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Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Djihad Paradise: Roman (German Edition)

Titel: Djihad Paradise: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kuschnarowa
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Menge auf Arabisch, was ich nicht verstand. Als er aufgelegt hatte, sagte er zu mir: »Du kannst fahren. In zwei Wochen. Und nimm Murat mit.«
    »Toll, jetzt muss ich dahin fahren«, nörgelte ich, als wir wieder in unserem Zimmer waren. Ich war echt angepisst. Was sollte ich denn in Ägypten in der Sprachschule?
    »Abdel, beruhige dich. Sei dankbar, dass du fahren und die Sprache des Propheten – Allah halte ihn in Ehren und schenke ihm Heil – lernen darfst«, sagte sie streng. »Und dann, wenn du zurückkommst, bringst du mir alles bei, ja?« Shania hatte sich an mich geschmiegt, aber gerade ging mir das ein wenig auf die Nerven. Die kluge Frau wirkte durch ihren dummen Mann. Warum ließen sie nicht sie fahren und mich in Ruhe? Ich entzog mich ihren Annäherungsversuchen. So ständig in einem Raum aufeinanderzuhocken, war manchmal ganz schön anstrengend. Oder war es Shania, die anstrengend war? Romea war das nie gewesen. Was war nur los? Vielleicht war es ja gut, mal ein paar Wochen woanders zu sein? Und ich muss zugeben, irgendwo schmeichelte es mir, dass der Imam der Meinung war, dass ich als Vorbild zurückkehren würde.
    Die zwei Wochen waren schneller vorbei als gedacht. Und dann war es so weit. Keine Ahnung, ich glaube, ich war aufgeregt oder so, jedenfalls konnte ich mich nicht konzentrieren. Gedankenkino. Ich war noch nie aus Europa rausgekommen und jetzt saß ich plötzlich im Flugzeug und würde, inschallah, in Ägypten wieder aussteigen. Unglaublich. Und in drei Monaten wäre ich zurück, als besserer Mensch, als Vorbild. Wer hätte das gedacht, dass ausgerechnet ich mit dem Abo fürs Ablosen jemals auch nur für irgendwas ein Vorbild werden würde?
    Und neben mir saß Murat und der war grün im Gesicht, und verdammt, warum gab es dieses Wort nicht, aber statufiziert würde es genau treffen. Katatonisch. Als würde das Beil der Guillotine über ihm schweben. Plötzlich kam Bewegung in ihn: »Alter, ich schaff das nicht. Ich schaff es einfach nicht. Ich muss hier raus!« Sprach’s, sprang auf, stieg über mich rüber und machte tatsächlich Anstalten, sich durch das Chaos der Noch-immer-Hereinströmenden und Koffer-in-Fächer-Wuchtenden Richtung Ausgang zu verdrücken.
    »Murat!«, rief ich. »Murat! Verdammt, komm zurück!« Und als er nicht hörte, quetschte auch ich mich durch das Koffer-Menschen-Chaos und fand ihn auf der Gangway, wo er völlig aufgelöst mit einer der Stewardessen diskutierte.
    »Junger Mann, Sie müssen sich entscheiden. Wenn Sie mitfliegen möchten, dann steigen Sie jetzt sofort wieder ein und setzen sich auf Ihren Platz, oder wir fliegen ohne Sie.«
    Murat wand sich und sah mich flehend an.
    »Ist das Ihr Freund?«, fragte mich die Stewardess.
    Auch wenn es mir peinlich war, nickte ich.
    »Dann klären Sie das mit ihm. Sie haben«, sie blickte auf ihre Armbanduhr, »genau dreißig Sekunden Zeit.« Damit drehte sie sich um und machte sich an der Tür des Flugzeugs zu schaffen.
    Und ich, ich verhandelte gar nicht erst lange, sondern packte Murat am Kragen und schleifte ihn hinter mir her zurück in unsere Sitzreihe.
    »Sterben. Wir werden sterben. Nie kommen wir nach Ägypten. Es ist alles des Teufels«, winselte Murat und zitterte.
    Die Stewardess warf mir ein anerkennendes Lächeln zu und ich zwinkerte zurück, und verdammt, das war eine Sünde. Aber vielleicht konnte ich es in Alexandria in der Schule wiedergutmachen.
    Die Stewardessen klickten die Kofferfächer zu, das Anschnallzeichen ertönte, das Flugzeug rollte in Richtung Startbahn und Murat hatte den Kopf zwischen den Händen vergraben und murmelte ständig, Allah möge ihm all seine Sünden verzeihen und ihm Einlass ins Paradies gewähren. Und als die Boeing abhob, fuhr Murat noch einmal kurz hoch und starrte mich böse an. »Wir werden sterben, Abdel.«
    »Klar. Alle Menschen sterben. Das ist ganz normal«, sagte ich und grinste ihn an. »Irgendwann sterben wir alle.«
    »Nein, Arschloch. Wir werden jetzt sterben, bevor wir gute Muslime geworden sind. Und deswegen werden wir bald im ewigen Feuer der Hölle schmoren. Verdammt, ich hätte mich einfach nicht von dir bequatschen lassen sollen.« Damit versank er wieder in sein Vergebungsgewimmere. Alhamdulillah, schlief er darüber irgendwann ein.
    Drei Stunden später setzte die Maschine auf der Landebahn des Burg al’Arab auf und Murat schoss aus seinem Tiefschlaf empor.
    »Sind wir schon in der Hölle, Abdel?«, fragte er und seine Augen waren

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