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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Spickzettel vor. »Darf ich dir mal ein paar Beispiele nennen, die deine Kindheitsbildung erschüttern dürften?«
    »Sei nicht so affektiert!«
    »Beim legendären Sputnik lagst du richtig. Der gab 1957 seine Piepsignale nach nur 93 Tage ab, bevor die Anziehungskraft der Erde ihn erwischte. Aber bereits der amerikanische Satellit Explorer I hielt sich fast fünf Jahre im Himmel.«
    »Wir reden hier nicht von ein paar Jahren, sondern Jahrzehnten«, gab Gabriele störrisch von sich.
    »Kannst du haben: Die Sonde Vanguard III bleibt 35 Jahre da oben, die Lebensdauer von Vanguard I beträgt sage und schreibe 200 Jahre. Und dieser Vanguard hat verdammt viele Brüder.«
    »Mist.«
    »Ja, großer Mist! Es kommt noch dicker.« Sina spickte wieder auf ihren Notizzettel. »Der Trümmergürtel ist so dicht bepackt, dass es beinahe zu Zusammenstößen gekommen ist.« Sie las ab: »Erst vor Kurzem ist die Besatzung des Space-Shuttle ›Discovery‹ nur knapp einem Unglück entronnen. Reste einer russischen Proton-Rakete schwebten denen direkt bis vor die Nase. Wenn die Radare nicht Alarm geschlagen hätten und der Pilot nicht per Handsteuerung ausgewichen wäre, gäbe es keine ›Discovery‹ mehr. Verdammt gefährlich, denn der Schrott bewegt sich mit solch irren Geschwindigkeiten, dass ein kleiner Metallsplitter ausreichen würde, um seine Bahn kreuzende Satelliten oder Raumschiffe mit der Wucht einer Handgranate zu zerreißen.«
    »Alle Achtung.«
    »Friedhelm hat gesagt, dass da oben gut und gern 150.000 größere Raketen- und Satellitenbruchstücke rumsausen. Das fängt an beim toten Spionagesatelliten vom Ausmaß eines Lieferwagens und endet bei abgesprengten Sicherheitsbolzen. Sogar ’ne alte Fotokamera Marke Hasselblad saust durch den Orbit – die ist 1966 einem Astronauten beim Weltraumspaziergang aus der Hand geglitten. Ein regelrechter Trümmergürtel rund um die Erde! Und höchstens 500 Teile kommen pro Jahr runter und verglühen in der Atmosphäre. Der Rest bleibt oben. Für Ewigkeiten!«
    »Also wirklich keine Chance, dieses A10 ohne genaue Koordinaten zu orten, was?«, folgerte Gabriele missmutig.
    Sina schüttelte verbiestert den Kopf. »Wie sollen wir ohne jeden Anhaltspunkt auf einer proppenvollen Umlaufbahn einen Raketenkopf finden, der höchstens einen Meter lang ist? Denn der Rest der Rakete, der riesige Hauptantrieb, muss nach dem Start ja ausgebrannt und abgesprengt worden sein. Der ist vor über 50 Jahren irgendwo im Atlantik versunken. Der Kopf verfügt nur noch über ein kleines Antriebsaggregat, das für Kurskorrekturen und allenfalls für den Rücksturz zur Erde reicht. Ganz so wie bei der späteren Mondrakete ›Saturn‹«, meinte Sina kleinlaut, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten. »Naja. Immerhin hat die Sache auch einen Vorteil«, sagte sie dann trocken.
    »Und der wäre?«
    »Nun glaubt Friedhelm uns wenigstens die ganze Geschichte. Er meinte, als du ihn deswegen angerufen hattest, hätte er dich am liebsten augenblicklich für verrückt erklärt, entmündigt und enterbt.«
    »Pah!«
    »Ja, er hat dir kein Stück weit über den Weg getraut. Er hat gedacht, du wolltest dich mal wieder auf seine Kosten amüsieren. Nie und nimmer konnte er sich vorstellen, dass eine Rakete über 50 Jahre lang um die Erde kreisen könnte. Aber als er sich erst schlau gemacht hatte, als er erkannt hatte, dass dies eben doch möglich ist, war er ganz kleinlaut.« Süffisant fügte sie hinzu: »Er hat mir aus der Hand gefressen, Gabi. Er ist sogar zutiefst besorgt um uns, dein Bruderherz.«
    »Tatsächlich?«, fragte Gabriele, und ihr war dabei unschwer anzumerken, dass sie immer noch ihre Zweifel hatte. »Wenn er sich wirklich um uns Gedanken macht, dann hattest du recht. Dann hat die Sache ohne Zweifel auch ihr Gutes.« Gabriele sah verdrießlich auf die unbewegte Oberfläche des Sees, der bis auf einen knappen Meter an die Straße heranreichte.
    Sina zog ihren Ärmel zurück, guckte auf die Armbanduhr: 16 Uhr. Ihr Blick fiel auf die Digitalanzeige der Konsole. Sina zuckte zusammen: »Deine Uhr da geht nach!«, sagte sie anklagend.
    Auch Gabriele schreckte auf: »Oh.«
    »Das heißt, wir haben noch weniger Zeit!« Sina riss die Tür auf. »Ich rufe schnell Klaus an. Vielleicht hat der noch etwas Brauchbares recherchieren können. Lass den Motor an. Wir müssen dann sofort los!«
    Sina verschwand, ehe Gabriele überhaupt reagieren konnte. In Windeseile hatte sie die Nummer ihres Ex-Freundes gewählt, Sekunden

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