Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
Vom Netzwerk:
Männer – hätten angeblich festgestellt, dass der Mann genetisch darauf gepolt ist, den Erhalt der Rasse sicherzustellen und seinen Samen möglichst weit zu streuen. Untreue sei also geradezu ein von der Natur gefordertes Muss.«
    »So hat er das gesagt?«, fragte Gabriele amüsiert nach.
    »Ja. Und ich weiß nicht, was daran lustig ist«, entgegnete Sina schnippisch.
    Gabriele schmunzelte trotzdem weiter. »Hast du wenigstens gekontert, Sina?«
    Die Jüngere stutzte: »Gekontert? Wie denn? Was soll man auf so einen Blödsinn noch antworten?«
    Gabi lächelte fürsorglich: »Du hättest ihm zum Beispiel den wichtigsten Unterschied zwischen Mensch und Tier näher bringen können: nämlich, dass der Mensch seine Triebe zügeln kann. Oder wie wär’s mit der Geschichte der Heiligen Maria Goretti?«
    Sina wusste damit nichts anzufangen: »Was hat ausgerechnet eine Heilige mit meinem Klaus zu tun?«
    »Maria Goretti war eine besondere Verfechterin der Keuschheit. Sie hat ihre Jungfräulichkeit sogar mit dem Leben verteidigt.«
    »Ach.« Sina war einmal mehr erstaunt über die schier unerschöpfliche Bildung ihrer Freundin. »Und wie hat sie das getan?«
    »Die kleine Maria – sie mag damals zwölf gewesen sein – wurde in den Sümpfen bei Rom überfallen. Sie sollte vergewaltigt werden, wehrte sich dagegen jedoch mit allen Kräften.«
    Sina nickte anerkennend: »Mutig, die Kleine. Und was wurde aus ihr?«
    »Der verprellte Vergewaltiger hat sie erstochen.«
    Sina strafte ihre Freundin mit Blicken: »Na toll. Ausgesprochen hilfreich, diese Geschichte. Soll ich Klaus etwa vorschlagen, dass er sich lieber selbst umbringen könnte, statt der nächsten Versuchung zu erliegen?«
    Gabriele schmunzelte noch immer: »Diese Geschichte hätte ihn zumindest aus dem Tritt gebracht. Ich bin überzeugt, er hätte sich mit seiner nächsten Männerweisheit ein wenig zurückgehalten.«
    Sina ging darauf nicht mehr ein. Sie streckte sich aus und ließ sich Gabrieles Erzählung noch einmal durch den Kopf gehen. Sicher, die Leidensgeschichte dieser heiliggesprochenen Märtyrerin war weit hergeholt. Andererseits gab es tatsächlich eine Parallele zu Klaus’ Vortrag: Beides waren Extreme, beides war ziemlich überspitzt. Sina grübelte eine Weile weiter, schlief dann über ihren Gedanken ein. Diesmal fiel sie in einen ruhigeren Schlaf.

23
    Wenn sie wollte, konnte Gabriele richtig kameradschaftlich sein. Und sogar hilfsbereit. Vielleicht auch eine Spur selbstlos. Aber beim letzteren war sich Sina nicht so sicher: Denn es war zwar nett von ihr, Klaus für eine Weile ›verschwinden‹ zu lassen, aber sie hatte das wohl kaum nur Sina zuliebe arrangiert. Es spielte sicher eine Rolle, dass Klaus ihr ohnehin ein Dorn im Auge war. Außerdem sah sie offensichtlich ihre Bildersuche durch dessen Anwesenheit gefährdet. Wie dem auch sei: Gabriele hatte dafür gesorgt, dass Sina ungestört im Speiseraum Platz nehmen und ihr Frühstück genießen konnte, ohne sich dabei von ihrem Ex-Freund neue Gemeinheiten an den Kopf knallen lassen zu müssen.
    Zufrieden klopfte Sina ihr Frühstücksei auf. »Das hast du nett gedeichselt für mich, Gabi. Ich habe fast auf das Frühstück verzichten wollen, bloß um ihm nicht über den Weg zu laufen.«
    Gabi griff sich ein Brötchen. »Kein Problem. Im Männer-Austricksen war ich immer gut. Manchmal offenbar zu gut – sonst wäre ich heute wahrscheinlich verheiratet.«
    Sina schlürfte flüssiges Eigelb vom Löffel: »Und was genau hast du Klaus für eine Geschichte aufgetischt, um ihn loszuwerden?«
    Gabriele schien nicht zu wissen, ob sie ihr Brötchen lieber mit Marmelade oder mit etwas Herzhaftem belegen sollte. Sie entschied sich für eine Scheibe Schinkenwurst. »Ich habe ihm gesagt, dass er bei unserer ›Räubertour‹, wie er das immer so nett bezeichnet, dabei sein darf. Da hat er leuchtende Augen bekommen. Ich weiß nicht, ob wegen des Abenteuers, das er sich davon verspricht, oder weil er eine Chance gewittert hat, sich wieder an dich ranzumachen.« Gabi biss in ihr Brötchen und genehmigte sich danach einen Schluck Kaffee. »Auf jeden Fall hat er eingewilligt. Er war ganz Feuer und Flamme.«
    »Und wo ist der Trick an der Sache?«, wollte Sina wissen.
    »Kein Trick. Klaus ist tatsächlich auf Räubertour gegangen. Ich habe ihm gesagt, dass wir unsere Expeditionen grundsätzlich nachts durchführen, damit uns niemand erwischt. Er sollte sich gegen drei Uhr morgens auf den Weg zu unserem Treffpunkt

Weitere Kostenlose Bücher