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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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Leben gelassen hat. Jetzt hast du allen Grund, in den Djihad zu ziehen. Auserwählt bist du, Samir. Niemand ist glücklicher als der, der im Djihad als Shahid, als Märtyrer, fällt.«
    Samir wich zurück. »Märtyrer? Ich bin noch nicht einmal konvertiert!«
    Der gemütliche Omar winkte ab. »Aber das wirst du ja bald. Mach dir keine Sorgen.«
    Murat hatte große Augen gekriegt und obwohl er den Mund noch voller Burger hatte, fragte er: »Wie kann das sein, Samir? Du bist Palästinenser und musst erst noch konvertieren?«
    »Ja. Ich bin Christ. Und ich will ehrlich zu euch sein – ich bin mir auch nicht sicher, ob ich wirklich zum Islam konvertieren werde.«
    »Ach was, dich drehen wir schon noch um. Du wirst das ohnehin bald unbedingt selbst wollen. Und wir alle werden dafür im Paradies besonders belohnt werden.« Omar lachte sein lautes, heiseres Lachen. Wir anderen fielen mit ein. Nur Samir, der hielt sich bedeckt. Als Omar sich wieder ein wenig beruhigt und sein Husten sich gelegt hatte, lehnte er sich satt und zufrieden zurück und faltete die Hände vor seinem Bauch.
    »Warum bist du eigentlich konvertiert?«, fragte ich ihn.
    »Lungenkrebs«, sagte er. »Es war wegen dem Krebs. Ich war Mormone und habe zum Lord Jesus gebetet. Zwei Jahre habe ich gebetet, aber es ist immer schlimmer geworden, bis die Ärzte gesagt haben, dass sie nichts mehr für mich tun können. ›Austherapiert‹ nennen sie das. Und da bekam ich Angst. Was hatte ich bisher aus meinem Leben gemacht? Ich hatte mein ganzes Leben Vieh zusammengetrieben. Gut, das ist nicht der schlechteste Beruf. Ich hatte geheiratet und zwei Kinder in die Welt gesetzt. Aber – ich hatte geraucht. Das war eine Sünde. Meine Frau hatte es mir immer und immer wieder vorgehalten. ›Gott wird dich strafen‹, hatte sie gesagt. Und sie hatte recht behalten. Gott vergab mir nicht. Als ich im Krankenhaus war und eine Chemo nach der nächsten bekam, hat sie mich verlassen und natürlich hat sie die Kinder mitgenommen. Ich war echt am Ende, das könnt ihr mir glauben. Alles hatte ich verloren. Und dann war ich austherapiert. Ich habe alles versucht. Buddhismus und die rauchenden Ohrstäbchen der Indios, Akkupunktur und Kügelchen, kurz war ich sogar mal Hindu, aber nichts hat geholfen. Nur Allah – er ist der Größte –, der hat mich gerettet, indem er mir das Herz geöffnet hat. Ich bin jeden Tag in die Moschee gegangen und habe immer und immer gebetet. Viel mehr als das salat. Und von Tag zu Tag ging es mir besser. Ich hätte längst tot sein müssen, aber ich starb nicht. Irgendwann bin ich dann noch mal zum Arzt gegangen und der glaubte, er hätte das falsche Röntgenbild, denn der Tumor war ganz klein geworden. Und so betete ich und betete und nach einem Jahr war er weg. Ein Jahr nur und der Scheiß war verschwunden.«
    Wir drei starrten ihn fasziniert an. Murat machte eben den Mund auf, um Omar noch eine Frage zu stellen, da blickte der auf seine Uhr und sprang auf.
    »Sorry, guy. Frag mich später.« Er bekam einen Hustenanfall. Dann, als sich seine Bronchien beruhigt hatten, sagte er: »Brüder, ich muss los!« Er warf einen Stapel ägyptische Pfund auf den Tisch und sprang auf. »Ihr seid eingeladen, aber ich muss jetzt einfach noch mal beten.« Und mit wehender Galabiya verschwand der Cowboy in der Nacht.
    Der Abend beim ägyptischen Imbiss war unser erster und letzter entspannter Abend in Alexandria gewesen. Danach kam die Pflicht und ich erkannte, was für ein gigantisches Minus ich in meinem bisherigen Leben gegenüber Allah angehäuft hatte.
    Pünktlich um zehn Uhr am nächsten Morgen erschienen Murat und ich im Büro von Arif Ibn Asmi. Er saß bereits wieder über seine Papiere gebeugt und blickte für einen Moment irritiert auf. Dann schien er sich an unser gestriges Gespräch zu erinnern.
    »Ach ja, Abdel und Murat. Ich wollte euch heute ja euren Lehrern vorstellen.«
    Auch Memnun, der kleine Junge, der uns gestern die Unterkunft gezeigt hatte, sprang wieder in seinen viel zu großen Latschen herum. Arif Ibn Asmi bewegte ungeduldig seinen Kopf.
    »Bring sie zu Abdel Rahman«, befahl er. Und zu uns: »Abdel Rahman wird euch im Koran unterweisen. Wie gut hat Allah, der Allmächtige, es eingerichtet, dass ihr gerade jetzt gekommen seid. Heute beginnt sein neuer Kurs. Heute Nachmittag kommt ihr noch einmal hierher und dann sehen wir weiter. Ich muss noch nach einem geeigneten Arabischlehrer für euch suchen.« Damit war für ihn das Gespräch

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