Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
Vom Netzwerk:
später nahm er den Anruf entgegen.
    »Hallo, Sina, bist du es?«
    »Ja!«
    »Gott sei Dank!«, stieß Klaus völlig erledigt aus.
    »Was ist los, um Himmels willen?« Sina war in heller Aufregung. Was hatte ihr Klaus mitzuteilen?
    »Ich bin so froh, dass du dich meldest. Es war die Hölle.«
    »Rede, Klaus! Rede!«
    »Sonja hat mir die Szene schlechthin geliefert. Ich glaube, ich bin nie von jemandem so auseinandergenommen worden. Ich bin fix und fertig.«
    Sina hielt den Hörer von ihrem Ohr, ungefähr eine Armeslänge von sich entfernt. Sie fixierte ihn, als hätte sie eine giftige Schlange vor sich.
    »Hallo? Sina? Bist du noch dran?«, tönte es aus der Muschel.
    Langsam führte Sina den Hörer an ihr Ohr zurück. »Du bist das Letzte!«, brüllte sie hinein. »Es geht hier um Menschenleben! Vielleicht um mehrere Millionen Menschenleben! Und du kommst mir mit deinen Weibergeschichten?«
    Klaus hatte die Tragweite der Angelegenheit nicht erkannt. In unschuldigem Tonfall plapperte er weiter: »Weibergeschichten. Ja, das ist der richtige Ausdruck. Nur Weiber können einem so etwas einbrocken: Ich bin nicht mal ansatzweise dazu gekommen, Sonja wegen ihres Diskettenlaufwerks anzuhauen, um mir diese V2-Diskette reinzuziehen. Sonja ist – kaum dass ich geläutet hatte – wie eine Furie auf mich losgegangen.« Er atmete hastig durch. »Sina, ich sag dir: Das Leben ohne Frauen wäre so viel leichter. «
    Sina legte auf. Ohne einen Gedanken an dieses Gespräch zu verschwenden, rannte sie zurück zum Auto, wo Gabriele bereits den Motor aufheulen ließ.
    »Und?«
    »Es lohnt nicht, darüber auch nur eine Silbe zu verlieren. Gib einfach Gas, und bring uns zu diesem Bunker.«
    Gabriele zuckte mit den Schultern: »War er wieder mal …«
    »Ja, er war wieder mal typisch Klaus«, ärgerte sich Sina.
    »Naja. Er muss seinem Charakter eben irgendwie treu bleiben.«
    »Mm. Wenn schon niemand anderem, dann wenigstens seinem Charakter«, gab Sina garstig zurück. »Aber nun los! Drück aufs Gaspedal!«
    »Wenn es nicht ohnehin zu spät ist. Deine Nachrichten von Friedhelm waren jedenfalls nicht wirklich ermutigend. Und bei Klaus scheint auch nichts rübergekommen zu sein. Was soll das Ganze also noch?« Sie fasste sich müde an die Stirn, nachdem sie sich in den Verkehr eingefädelt hatte. »In was sind wir da bloß hineingeraten? – Seit 50 Jahren treibt diese Bombe da oben. 50 Jahre! Und sie ist immer noch gefährlich. Das muss man sich einmal vorstellen.«
    Sina trommelte mit den Fingern auf ihrem Sitz. »Wenn du rumphilosophieren willst, dann mach das meinetwegen. Aber bitte leise!«
    Gabriele setzte unbeirrt fort: »Wenn selbst eine uralte, längst vergessene Waffe so viel Unheil anrichten kann – was ist dann erst mit all denen von heute? Die gesunkenen Atom-U-Boote und die vielen atomaren Restbestände. Lauter tickende Zeitbomben sind das! Was kommt da bloß auf uns zu?«
    »Wenn du nicht bald deine Klappe hältst und dich auf den Verkehr konzentrierst, kommt auf dich gar nichts mehr zu. Höchstens der Baum, an dem wir dann kleben werden!«

53
    Tiefste Dunkelheit. Totenstille. Das dünne Licht zweier Taschenlampen richtete sich auf die feuchten Wände der unterirdischen Katakomben. Sina ging voran, tastete sich behutsam die glitschigen Treppenstufen hinab. Ihr kam die Atmosphäre im Bunker düster und noch unbehaglicher vor als bei ihrem letzten Besuch hier unten.
    Immer wieder hielten die Frauen an und lauschten in die Dunkelheit. Doch es war nichts zu hören. Absolut kein Geräusch. Weder Stimmen noch Schritte. Von den Fremden keine Spur. Sie brauchten eine Viertelstunde, bis sie zur Schaltzentrale vorgedrungen waren. Auch dort war es dunkel. Aber – die Geräte arbeiteten noch!
    Sina verlor keine Zeit. Zielstrebig ging sie auf den Hauptrechner zu. »Alles klar! Und du wirfst den Generator fürs Licht an!«, kommandierte sie.
    »Ich? Aber ich …«, kam es hilflos von Gabriele.
    »Du hast mir drei- oder viermal dabei zugesehen. Jetzt wirst du es wohl allein hinkriegen!« Sina schenkte ihre Aufmerksamkeit nun ganz dem akkubetriebenen Computer.
    Gabriele stand einen Moment lang unentschlossen neben ihr. Sie raffte sich auf und verschwand in der Dunkelheit.
    Sina rückte sich einen Stuhl heran und tippte – die Taschenlampe unter die Achsel geklemmt – wild drauflos. »Ich muss es schaffen«, sagte sie beschwörend zu sich selbst. »Das muss irgendwie hinhauen. Konzentrier dich, Sina! Du musst das hier einfach

Weitere Kostenlose Bücher