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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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Herzens zu. Beide trennten sich wieder einige Meter voneinander und stierten konzentriert auf den moosig-grünen Waldboden.
    Die vereinbarte halbe Stunde verstrich, ohne dass den Frauen auch nur eine nennenswerte Färbung der Pflanzendecke aufgefallen wäre. Sina bildete sich für Sekundenbruchteile zwar immer wieder ein, verschiedene Grün- und Gelbtöne auszumachen, doch bei näherem Hinsehen blieb das Gras ganz normales Gras und war höchstens in Schattenlagen mit bräunlichen Flecken durchsetzt. Sie sah ein, dass ihr Plan zu optimistisch war. Gabriele hatte recht: Jeder Botaniker, jeder Mineraloge, ja selbst jeder Hobbyarchäologe wäre skeptisch gewesen. »Du hast gewonnen, Gabi. Ich gebe auf!«, rief sie ihrer Partnerin zu.
    »Mit ›gewonnen‹ hat das nichts zu tun«, meinte Gabi im Näherkommen. »Denkst du etwa, dass es mich freut, wenn meiner besten Freundin etwas nicht gelingt?«
    »Nein. So habe ich das nicht gemeint«, korrigierte Sina und schloss Gabi freundschaftlich in die Arme. »Ach, Gabi. Was sind wir beide doch für Loser.«
    »Auf keinen Fall, Sina. Nenn uns nie Verlierer. So schnell werfen wir die Flinte bestimmt nicht ins Korn. Was hältst du von einer Kaffeepause?«
    Sina stimmte bereitwillig zu: »Wäre wohl gerade das Beste. Außerdem wird‘s Zeit für ein neues Brainstorming. Neue Ideen müssen her, wenn wir diesen verfluchten Bunker jemals finden wollen.«
    Sie waren nur wenige Minuten von der Lichtung entfernt, auf der sie vorhin einmal Rast gemacht hatten. Wieder gingen sie bis zu der kleinen Anhöhe in der Mitte des baumlosen Rondells, schnürten dort ihre Rucksäcke ab. Sina zog sich ihre Stiefel aus und krempelte dann ihre dicken Baumwollsocken nach unten. »Hätte ich gewusst, wie warm es heute wird, hätte ich dünnere genommen. Schau mal, meine Füße dampfen richtig.« Gabi konnte darauf nicht eingehen, denn zwischen ihren Zähnen klemmte ein Stoß Kopien, die sie aus ihrem Rucksack gezogen hatte. Weitere Blätter breitete sie vor sich auf dem Waldboden aus. »O. k., ich sehe, du willst sofort loslegen. Also gut, Gabi: Wie wollen wir die Suche eingrenzen?«
    Gabi hatte sämtliche Zettel verteilt und mit zwei Bechern, einem Feldstecher und der Thermoskanne beschwert. »Ich hoffe, meine Unterlagen werden uns darauf eine Antwort geben können. Sehen wir uns noch einmal alles genau an: Was zeichnet einen Bunker aus? Wie kann man einen solchen Unterstand von außen erkennen?«
    Sina vertiefte sich in die Auszüge auf dem Boden. »Es ist immer das Gleiche, Gabi. Nur ein Luftschacht oder der Eingangsbereich kann den Bunker verraten. Sonst gibt es nun mal nichts Auffälliges an so ’nem Riesengrab.«
    Gabi wollte partout nicht glauben, dass sie nicht doch noch etwas Verräterisches entdecken würde: »Lass uns den Faden von neulich aufgreifen.«
    »Du meinst die Sache mit dem feuchten Küstenboden. Von wegen Hochbunker und so.«
    »Nicht gerade Hochbunker, aber wie gesagt: Ein Hügel könnte es sein.«
    Sina schüttelte den Kopf: »Aber Gabi, das bringt genauso wenig wie meine gescheiterte Grasfahndung. Die Suche nach einem oberirdischen Bunker ist doch nichts anderes, als einer Illusion nachzujagen. Der letzte Hügel, den ich seit unserer Abreise aus Nürnberg wahrgenommen habe, war irgendwo in Bayerisch Sibirien, kurz hinter Hof. Hier oben gibt’s keine Berge oder Hügel. Nicht mal ein Häufchen. Wenn es also eine einigermaßen anständige künstliche Erhebung gäbe, wäre sie uns längst aufgefallen.«
    Das war’s! Sina hatte die Lösung gefunden. Freilich ohne dass sie auch nur den blassesten Schimmer davon hatte. Gabriele sprang wie von der Tarantel gestochen auf und schüttelte Sina an der Schulter: »Mensch, Kleine! Du bist ein Goldstück. Wie konnten wir nur so blind sein?«
    Sina ahnte nicht im Geringsten, worauf sie hinauswollte. Gabi lief ein Stück in Richtung Wald zurück, hüpfte dabei wie ein Reh auf und ab. Albern, fand Sina. Völlig albern.
    Gabriele blieb stehen, sah zu Sina hinüber – nein, nicht bloß hinüber: Sie blickte zu Sina hinauf . Sina stutzte. Dann sprang auch sie auf und rannte auf ihre Freundin zu. Gut 20 Meter von ihrem Rastplatz entfernt standen die Frauen und nahmen Maß. Ja, tatsächlich. Es gab keinen Zweifel: Die Rucksäcke und Sinas Stiefel thronten deutlich über ihnen. Zwischen ihrer jetzigen Position und der ihrer Sachen lagen grob geschätzt zwei bis zweieinhalb Höhenmeter. Keine bemerkenswerte Steigung. Eher ein sanfter Bogen. So sanft,

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