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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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und wirst zum Schluss auch noch gemein. Dabei will ich unsere Pleite nur ein wenig versüßen. Mit kleinen Neckereien geht das doch am besten. Ist immerhin besser, als eine beleidigte Grimasse zu ziehen und irgendwann wortlos den Heimweg anzutreten.«
    Gabriele beschloss, nicht darauf einzugehen. Sie setzte ihre Suche fort und machte sich daran, den Radius um einige Meter zu vergrößern. Sina schüttelte über diese aussichtslosen Bemühungen nur den Kopf und ließ sich wieder auf ihren Pulli sinken. Spätestens in einer Stunde, dachte sie sich, würde auch Gabriele zur Vernunft kommen. Und dann wäre dieses ganze Kasperletheater hoffentlich vorüber.
    Gabrieles Aufgabe hatte sich durch den erweiterten Aktionsradius erheblich vergrößert. Das abzusuchende Gebiet war sprunghaft gewachsen. Die Hilfe von Sina hätte sie jetzt nur allzu gut gebrauchen können. Aber egal, es musste auch so gehen. Zu allem Überfluss wurde das Gestrüpp, je näher sie den Bäumen kam, dichter und erschwerte ihr das Vorankommen. Außerdem trugen einige Zweige Dornen, an denen sich Gabriele immer wieder die Haut aufriss. Schweißtropfen, die in die winzigen Wunden ihrer Unterarme rannen, bereiteten ihr einen brennenden Schmerz.
    Die Schneise, die Gabriele im Gebüsch vor sich auszumachen glaubte, war dicht zugewuchert. Gabi musste ihre Fantasie spielen lassen, um in der vage zu erkennenden Furche einen schmalen Weg zu sehen. Sie zog ihre Mini-Machete, einem Gelegenheitskauf von Sina, aus der Gürtelscheide und bearbeitete das Strauchwerk. Das gestaltete sich deutlich mühseliger als angenommen. Doch nach einigen Minuten war Gabriele so weit, dass sie tatsächlich eine schmale Schneise vor sich hatte. Sie haute weiter auf die Äste ein, bis die Machete plötzlich einen harten Schlag an ihre Arme weitergab. Sie war gegen irgendetwas Festes gestoßen. Gabriele bückte sich, um die Ursache des Widerstandes näher zu untersuchen. War es ein Felsen?
    Hinter einer dicken Wand aus verwobenen Bodendeckern kratzte sie eine grasgrüne Masse frei. Sie war eben und fest. »Beton«, stammelte Gabriele. »Es ist wirklich Beton.« Aufgebracht scharrte sie an der Stelle weiter und bemühte sich, so viel wie möglich davon freizulegen. Vielleicht war das ein Teil des Belüftungsschachtes. Oder, mit etwas Glück, sogar der Eingang.
    Sina beschäftigte sich noch immer ausschließlich mit ihren Füßen. Erneut ließ sie sie in der Luft kreisen und pfiff dabei unbeschwert vor sich hin. Für sie war die Sache gelaufen. Den Bunker hatte sie abgeschrieben. Wenn sie ganz ehrlich war, war sie nicht einmal traurig deswegen. Wahrscheinlich hätte dieses Ding eh nur Ärger gebracht und ganz sicher hätte es für sie eine Menge Arbeit bedeutet. Darauf konnte sie eigentlich gut und gern verzichten.
    Gabriele musste all ihre Kraft zusammennehmen, um das Messer stark genug in die Sträucher zu rammen. Diese waren über viele Jahre hinweg dermaßen dicht miteinander verwachsen, dass sie kaum zu trennen waren. Einen besseren Schutz vor unliebsamem Besuch, wie ihn die Natur hier geschaffen hatte, hätten sich die Sicherheitsingenieure der Wehrmacht auch nicht einfallen lassen können. Trotzdem machte Gabriele unverdrossen weiter und bearbeitete das Dickicht mit unnachgiebiger Entschlossenheit. Inzwischen hatte sie auch auf der anderen Seite des Weges Beton gesichtet. Offenbar wurde die Schneise an beiden Rändern durch stabile Mauern gestützt. Die Befestigung zog sich nun bereits über gut fünf Meter. Und wenn sich Gabi nicht täuschte, führte der Weg leicht abwärts.
    Sina hatte allmählich genug davon, ihre Füße bei den Luftübungen zu beobachten. Sie richtete sich auf und suchte den Hang ab. Es war mal wieder an der Zeit, Gabi ein wenig zu ärgern. Aber wo steckte sie bloß? Sina drehte sich, suchte mit zusammengekniffenen Augen die Ränder der Lichtung ab. Keine Spur von der Freundin.
    Inzwischen hatte Gabriele sich knapp fünf Meter vorgearbeitet. Der Schweiß rann ihr in dicken Tropfen von der Stirn, die klatschnassen Löckchen hingen schlaff herab. Gabriele schnaufte vor Erschöpfung. Abermals holte sie weit aus und ließ die Machete in den Busch sausen. Es klirrte ohrenbetäubend. Erschreckt fuhr Gabriele zurück, um sich sogleich zu fangen und neugierig vorzubeugen. Interessiert betastete sie den Boden. Die Oberfläche war hart und rau wie zuvor bei den Betonwänden. Diesmal aber auffällig kühl. Gabriele klopfte vorsichtig mit den Fingerspitzen darauf. Sie

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