den beiden ihre Unterkunft. Ach ja, kommt morgen um zehn wieder hierher. Dann stelle ich euch euren Lehrern vor.« Damit zwängte er sich wieder in den Sessel und tauchte in seinen Akten unter.
    Wir folgten Memnun, der mit seinen riesigen Latschen erstaunlich schnell die Treppe runterrannte. Er bog aber nicht links in die untere Etage ein, wo ich die restlichen Räume vermutete, sondern führte uns aus der Schule heraus. Ich sah Murat fragend an, aber der bekam das gar nicht mit. Memnun führte uns durch die vielen gewundenen Gassen. Eselskarren, mit allem Möglichen beladen, Leute in Galabiyas, die meisten aber westlich gekleidet, vor allem die Männer, deren rechtes Ohr mit ihren Handys verwachsen schien, ein paar Straßenhändler, ein Heer stehender und hupender Autos, McDonald’s, Schuhgeschäfte, Kioske, so eine Art ägyptisches Beate-Uhse-Geschäft mit Dingen, die ich mir nicht mehr ansehen durfte und deshalb blickte ich auch schnell weg. Keines der Häuser, an denen wir vorbeikamen, sah auch nur im Entferntesten fertig aus, und schon gar nicht die Mehrgeschosser, an denen wir gerade vorbeieilten.
    Auf einmal blieb Memnun abrupt vor einem stehen und schloss die Tür auf. Ich hätte alles erwartet, nicht aber, dass wir in einem Hochhaus wohnen würden. Es gab sogar einen Aufzug. In der obersten Etage stiegen wir aus. Alles war hell und sah noch ziemlich neu aus. Memnun schloss eine Wohnung auf, die wir offenbar ganz für uns alleine hatten. Während wir noch die Zimmer inspizierten, hatte sich der Kurze auch schon wieder verdrückt und wir hörten nur noch das sich entfernende Flapflapflap seiner Latschen und das Pling der Aufzugtür.
    Ich sah Murat an. Murat sah mich an. Wow. Unsere Unterkunft war ungefähr um die Potenz zehn höher, was den Luxus betraf, als unsere Bude in der Gemeinde. Die Wohnung bestand aus vier kleinen Zimmern, einem großen Wohnzimmer, Bad, Küche und Balkon. Ich drückte die Klinke des dritten Zimmers und linste hinein. Wir schienen einen Mitbewohner zu haben, der aber offensichtlich gerade nicht zu Hause war. Dann sah ich noch ins vierte. Auch dieses war bewohnt, aber sein Besitzer schien ebenfalls unterwegs zu sein. Also waren wir wohl zu viert. Murat und ich traten auf den Balkon. Die Sonne stand schon ziemlich tief und in der Ferne konnten wir das Meer sehen. Der Wind trug eine frische Brise herüber und jetzt erst wurde mir bewusst, dass es hier ganz anders roch als zu Hause. Diesel, Salz, die Düfte aus den zahllosen Bratereien und der Gestank der vor sich hin rottenden Abfälle. Das also war er, der Geruch Alexandrias. Eine Geruchslandschaft, die sich in meiner Nase festsetzte und die von nun an für immer dort gespeichert sein würde. Die große weite Welt, die ich nicht kannte, aber selbst wenn ich sie eines Tages kennenlernen

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