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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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betrachtet nicht mehr annähernd so einsichtig aus und ihre Augen strahlten eine enorme Entschlossenheit aus. Sina ahnte Schlimmes.
    »Ich muss da rein! Koste es, was es wolle«, keifte Gabriele. Wie wild fuhr sie sich mit den Händen durchs Haar. »Es ist nicht zu glauben: Nur ein paar Meter unter mir ist das, wonach ich so lange gesucht habe. Und ich soll da nicht drankommen? Das gibt’s einfach nicht!«
    »Reg dich ab, Gabi. Wir wollen da ja rein. Nur nicht von hier aus. Will das denn partout nicht in deinen Kopf? Eine kleine Erschütterung, und dieses Ding pustet alles weg, was nicht niet- und nagelfest ist.«
    In dem Augenblick, in dem Sina ihre letzten Worte gesprochen hatte, wusste sie bereits, dass sie ein Fehler waren. Ein großer Fehler. Gabriele blickte sie listig an und schaute sich dann für Bruchteile von Sekunden um. Ehe Sina reagieren konnte, stürzte Gabriele auf einen morschen Baumstumpf am Rande der Schneise zu und versetzte ihm einen harten Tritt.
    »Gabi! Um Himmels willen! Was tust du?« Sina versuchte, ihre Freundin festzuhalten. Doch es war zu spät. Mit einem zweiten Tritt hatte Gabriele den Stumpf ins Rollen gebracht. Sina stellte ihren Fuß vor das Holz, doch es preschte einfach darüber hinweg – der Hang hinab zum Tor war zu steil.
    Ehe sie sich versah, hatte Gabriele ihren Arm gepackt und zog sie von dem Bunkereingang weg. Beide stolperten mehr, als dass sie rannten, dann ergriff Sina wieder die Initiative. »Runter!«, brüllte sie. Die Frauen warfen sich flach auf den Boden, legten ihre Arme instinktiv schützend über ihre Köpfe.
    Gerade noch rechtzeitig. Im nächsten Moment hatte der Stamm die Bunkertür erreicht. Er prallte hart auf das Metall der Bombe. Dann ging alles ganz schnell. Der Blindgänger löste sich aus seiner Verankerung zwischen Wurzeln und Unterholz, bewegte sich auf die Stahltür zu und stieß frontal dagegen.
    Es tat einen ohrenbetäubenden Knall. Lauter als beim stärksten Gewitter. Eine Explosion, wie sie Sina und Gabriele noch nicht erlebt hatten. Sie nahmen einen hellen Lichtblitz wahr. Nahezu im gleichen Moment fegte eine kräftige Druckwelle über die beiden hinweg. Ein armdicker Ast schoss um Haaresbreite an Sinas Kopf vorbei. Ein Stück Strauchwerk, dicht besetzt mit Dornen, verfing sich in Gabrieles Bein und scheuerte daran entlang. Staub drang in ihre Augen.
    Sina wusste nicht, ob sie schreien oder weinen sollte. Sie hatte fürchterliche Angst. Gabi war wie benommen. Sie fühlte sich, als hätte jemand mit einem Vorschlaghammer auf sie eingeprügelt. Auch sie war sich nicht im Klaren, was sie tun sollte. Laut um Hilfe rufen, kreischen oder einfach nur bewegungslos daliegen?
    Wenige Sekunden später war der Spuk vorbei. Die Freundinnen wagten sich dennoch nur langsam aus ihrer Deckung. Gabriele sah sich von oben bis unten genau an, befühlte die eigenen Gliedmaßen behutsam, als könnten überall grauenhafte Wunden lauern, deren Schmerzsignale noch nicht bis zum Gehirn vorgedrungen war.
    Sina schüttelte das Laub aus ihren Haaren und rieb sich den Staub aus dem Gesicht. »Dabei hätten wir draufgehen können, Gabi. Das weißt du.«
    »Sind wir aber nicht«, antwortete diese trocken. Sie stützte sich auf ihren Knien ab und richtete sich dann ganz auf. Als sie den Dreck von der Jacke klopfte, fragte Gabi, als sei nichts geschehen: »Na, alles in Ordnung?«
    Sina hatte kaum die Furcht verarbeitet, die ihr diese enorme Explosion eingejagt hatte, da stieg bereits ein neues starkes Gefühl in ihr auf: Wut. Sie belastete vorsichtig beide Beine, wagte sich ans Aufstehen. »Sieht so aus«, meinte sie auf Gabrieles Frage und fügte bitter hinzu: »Aber langsam frage ich mich, ob auch bei dir alles in Ordnung ist.«
    »Reg dich nicht so auf«, sagte Gabriele lapidar, »es hat doch alles geklappt. Wir leben.«
    Sinas Tonfall war hart: »Verantwortungslos! Das war völlig verantwortungslos von dir.«
    Ohne darauf einzugehen, schritt Gabriele die Schneise entlang auf den Ausgangspunkt der Detonation zu und verschwand hinter den angesengten Sträuchern. Das Buschwerk hatte die Explosion erstaunlich gut überstanden. Es war nur teilweise, aber manche Sträucher vollständig verbrannt. Doch durch ihre Elastizität konnten die meisten Büsche der Druckwelle verblüffend gut standhalten. Ein paar Tage, und die Äste würden bereits wieder von neuem Grün überwuchert. Auch der Bunkereingang war nach wie vor schwer einzusehen.
    Gabriele fackelte nicht lange, sondern

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